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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Julius, ein redegewandter junger Museumswärter, erfreut sich allseits großer Beliebtheit. Doch als er seine Kolleg*innen zu einem Segeltörn auf dem Boot seiner adeligen Familie einlädt, kippt die Stimmung. Julius ist nicht der, der er zu sein vorgibt.

Kritik

Interessanter als der neurotische Hauptcharakter ist die dramaturgische Doppelung, die Jöns Jönsson augenscheinlich unbewusst konstruiert. Der unfertige Figurenabriss, die der dänische Regisseur und Drehbuchautor bei Berlinale Encounters präsentiert, folgt keiner erkennbaren Motivation, übernimmt ihre originelleren Aspekte von anderen, erzählt eine unglaubwürdige Episode nach der anderen, tut dies zuverlässig nach dem gleichen Schema, ist dabei nicht ansatzweise so clever und spannend, wie er denkt. Genau wie Julius (Moritz von Treuenfels, Schachnovelle), dessen unverbesserliche Lügenmärchen ins Leere laufen.

Das filmische Psychogramm des abstoßenden Dauerschwindlers wirkt so weit hergeholt und oberflächlich wie dessen Geschichten. Den Kolleg*innen auf der Arbeit, die er nie lange halten kann, erzählt er von adeliger Abstammung, albernen Anekdoten und einem Boot, zu dem sie gemeinsam für einen Wochenendtrip aufbrechen. Niemand aus der vierköpfigen Gruppe durchschaut Julius’ Versuche, die Fahrt vorzeitig platzen zu lassen. Seinen gefakten epileptischen Anfall erkennen weder Notsanitäter noch Facharzt. Nur Julius’ Mama (Petra Welteroth, Das Millionen Rennen) sorgt sich.

Warum bleibt unklar. Wie so vieles. Jönssons Drehbuch liefert weder Hintergründe noch Ziele, Erklärungen oder Ursachen. Julius bleibt ein leeres Blatt, auf das er ungelenke Täuschungsmanöver schreibt. Normal ist sein Verhalten nicht, eine psychische Störung oder kriminelle Taktik auch nicht. Seine Arroganz und Aufmerksamkeitsgier sind maßlos, vor allem maßlos langweilig. Dass er charismatisch sein soll, in der Opernsängerin Marie (Ricarda Seifried, Tatort: Wie wlle anderen auch) gar eine Freundin findet, sind unglaubwürdige Absurditäten in einem Handlungskonstrukt, das dergleichen indirekt sublimiert.

Fazit

Die Persönlichkeit des notorischen Lügners, den Jöns Jönsson bei Berlinale Encounters schemenhaft skizziert, hat genau eine Dimension. Die füllen regelmäßig neue Lügen, die weder spannend noch unterhaltsam sind. Gemessen an den Möglichkeiten von Social Media wirken seine Manipulationen harmlos. Um Kritik an einer Gesellschaft, die verzerrte Selbstbilder fördert und Unaufrichtigkeit honoriert, geht es dem Regisseur und Drehbuchautor offenkundig nicht. Es gibt keinen Abgrund, kein Mysterium, keine Kenntnis. Nur eine weitere narzisstische Story, die niemand braucht.

Kritik: Lida Bach

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