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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Brooklyn im Jahre 1945. Der Krieg ist seit ein paar Monaten vorbei. Der renommierte Kriegsveteran Lt. Col. Hockstatter lädt vier Freunde und Kriegskameraden zu sich nach Hause ein. Alle kennen sich von Kindesbeinen an. Doch anstelle über alte Zeiten zu plaudern, bittet Hockstatter seine Freunde mit ihm an einer Séance teilzunehmen, um in Kontakt mit seiner verstorbenen Ehefrau zu treten. Die Veteranen sind skeptisch, doch durch die Beschwörung öffnen sie tatsächlich eine Pforte ins Jenseits. Mit fatalen Folgen …

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Gesehen im Rahmen des Programm des HARD:LINE Film Festival 2024

Auch in diesem Jahr huldigte das HARD:LINE Film Festival wieder einem Filmschaffenden in seinem Director’s Spotlight. Diesmal war der US-amerikanische Regisseur, Produzent & Drehbuchautor Ted Geoghegan zu Gast, der neben seinen bisherigen, hierzulande schon seit längerem auf dem Heimkinomarkt erhältlichen Spielfilmen We Are Still Here (2015) und Mohawk (2017) auch sein neuestes Werk Brooklyn 45 mit im Gepäck hatte, welches auf dem Festival seine Deutschlandpremiere feierte.

Die Handlung spielt kurz nach Weihnachten 1945. Vier Kriegsheimkehrer folgen der Einladung ihres Kameraden Clive (Larry Fessenden, Killers of the Flower Moon) in sein Appartement in Brooklyn. Das Wiedersehen nimmt schnell eine etwas absonderliche Richtung, den Clive hat sie nicht eingeladen, um in Erinnerungen zu schwelgen. An Thanksgiving hat sich seine Frau das Leben genommen und diesen Verlust hat er bis heute nicht verkraftet. Er möchte gemeinsam mit seinen Freunden eine Séance abhalten, um mit ihr in der Geisterwelt Kontakt aufzunehmen. Trotz großer Skepsis und Widerwillen tun sie ihm schließlich den Gefallen und öffnen damit nicht nur ein Tor zum Jenseits, sondern sehen sich erneut mit Details aus ihrer jüngsten Vergangenheit konfrontiert, über die sie eigentlich den Mantel des Schweigens und Vergessens decken wollten.

Waren die vorherigen Arbeiten von Ted Geoghegan noch glasklare, straighte Genre-Filme, geht Brooklyn 45 einen etwas anderen Weg, obgleich er aufgrund seines übernatürlichen Anteils natürlich auch dem Horror- und Geistergenre zuzuordnen ist. Wer jetzt aber einen Jump Scare-Schocker im Stile von Ouija – Spiel nicht mit dem Teufel oder ähnlich gelagerten Spuk-Film-Mumpitz erwartet, sollte vorgewarnt werden – oder viel eher, sich äußert erfreut zeigen. Vielmehr wird ein klassisches Kammerspiel angeboten, das sich mit seinem fast ausschließlich in einem Zimmer angesiedelten Handlungsort und der Handvoll Darsteller*innen eher anfühlt wie ein Theaterstück. Bei dem schon zu Beginn leichte Animositäten zwischen den eigentlich befreundeten Personen angedeutet und diese durch unvorhersehbare Ereignisse innerhalb kürzester Zeit immer weiter hochgeschaukelt werden und gleichzeitig immer mehr unbequeme Wahrheiten auf den Tisch kommen, welche die Situation irgendwann an den Rand der Eskalation bringen. Die Geisterbeschwörung dient dafür als Aufhänger und gerät zwischenzeitlich so weit in den Hintergrund, dass man sie fast schon als eine Art Macguffin bezeichnen könnte. Fast, denn schlussendlich ist sie dann doch mehr als nur ein beliebiger Plot-Dosenöffner, aber genau da liegt auch der einzig echte Kritikpunt des Films.

Im Grunde hätte der Film auch funktioniert, wenn er gänzlich auf den übernatürlichen Inhalt verzichtet hätte. Selbstverständlich hätten da noch einige Anpassungen vorgenommen werden müssen und gewisse Details abgeändert, der Schwerpunkt des Plots und vor allem seine besten Momente würden aber auch völlig losgelöst von seiner Geister-Ummantelung gelingen. Die Stärken liegen eindeutig in der kompakten, bewusst eingeengten Inszenierung, den teilweise sehr bissigen Dialogen und einem wirklich guten Cast aus der zweiten oder eher schon dritten Reihe, dem es dabei augenscheinlich nicht an Talent mangelt. Dies sorgt für einige intensive Situationen und teilweise überraschende Wendungen, gespickt mit einer Prise zynischem Humor. Im Prinzip funktioniert es so wie jedes gute Kammerspiel, das eben gar keine großen Einflüsse von außen benötigt. Der Genre-Anteil des Films scheint ab einem gewissen Punkt so irrelevant, dass der spätere Bezug und die Rückkehr zu ihm sich eher anfühlt wie ein Fremdkörper.

Dadurch wirkt insbesondere das Ende nach einem überraschend starken Mittelpart etwas holperig und ungelenk. Als hätte man kein Vertrauen in die eigene Leistung oder wolle auf Biegen und Brechen doch noch die Genre-Abfahrt nehmen, damit sich der Film vielleicht besser verkaufen ließe oder sich Ted Geoghegan in dieser Bubble einfach zu wohl und sicher fühlt, um jetzt das Risiko einzugehen darauf zu verzichten. Beim Entwickeln des Skripts erschien dieser Teil bestimmt noch als wirklich ausschlaggebend und war vermutlich auch der ursprüngliche Ideengeber, während sich der Plot davon irgendwann – eventuell ungeplant – verselbstständig emanzipiert hat. Damit steht das fertige Werk auch etwas unglücklich zwischen den Stühlen: Es ist womöglich ein Hauch zu wenig Genre, um sich dort ein größeres Publikum zu sichern, aber auf der anderen Seite schon wieder zu viel, um als reines Kammerspiel im Stil von Die zwölf Geschworenen vollends ernstgenommen und abseits der Genre-Film-Grenzen wahrgenommen zu werden. Dafür wird er eben zu konsequent als solcher vermarktet.

Fazit

Ein spannendes, überraschendes und sehr gut gespieltes Kammerspiel, dass aus seinen geringen Mitteln eine Tugend macht und sich auf das Wesentliche konzentriert. Der Horrorfilm-Part ist dabei eher nebensächlich und wird irgendwann tatsächlich sogar zum Schwachpunkt. Als reiner Anstoßstein für das Geschehen hätte es vollkommen gereicht und ein Verzicht im weiteren Verlauf hätten den Film vermutlich noch ein gutes Stück besser gemacht. Das ist allerdings auch der einzige, echte Kritikpunkt an einem ansonsten guten Film, dafür ein recht markanter.

Kritik: Jacko Kunze

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