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Vor dem Hintergrund des ländlichen Deutschland Mitte des 19. Jahrhunderts, als ganze Dörfer getrieben von Hungersnot und Armut ins ferne Südamerika emigrierten, erzählt Edgar Reitz in seinem neuen Kinofilm "Die Andere Heimat" eine bewegende Familien- und Liebesgeschichte. In ihrem Zentrum stehen zwei Brüder, die eines Tages vor der alles entscheidenden Frage stehen: Gehen oder bleiben? Jakob, ein für einen Bauernjungen ungewöhnlich romantisch veranlagter Charakter, träumt sich in eine bessere Welt, in ein Paradies in den Urwäldern Brasiliens. Er schmiedet Pläne, mit seiner großen Liebe, der Tochter einer Edelsteinschleiferfamilie aus seinem Dorf, auszuwandern, unter seltsamen Fremdlingen zu leben, ihre Sprache zu erlernen und große Abenteuer zu erleben. Die Rückkehr seines Bruders Gustav aus dem preußischen Militärdienst gibt den Anstoß zu Ereignissen, die die Liebe zwischen Jakob und Jettchen erschüttern und Jakobs Leben in eine völlig andere Richtung lenken werden.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Schwarz-weiß. Knapp vier Stunden. Ein weiteres Kapitel von dem deutschen Chronisten Edgar Reitz, der hier die Geschichte der Familie Simon um 1840 herum erzählt. Der gewöhnliche Kinogänger dürfte bei diesen paar Wörtern schon desinteressiert abschalten beziehungsweise nach einem anderen Film Ausschau halten. Und das könnte man ihm nicht einmal verübeln, handelt es sich hier doch gewissermaßen um ein Mammutwerk, das allerdings überraschend klein wirkt, wenn man es gegen die anderen drei Einträge der „Heimat“-Filme von Reitz hält. Diese haben nämlich je für sich allein eine Laufzeit von im Schnitt 1000 Minuten - ist also nicht wirklich Material zum Anschauen und Weglegen, sondern eher etwas für den häppchenweisen Verzehr. Da wirkt „Die andere Heimat - Chronik einer Sehnsucht“ fast schon wieder leicht bekömmlich. Es kommt eben alles auf die Perspektive an. 

Und dennoch bleibt es dabei; knapp vier Stunden Film guckt man nicht einfach mal eben so. Da überrascht es doch, wenn man das Werk aus dem Jahre 2013 sieht und man von der äußerst fluffigen Inszenierung von Edgar Reitz in den Bann genommen wird. Wenn man die ursprünglichen "Heimat"-Episoden nicht kennt und hier unvoreingenommen herantritt, dann wird man sich positiv überraschen lassen dürfen, von der Flexibilität, der Leichtigkeit und der so nicht zu erwarteten Flüssigkeit der Kamera, des Schnittes, der Dramaturgie - ja, allem eigentlich. Regisseur Reitz zieht wirklich alle Register des modernen Filmemachens und versteht es, den Zuschauer über die komplette Laufzeit hinweg bei der Stange zu halten. Das ist keine Selbstverständlichkeit, zeugt aber doch von der Erfahrung des Regisseurs, die ihm hier deutlich zu Gute kommt.

In den drei Stunden und vierzig Minuten in Hunsrück erzählt Reitz eine Coming of Age-Geschichte, die sich auf den Protagonisten Jakob Simon (überragend: Jan Dieter Schneider) und auf den Ort an sich bezieht. Während Jakob, der Träumer der Familie, der lieber liest und schreibt, als im Familiengeschäft (der Schmiede) mit Hand anzulegen und dafür (im besten Fall) argwöhnisch beäugt wird oder (im normalen Fall) ein wenig Prügel bekommt. Jakob ist ein lupenreiner Autodidakt, der sich das Lesen und Schreiben verschiedener Sprachen selbst beibringt, der wissbegierig und etwas verträumt durch das Leben schreitet. In seinem Blick stehen zu jeder Sekunde entweder die Sehnsucht nach dem Erfüllen seines Traumes (der Auswanderung nach Brasilien, das Land, in dem die Rosen zu Weihnachten blühen) oder die Begeisterung für die Welt und das Leben. Er ist voll mit Energie, Motivation und Lust, ist dafür jedoch auch ein wenig zurückgezogen und introvertiert.

Seine Neugier, sein Drang, an andere Ufer zu gelangen, wird von der Elterngeneration (die den Großteil und die absolute Autorität des Ortes ausmacht) als Fremdartiges abgetan. Die Verbundenheit zur Heimat ist hier etwas ganz Eigenes, fast schon ein Charakterzug. Die Heimat ist ein Teil der DNA eines jeden dort lebenden Menschen. Sie ist fester, bzw. Hauptbestandteil der Identität, eine Abkehr von ihr käme einem Hochverrat an sich selbst und seiner ganzen Familie gleich. Darüber denkt Jakob aber nicht nach, denn die Wissbegier und das Sehnen nach der Freiheit ist kraftvoller, als die Zweifel danach. Während der Aufbruch nach Brasilien für ihn jedoch sehr schwer wird (auch, weil sein Bruder aus dem Militärdienst heimkehrt), wandelt sich jedoch die Welt um ihn herum. Etwas, was Jakob nicht für möglich hielt und auch gar nicht bedacht hat. Denn während das Leben für die Großeltern irgendwann den letzten Frieden bereithält, bringt die Jugend neu erworbenes Wissen in das Alltagsleben ein - und erzählt so die Coming of Age-Geschichte des Dorfes.

Jakob sieht das alles anfangs nicht. Er sieht nur Unterdrückung, Langsamkeit, Ungerechtigkeit und Not, vor der er fliehen will. Ins heilige Land Brasilien, das er sich (auch dank vieler Geschäftsmänner die fleißig die Werbetrommel rühren) wie eine Art Schlaraffenland vorstellt. Schlechtes gibt es da nicht, wo auch immer es sein mag, nur die Freiheit und damit das wahre Leben an sich. Denn die Freiheit sei das innerste Wesen eines jeden Menschen. Es spricht die Sehnsucht aus ihm, aber auch die Entschlossenheit und ein kleines bisschen die Enttäuschung, die solange existiert, wie er denkt, dass er das richtige Ziel vor Augen hat. Reitz erzählt eben diese Geschichte des Jakob und vermischt auf geniale Art und Weise das Träumerische und die Realität, wenn die Musik in dem Wiehern eines gezeigten Pferdes mündet und Jakob weiter von einem Dorf am Amazonas erzählt.

Fazit

Mit „Die andere Heimat - Chronik einer Sehnsucht“ hat Edgar Reitz einen überraschend kinematischen Film abgeliefert. Durch die äußerst gefühlvolle Darbietung der Bilder und der bodenständige und ruhige Erzählung der Geschichte schafft der Regisseur es gar, so manches altbekannte Motiv wieder frisch und faszinierend wirken zu lassen - eben so, als hätte man Derartiges noch nie gesehen. Man sieht den Film quasi so, wie Jakob die ganze Welt. Und da kommt auch die entfesselt schwebende Kamera ins Spiel, die in einem Kontrast zum Faktum des Films steht, aber Hand in Hand mit dem inneren Wesens, dem inneren Kern des Menschen an sich funktioniert. Einer, der in einer Szene dargeboten wird, in der ein Mann und ein Mädchen einen Kristall in die Sonne halten. Für einen Moment ist die Welt in diesem Dorf vergessen, der Trott, die Einsamkeit und der Druck der Tradition und alles, was über bleibt, ist die Freiheit des Menschen.

Kritik: Levin Günther

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