In den1990er Jahren hatte die ARD eine Filmreihe, die sie „Wilde Herzen“ nannte. Unter diesem Banner flimmerte damals einige wirklich gute Fernsehfilme über die Mattscheibe. Einer davon war „Club Las Piranjas“, der schnell sich eine Fangemeinde sowie einen kleinen Kultstatus aufbauen konnte. Das lag vornehmlich an Hauptdarsteller Hape Kerkeling, der damals noch weit davn entfernt war den Jakobsweg zu beschreiten. Es war 1995, als „Club Las Piranjas“ seine Premiere feierte, eine Zeit als Kerkeling noch als frisches Fernsehgesicht galt, obwohl er bereits mit Shows wie „Känguru“ und natürlich „Total Normal“ seine Spuren in der Fernsehhistorie hinterlassen hatte.

„Club Las Piranjas“ higegen geriet trotz seiner Fans in Vergessenheit. Das ist schade, denn ähnlich wie „Willi und die Windzors“ (ebenfalls ein Spielfilm mit Kerkling aus dem Hause der ARD) besitzt auch diese augenzwinkernde Abrechnung mit der Institution des Club-Urlaubs genügend Attribute, um den Film auch heutzutage noch eine Chance zu geben.

„Club Las Piranjas“ ist eine reinrassige Übertreibung. Allerdings eine Übertreibung mit Bodenhaftung. Die Urlauber bleiben stets greifbar. Sie spiegeln die Mittelschicht des Jahres 1995 wider. Gutbürgerliche Männer und Frauen, die zwei Wochen in Sonne entspannen wollen, dabei allerdings an die Club-Animateure Biggi (Angelika Milster) und Edwin (Hape Kerleing) geraten, die mit aufgesetzter Sonnenschein-Laune und präzise durchgeplanten Events dafür sorgen, dass die Erholung recht schnell ihre Koffer nimmt und auf nimmer wiedersehen den Urlaubsort verlässt. „Club Las Piranjas“ verballhornt also den Pauschaltourismus und natürlich auch den Cluburlaub. Das galt in den 1990er als scharfe Satire. Heutzutage wikt es dagegen eher mild.

Das macht er auch ganz gut, nur leider insistiert er gegen Ende eine dramaturgische Note ins Geschehen, die sich so ganz und gar nicht in den Rest einfügen will. Der Versuch aus den Clubmitarbeitern Biggi und Edwin mehr zu machen, als einfache wie aber funktionell einwandfreie Klischees, wirkt zu aufgesetzt und wird dazu noch viel zu spät in Angriff genommen. Dazu wiren diese Versuche wie ein unschöner Fremdkörper, der die eigentliche Handlung unschön aufhält.

Abseits davon  bietet „Club Las Piranjas“ ein kurzweiliges Unterhaltungsprogramm, gut besetzt mit einem urig-bodenständigen Ensemble, welches oft – wegen Kerkelings Prominenz – übergangen wird. Aber Darsteller wie Horst Krause, Hildegard Krekel, Michael Brandner, Tana Schanzara, Dorothea Walda und Katharina Schubert sind es letztlich, die „Club Las Piranjas“ trotz aller Überspitzungen in einem bodenständigen Licht erstrahlen lassen. Und selten hat jemand so wunderbar betrunken gespielt wie Judy Winter, die hier als Club-Chefin zu sehen ist.