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In A Cop Movie verfolgt Alonso Ruizpalacios die Polizistin Teresa und ihren Partner Montoya in ihrem prekären Arbeitsalltag. Sehr schnell wird deutlich, dass ihre Probleme systemisch sind, und dass dieses System durch eine harte Abrechnung mit diesem Polizeiwesen in seiner Gänze überwunden werden können.  

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Nach einem Jahr 2020, in dem zahlreiche Fälle über deutsche Polizist*innen und ihre Verstrickungen in rechte Netzwerke publik wurden, in dem Fälle von Polizeigewalt in Frankreich und insbesondere in den USA Auslöser dafür wurden, dass die Menschen tatsächlich auf die Straße gingen, um für die Opfer und gegen ein Fortsetzen der Gewalt zu protestieren („Defund the Police!“), nach einem solchen Jahr mag die Aussicht auf einen Film, der für die Sicherheit und Rechte der Polizei wirbt, völlig fehl am Platz wirken. Alonso Ruizpalacios (Museo) macht es dennoch und hat zunächst einmal gute Gründe dafür, spielt sein Film doch, wie schon die beiden Vorgänger, in seinem Geburtsort Mexiko-Stadt. Aus seinem durchgedrehten Genre-Mix aus Mockumentary, Dokumentarfilm und Dramedy spricht in unmissverständlicher Klarheit der Wunsch, auf die verzweifelte Lage der mexikanischen Polizist*innen aufmerksam zu machen. Eine unzureichende Ausbildung in der Polizeiakademie, unübersehbare Korruption und fehlende Anerkennung durch die Zivilbevölkerung, die sich bestenfalls in implizitem Misstrauen, schlimmstenfalls in ostentativer Feindseligkeit ausdrückt, haben bei gleichzeitig chronischer Unterbezahlung über Jahrzehnte hinweg eine zunehmende Prekarisierung des Berufstands herbeigeführt. Leider führt Ruizpalacios Formexperiment bei aller Dringlichkeit eher Irritationen hervor, als die Aufrichtigkeit seines Anliegens zu unterstreichen.

Nicht ohne eine gewisse Anstrengung lassen sich die Verbindungslinien zwischen dem erfindungsreichen Debüt Güeros und A Cop Movie ziehen, und es wäre durchaus unwahrscheinlich, dass jemand, der mit Ruizpalacios‘ Werk nicht vertraut ist, in ihnen den selben Regisseur erkennten, wenn er oder sie die Filme nacheinander vorgesetzt bekäme. Kam sein bittersüßer Slice-of-Life-Road-Movie über einen Jungen, der inmitten der Studierendenbewegungen im Jahr 1999 zu seinem Bruder geschickt wird und mit diesem und seinen Freunden durch Mexiko-Stadt mäandert, in seinem kantigen Schwarz-Weiß wie eine raue Jugenderinnerung daher, stilisiert sich A Cop Movie vom Start weg in schrillen Farben und digitalem Hochglanz. Das Verbindungsglied stellt sicher der Heist-Film Museo dar, der 2018 auf der Berlinale vorgestellt wurde und der sich den realen Einbruch im anthropologischen Museum von Mexiko-Stadt aus dem Jahr 1985 zur Vorlage nahm, und somit bereits das Verhältnis von Faktizität und Fiktionalität untersuchte. 

In A Cop Movie geht Ruizpalacios nun noch einen Schritt weiter. Es ist beinahe so, als antizipiere Ruizpalacios bereits eine gewisse Kritik im Stile der eingangs angemerkten Fälle von Polizeigewalt, die 2020 vielleicht mehr als je zuvor eine breite, wenn auch US-zentrierte, Öffentlichkeit erreichten. Als an einer Stelle während eines großen LGBT-Straßenumzugs einer der Feiernden zum Wasserlassen einen Baum aufsucht, stellt sich ihm Protagonist und Polizist Montoya (Raúl Briones, Güeros) entgegen und weist ihn darauf hin, dass das öffentliche Urinieren dort verboten sei. Der Trunkenbold, unwillig, sich von seiner Freundin zurückhalten zu lassen, holt in trotziger Reaktion seinen Penis heraus und uriniert dem Staatsdiener schlicht vor die Füße. Als dieser schließlich von Dannen zieht, nicht, ohne ihn vorher noch einige Beleidigungen an den Kopf zu werfen, tritt ein Beobachter zum Polizisten vor und fragt diesen ungläubig, ob er das allen Ernstes so auf sich bewenden lassen wolle. In den USA, so der Passant, wäre dieser Frevel bereits tot. Nun, wehrt sich Montoya, dies seien aber eben nicht die USA, dies sei Mexiko. 

 Und so lässt Ruizpalacios von der ersten Szene an keine Zweifel daran aufkommen, worum es ihm geht. In jener verfolgen wir die Polizistin Teresa (Mónica Del Carmen, Babel) auf einem nächtlichen Einsatz, der sie über einen mit vollen Wäscheleinen behangenen Hinterhof zu einer Frau führt, die sich in den Wehen befindet. Bereits vor zwei Stunden habe man einen Krankwagen gerufen, so beschweren sich die Umstehenden bei Teresa. Einen Krankenwagen, nicht die Polizei. Doch es ist nichts zu machen, der Krankenwagen bleibt aus, es ist ein altbekanntes Problem in Mexiko-Stadt. Und so erreichen die Sanitäter das Haus auch erst, nachdem sich Teresa, ohne jegliche, über die erste Hilfe hinausgehende, medizinische Ausbildung, die Entbindung aus Hilflosigkeit, wortwörtlich, selbst in die Hand nimmt. Es ist ein unvergesslicher Auftakt, der Ruizpalacios hier gelingt, dessen Höhe er in der Folge jedoch nicht mehr erreicht. Dann setzt nämlich, in fünf Akten, zunehmend eine Metafiktionalisierung ein, in deren Folge die Missstände in der Polizei (scheinbar) abgebildet werden, und in der die Zeugenaussagen realer Polizist*innen mit einem Narrativ, das auf seine eigene Gemachtheit verweist, korrespondieren und im Sinne der Kontrastierung überblendet werden. 

Die Berlinale belohnte Ruizpalacios‘ formales Experiment mit dem Silbernen Bären „als herausragenden künstlerischen Beitrag“, doch es bleibt fraglich, inwiefern jenes wirklich fruchtet. Denn bei allem Einfallsreichtum wirkt diese Metaverhandlung nicht konsequent durchdacht und lenkt eher vom übergeordneten Thema ab, statt es auf unterstützende Weise zu durchdringen. 

Fazit

Alonso Ruizpalacios stellt A Cop Movie sein unbestreitbares Talent einmal mehr unter Beweis, scheitert jedoch daran, seinen Formwillen auf effektive Weise mit seinem Sujet in Einklang zu bringen.

Kritik: Patrick Fey

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