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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Was für ein beschissener Tag! Unzufrieden mit der Arbeit an seinem billigen Horrorfilmchen kommt José völlig entnervt nach Hause, wo seine zugedröhnte Freundin Ana bereits auf ihn wartet und ein mysteriöses Päckchen von Pedro, einem alten Bekannten, der die Welt scheinbar nur durch den Sucher seiner Kamera wahrnimmt. Der Inhalt des Päckchens: eine Super8-Filmrolle, ein Tonband und ein Wohnungsschlüssel. Als José gelangweilt das Tonband anwirft, holt ihn zunächst die Erinnerung an seinen seltsamen Freund wieder ein. Nach und nach realisiert er jedoch, welch unfassbare Geschichte Pedro ihm da eigentlich gerade erzählt. Ungläubig fällt sein Blick auf Filmrolle und Schlüssel...

Kritik

Film als zerstörerische Obsession, Kino als alles verschlingende Kraft. Mit Arrebato hat der spanische Regisseur Iván Zulueta ein kräftezehrendes Mysterium darüber geschaffen, was es bedeutet, von der eigenen künstlerischen Leidenschaft überwältigt und letztlich bezwungen zu werden. Im Zentrum der seltsamen Handlung, für die sich Zulueta auf kompromisslose Weise zwischen die Grenzen des experimentellen und des surrealen Kinos begibt, stehen zwei Regisseure. 

Da ist José, ein frustrierter B-Movie-Filmer, dessen Werke von Werwölfen und Vampiren handeln. Mit der Fertigstellung seines aktuellen Films tut er sich aber schwer, denn José ist ein Sklave des weißen Pulvers, das er sich immer wieder und wieder in die Venen seiner Arme spritzen muss. Dass seine ebenfalls heroinabhängige Ex-Freundin Ana ständig in der Wohnung des Regisseurs rumliegt, hilft ihm kaum dabei, aus dem destruktiven Rhythmus ausbrechen zu können. Um den richtigen Rhythmus geht es außerdem Pedro, der Cousin einer anderen Ex-Freundin von José, welcher den B-Movie-Regisseur um Rat für Kameraeinstellungen bittet und dabei einen besonderen Draht zu ihm entwickelt. Pedro ist der Inbegriff des eigenwilligen Künstlertypen, für den die eigene Passion alles andere im Leben überstrahlt und zur quälenden Abhängigkeit wird. 

Auf gleichermaßen schaurige wie herausfordernde Weise verwebt Zulueta die Abhängigkeiten beider Männer zu einem versponnen Martyrium, in dem der Regisseur die extremen Belastungen des Innenlebens seiner Figuren durch extreme Schnittfolgen und ein unbehagliches Sound-Design zum Ausdruck bringt. Am Anfang der Geschichte erhält José ein Päckchen von Pedro, in dem sich ein Tonband, eine Filmrolle und ein Schlüssel befinden. Als er sich das Tonband anhört und gleichzeitig den Film abspielt, verwandelt sich Arrebato zunehmend in einem halluzinatorischen Rausch, der die Vergangenheit und das Verhältnis der beiden Figuren beleuchtet, miteinander verschwimmen lässt und in ununterbrochen kryptischen Szenenfolgen verläuft. 

Für den Regisseur selbst muss dieses Werk von ungemein persönlichem Wert gewesen sein, denn Zulueta war ebenfalls heroinabhängig. Der gewaltige Schmerz, von dem Arrebato ständig durchzogen wird, ist ganz klar eine Reflexion der Leiden des Regisseurs, der mit 66 Jahren schließlich verstarb, nachdem er erneut rückfällig wurde. Ein roter Fleck auf dem Filmstreifen von Pedro, der immer größer wird und irgendwann den ganzen Platz einnimmt, ist dabei stellvertretend für den schleichenden Untergang, durch den der Künstler schlussendlich vom Wahnsinn, der ihn zuvor dauerhaft aussaugte, konsumiert wird. 

Vollständig entschlüsseln lässt sich Zuluetas oftmals bewusst anstrengendes Werk kaum, dafür ist der Interpretationsspielraum schlichtweg zu breit gefächert. Arrebato kann genauso als Metapher für die destruktive Macht des Mediums selbst gelesen werden wie als abstrakter Vampirfilm, in dem die blutdürstigen Kreaturen der Nacht durch eine Filmkamera ersetzt werden, oder aber als Versuch der Darstellung einer Drogenabhängigkeit mit den Möglichkeiten des Kinos.

Fazit

"Arrebato", Iván Zuluetas weitestgehend unbekanntes Werk über die schmerzvolle Abhängigkeit zwischen Kunst und Rauschmitteln, ist eine herausfordernde, aufsaugende und zugleich anstrengende Filmerfahrung. Zeitweise kommt man sich bei der Betrachtung des Films selbst vor wie auf Drogen, während einen die tragische, rätselhafte Handlung sowie die vertrackte, surreale Inszenierung zwischen Underground-Ästhetik, Arthouse-Provokation und sinnlichem Experimentalfilm nur schwer loslässt.

Kritik: Patrick Reinbott

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