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Quelle: themoviedb.org

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Dieser Film geht unter die Haut: Carlos (Antonio de la Torre) ist wahrlich der beste Schneider von Granada und hat ein tödliches Geheimnis. Denn der unscheinbare Perfektionist ist ein Mörder. Bis zu dem Tag, als er sich in die schöne Nina (Olimpia Melinte) verliebt…
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Wohin uns die Reise bei „Cannibal“ (OT: „Caníbal“) führt, ist nicht nur bereits durch den Titel deutlich erkennbar, sondern auch die ersten Minuten des neuen Filmes von Regisseur Manuel Martín Cuenca („Malas temporadas”, “La mitad de Óscar”) präsentieren uns den ungewöhnlichen Weg eines eiskalten wie berechenbaren Killers: Es ist eine stille Symphonie des Todes, die uns mit leisen gar schon unaufgeregten wie malerischen Bildern präsentiert wird. Mit einem entfernten Blick auf eine abgelegene Tankstelle bei Nacht, lernen wir so den Schneider Carlos (Antonio de la Torre) kennen. Einem Perfektionisten und stets sehr disziplinierten Menschen, der scheinbar keine Gefühle hegt. Und somit beginnt sein Tagesablauf auch mit Routine: Frühstück, Anzug, der Gang zur Arbeit, seine ordentliche Werkstatt und später am Abend schließlich das perfekt gebratene wie gewürzte Stück Fleisch mit einem Rotwein.  „Cannibal“ will uns hier keine Antworten liefern, sondern viel lieber eine ruhige gewissenhafte Charakterstudie eines Mannes, der nächtlich seinen Opfern nachstellt, diese genüsslich zerlegt, in den Gefrierschrank legt, nur um sie danach bei Kerzenlicht, Wein und stiller Atmosphäre zu genießen. Und Regisseur Manuel Martín Cuenca hält mit seiner Kamera unverhohlen auf seinen Protagonisten drauf. Ohne Gnade, ohne Reue und ohne Liebe. Oder doch?

Denn genau hier beginnt die eigentliche Faszination hinter „Cannibal“: Wo der Film uns keineswegs blutig oder gar voyeuristisch ein Gewaltfest zelebriert, liefert er uns viel eher ein Arthouse-Kino mit einer oftmals gar schon gruseligen psychologischen Komponente. Wir sind Teil von Carlos Leben, sehen seinen Tag, seine Skrupellosigkeit, seinen Blutzoll, doch auch schließlich seine Angst und Verwirrtheit. Denn als die mysteriöse Alexandra (Olimpia Melinte) in sein Leben tritt, beginnt sein wohlsortiertes Kartenhaus zu wackeln. Carlos lässt seiner Natur freien Lauf, lebt genüsslich seine Ekstase aus. Doch als die Schwester (ebenfalls Olimpia Melinte) auftaucht und nach Alexandra sucht, beginnt ihn ihm etwas zu wachsen was er kaum für möglich gehalten hat: Gefühle. Was folgt ist eine fantastisch bebilderte, und ungewöhnliche, Liebesreise, die für sich genommen bereits eine Menge Faszination ausübt. Jedoch kann uns Regisseur Manuel Martín Cuenca nicht gänzlich von seinem Film überzeugen.

Wo Hauptdarsteller Antonio de la Torre eine perfekte Balance zwischen Monster, Unschuld, Psychopath und Liebenden mit Bravur schafft, kann auch Olimpia Melinte mit ihrem doppelten wie charmanten Spiel schnell die Zuschauer begeistern. Jedoch hat die bedächtige, ruhige wie ferne bis ins Detail geplante Inszenierung von „Cannibal“ ihren Preis: Die stets distanzierte und regelrecht unbeteiligte Haltung gegenüber der Welt, der Figuren sowie die fehlenden emotionale Tiefe, führt dazu, dass der Zuschauer niemals richtig in den Film eintauchen kann. Die Szenerie ist malerisch, die Atmosphäre bedrückend, die Reise des Carlos eine voller Tragik und Symbolik. Doch eine große Spannung wie typische Unterhaltung bleiben fern. Hier gibt es weder Hass noch Mitleid, Liebe oder Tragik, Faszination oder Hingabe mit den eindrucksvollen Charakteren. Die Ereignisse im Film bleiben somit letztlich an vielen Stellen gleichgültig. Schade, durch etwas Tempo oder eine stärkere Einbindung von Emotionen, wäre wohl der Film eine wahre Genre-Perle geworden. So bleibt einzig die Erkenntnis zurück, dass der Hannibal Lecter Spaniens eine der wohl größten vertanen Chance des Jahres ist.

Fazit

„Cannibal“ ist ein eigentlich fantastischer Film voller Symbolik, Psychologie, einer ungewöhnlichen Liebesreise sowie eines wahren Monsters, dessen Tagesablauf wir in ruhigen wie malerischen Bildern bis ins kleinste Detail zu sehen bekommen. Doch was nützt all dies, wenn uns der Film selbst so stark auf Distanz hält. Was bleibt ist dennoch ein ungewöhnlicher Film für Genre-Fans, wobei jedoch Carlos etwas mehr emotionale Tiefe, Dramatik und Nähe verdient gehabt hätte.

Kritik: Thomas Repenning

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