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Quelle: themoviedb.org

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Barça ist eine emotionale Reise direkt in die Seele des FC Barcelonas. Erzählt wird die Geschichte der bedeutendsten Figuren des katalanischen Kultvereins und seines 115jährigen Bestehens. Neben dem Gründer Joan Gamper und dem Topstar Lionel Messi kommen aktuelle Spieler und unsterbliche Legenden wie Cruyff, Iniesta, Lineker und van Gaal zu Wort. Supertalente, die für den unverwechselbaren Spielstil des FC Barcelona mitverantwortlich sind und dafür sorgen, dass der Verein bis zum heutigen Tage weltweit bewundert und abgöttisch verehrt wird.

Kritik

Der FC Barcelona, von seinen Fans liebevoll »Barça« genannt, gehört zu den erfolgreichsten Fußballmannschaften der Welt und blickt auf eine bewegte, über hundertjährige Geschichte zurück. Material für ein dokumentarisches Filmporträt gibt es also genug, schon vorab stellt sich aber die Frage, wie gut die Balance zwischen Fanservice, Selbstzelebrierung und kritisch-informativer Auseinandersetzung mit dem Mythos Barça tatsächlich gelingen kann — zumal sich die Doku satte zwei Stunden Zeit erlaubt.

»Die Geheimnisse eines mächtigen Fußballclubs« (Sport.es) will Barça — Der Traum vom perfekten Spiel enthüllen, wie es auf der DVD-Hülle heißt, die »wahre Geschichte« erzählen, wie der Sprecher betont. Dabei wird erzähltechnisch tatsächlich vieles richtig gemacht und nahezu liebevoll die Geschichte des FC Barcelona von seiner Gründung im Jahr 1899, ironischerweise durch einen Schweizer, Hans (»Joan«) Gamper. Ironischerweise, weil Barça im Lauf seiner Geschichte zu einem Ausdruck katalonischer Identität geworden ist. Català (Katalonisch) ist bis heute gelebte Vereinssprache — auch auf Twitter gibt es einen offiziellen, auf katalonisch zwitschernden Vereinsaccount —, zugleich arbeitet die Dokumentation heraus, dass die glanzvollsten Namen des Vereins fast immer aus dem Ausland kommen: Johan Cruyff beispielsweise, der als Trainer das Konzept vom »totalen Fußball« perfektionierte, oder »Leo« Messi, auch wenn der Argentinier bereits im zarten Kindesalter auf Barças Nachwuchsakademie La Masía kam und dort praktisch aufwuchs.

Was der Dokumentation eindrucksvoll gelingt, ist, Barças Vereinshistorie eng verknüpft mit der spanischen Geschichte zu erzählen, was anders wohl auch gar nicht möglich wäre. Unter dem Franco-Regime musste das Catalá beispielsweise dem Spanischen weichen, die Diktatur beäugte den Verein mehr als argwöhnisch und verschaffte nicht selten der Hauptstadtmannschaft Real Madrid offene Vorteile. Ein wesentlicher Teil der bis heute leidenschaftlich gepflegten Rivalität zwischen Barça und Real erklärt sich aus diesen historischen Vorkommnissen.

Immer wieder beweist der Film Fingerspitzengefühl für farbenkräftige Anekdoten, etwa, dass der legendäre Carlos Gardel seinerzeit dem FC Barcelona einen Tango widmete, oder dass Lionel Messis erster Vertrag von Carles Rexach auf eine Serviette gekritzelt wurde. Anzurechnen ist dem Streifen, dass durchaus auch Schattenseiten der Vereinsgeschichte thematisiert werden — sogar kritische Töne im Hinblick auf La Masía werden angedeutet — und dass die Historie des Clubs insgesamt ansprechend und mit gutem Pacing erzählt wird, wobei längst nicht nur Bilder aus dem Stadion zum Einsatz kommen, sondern auch viel Archivmaterial.

Frei von Mängeln ist Barça — Der Traum vom perfekten Spiel damit allerdings noch lange nicht. So fällt schon früh auf, datess die Darstellung bisweilen mehr an der Oberfläche bleibt, als das Format erzwingen würde. Teilweise interessante Dynamiken werden nicht näher beleuchtet, sondern mit eher hohlen Phrasen zusammengefasst; mitunter verliert man sich in Aufzählungen, denen es durch ihre schiere Länge letztlich an Aussagekraft fehlt. Ein Stück weit mag das auch der Tatsache anzulasten sein, dass in der wohl ursprünglichen Drehbuchsprache Spanisch (bzw. Katalonisch) schlichtweg ein anderer Duktus herrscht, der nicht immer ganz glücklich übertragen wurde. Dass Erfolge und Geist Barças teilweise höchst euphorisch hervorgehoben werden, lässt sich im Gesamtkontext noch gut verschmerzen und dürfte dem durchschnittlichen Barça-Fan eher ein wohliges Lächeln als ein genervtes Seufzen entlocken. Enttäuschend ist streckenweise der Rückgriff auf platte Klischees. Während die visuelle Verknüpfung einer Tango-Choreographie mit Maradonas Spiel noch gut geglückt ist, wirkt die von Samba-Rhythmen unterlegte Ronaldinho-Sequenz eher albern und gehört zu einigen der unnötigen Längen, mit denen die Dokumentation durchaus zu kämpfen hat. Hier etwas knapper zu werden und stattdessen gerade bei den Biographien der Star-Spieler etwas mehr in die Tiefe zu gehen, hätte den Film noch deutlich aufgewertet.

Auch sonst wirkt nicht alles aus einem Guss. Der Verweis auf Barças Spartenvereine in anderen Sportarten wie Basketball ist beispielsweise so aus dem Nichts in den Gesamtkontext eingebunden, dass er den Zuschauer mehr irritiert denn informiert. Gefühlt minutenlanges Archivmaterial aus den 70ern — inklusive roter Londoner Doppelstockbusse — baut irgendwann kein Flair mehr auf, sondern wirkt hoffnungslos überdosiert. Und die Musik, an vielen Stellen durchaus gekonnt eingesetzt, kann an anderen nur als deplatziert bezeichnet werden. So ist es zweifellos ein gewollt parodierender Effekt, wenn eine Sequenz über die Rivalität zwischen Barça und Real mit einer Opernarie unterlegt wird — dass man in der deutschsprachigen Variante aber versteht, dass hier Papageno und Papagena aus der »Zauberflöte« ihre gemeinsam erwünschten Kinder besingen, verleiht dem Ganzen dann eine Komik, die eher unfreiwillig wirkt.

Dass der Film beim Thema Real Madrid voreingenommen ist, sei ihm verziehen und wäre anders wohl auch kaum denkbar — immerhin geht es um Barças Erzrivalen, dessen Darstellung insgesamt auch von viel sportlichem Respekt geprägt ist. Nur an manchen Stellen wirkt das Ganze dann etwas zu vereinfachend gezeichnet und der Versuch, alle möglichen Schachzüge der Madrileños als auf Barça bezogen zu deuten, kommt hin und wieder doch etwas komplexhaft daher.

Fazit

Insgesamt ist Barça — Der Traum vom perfekten Spiel eine recht sehenswerte und unterhaltsame Doku, die auch Pathos und Superlative weitgehend angenehm dosiert und nicht nur für eingefleischte Fans interessante Einblicke in die Vereinsgeschichte des FC Barcelona bieten dürfte. Zwar krankt der Streifen auch an einigen Längen und Oberflächlichkeiten, die sich im Gesamtzusammenhang aber noch verschmerzen lassen. Vier Interviews — mit Johan Cruyff, Carles Rexach, Gary Lineker und Xavi Hernández — steuern als Bonusmaterial noch einmal einige interessante Aspekte bei (allein Cruyffs Spanisch mit dem niederländischen Akzent ist so zauberhaft, dass man glatt einen Punkt mehr in der Gesamtwertung geben könnte. Mach ich aber nicht).

Kritik: Sabrina Železný

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