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Der junge mazedonische Eroberer Alexander (356 bis 323 vor Christus), später auch "Alexander der Große" genannt, zieht mit den griechischen Armeen gegen die Perser in den Krieg, um bis zum seinem 25. Lebensjahr 90% der gesamten Welt zu beherrschen...

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Diese Rezension bezieht sich auf den 206-minütigen Final Cut, den Oliver Stone als die einzige Version des Films erachtet, für die er sich nicht schämen müsse. In jedem Fall sei bereits an dieser Stelle jedem empfohlen, unbedingt zum Final Cut zu greifen, um vollends Zeuge der tiefgreifenden Qualitäten von Alexander zu werden.

Es heißt, der Mensch ist dann am einsamsten, wenn er von Mythen umgeben ist. Wie einsam muss dann wohl der bedeutungsschwere König von Makedonien und Hegemon gewesen sein, den wir heute weitreichend im Geschichtsunterricht als Alexander der Große kennenlernen dürfen? Schon zu Lebzeiten war der Feldherr, der, nachdem er das gesamte Perserreich erobert hatte, eine Streitmacht von über 100.000 Männern bis ans Ende der Welt, das damalig noch semi-legendäre Indien, geführt hat, um sein Imperium weiter nach Osten auszudehnen, eine Legende. Seine Person und seine Taten wurden bis ins Unermessliche mythologisiert, als wären sie in ihrer Wahrhaftigkeit nicht schon Ehrfurcht erregend genug gewesen, hatte Alexander doch schon im zarten Alter von 25 Jahren ein Weltreich unter seiner Flagge annektieren können. Wie aber wird man einer so geschichtsträchtigen Persönlichkeit wie Alexander dem Großen gerecht, dessen Namen allein ja schon nach aufgedunsener Heldenverklärung fleht? Oliver Stone (World Trade Center) liefert die Antwort.

Signifikant ist es erst einmal, Alexander nicht danach zu beurteilen, wie viel historische Akkuratesse sich in ihm finden lässt, schlicht aus dem Grund, weil Oliver Stone Alexander nicht geschichtlich verbürgt, hat er doch verstanden, dass eine gewisse Klitterung in der filmischen Aufbereitung antiker Stoffe unumgänglich scheint (auch, weil authentische Überlieferungen und Quellen immer noch mit einer gewissen Zweifelhaftigkeit zu betrachten sind). Man muss Alexander vielmehr als feingliedrige Charakter-Studie nehmen, die gleichermaßen in Weite und Tiefe erzählt ist. Für Oliver Stone war es eine Herzensangelegenheit, die für ihn exakte Geschichte Alexanders auf die Leinwände zu bringen – und sein persönlicher Impetus hat sogar dafür gesorgt, weitere Interessenten wie etwa Martin Scorsese (Wie ein wilder Stier) auszustechen. Man merkt Alexander das Engagement, mit dem Oliver Stone zur Tat geschritten ist, von der ersten bis zur letzten Einstellung an. Tatsächlich mundet sein Eifer immer wieder in einen Anflug schwelender Überambition, als wäre Stone gar besessen von Alexander.

Warum Alexander bei Publikum und Kritikern durchgefallen ist, ja, sogar verschmäht wurde, liegt auf der Hand: Mit Gladiator von Ridley Scott, der imposanten Reaktivierung des Sandalenfilms, wurde ein Bild dieses Genres (neu-)kultiviert, welches sich gnadenlos in die Köpfe der Zuschauers gefräst hat. Ein Monumentalfilm darf nur edel und grob sein. Und das erste Kriterium erfüllt Alexander auch mühelos, handwerklich wird hier die ganz große Show aufgeführt, mit einschüchternden Landschaftspanoramen, beeindruckend prunktvollen Interieurs und einer ohnehin detailobsessiven Auffassung davon, wie man einen durchkomponierten Ausstattungs- respektive Kostümfilm adäquat zum Leben erweckt. Allerdings wurde darauf verzichtet, einen virilen Heroen der Marke Maximus Decimus Meridius an vorderster Front zu präsentieren, obwohl ein Großherrscher wie Alexander eigentlich geradezu prädestiniert dafür war, eine ähnlich gepolte Funktion auszufüllen. Oliver Stones effeminierter Alexander (Colin Farrell, The Killing of a Sacred Deer), ein blonder, mit weichen Gesichtszügen und unschuldigen Augen ausgestatteter Schönling, widerstrebt der allgemeingültigen Vorstellung einer archetypischen Heldenikonographie indes. Grob und edel wird zu sensibel und filigran.

Oliver Stone bricht an dieser Stelle genuin mit dem tendenziösen Selbstverständnis des Rezipienten, wie gewisse Rollentypen auszusehen haben und weiterführend charakterisiert werden sollten. Alexander jedoch ist kein kriegerischer Haudegen, sondern ein großmütiger Pragmatiker. Jemand, der seine Träume ausleben wollte und nicht aus Machthunger die ihm bekannte Welt erobert, sondern weil er ein wissbegieriger Mensch war, der sich kulturell weiterbilden wollte und die Vision verfolgte, einen multikulturellen Staat zu erschaffen. Unter dem manipulativen Joch seiner dominanten Mutter schlugen jedoch Erwartungen auf Alexander ein, denen man nur als Gott gerecht werden konnte. Und Oliver Stone erzählt hier nicht von Alexander, dem Allmächtigen, sondern von Alexander, dem Menschen. Einem verletzlichen, liebebedürftigen Individuum, welches durch die fehlende emotionale Behutsamkeit auch martialische Gewalteruptionen in Affektsituationen auslebte. Alexander ist eine bisweilen tragische Figur, die in ihrer Fehlerhaftigkeit erstrahlt; die dem süßen Atem der Aphrodite in homosexueller Zweisamkeit erliegt und gleichzeitig zu zerbrechlich war, um die privaten Ränke auf zwischenmenschliche Ebene genauso souverän zu meistern, wie seine sagenumwobenen Schlachten.

Alexander ist die Personifikation griechischer Ideale. Noch heute zehren wir in gewisser Weise von seinem Edelsinn. Nur seine Größe, sie wurde ihm zum Fluch. Und dass Oliver Stone sich nicht damit abgemüht hat, Alexander dem Großen eine steife Biographie vom Reißbrett anzufertigen, die sich allein auf die formelhafte Ereignisrekonstruktion beruft, sondern Alexander durchgängig in intimer Introspektion beleuchtet, ist ein Verdienst, den man dem zuletzt so hart gescholtenen Filmemacher unbedingt sehr hoch anrechnen sollte. Ohnehin zählt Alexander zu den Werken, denen der desaströse Ruf absolut nicht zu Gesicht steht, wann schließlich gab es zuletzt einen Film dieser produktiven Größenordnung, der sich so ausgiebig mit den einzelnen Facetten im Charaktermosaik eines Menschen beschäftigt hat? Da verzeiht man auch den ein oder anderen Makel, wie zum Beispiel Ptolemaios I. (Anthony Hopkins, Das Schweigen der Lämmer), der sich immer mal wieder aus dem Off zu Wort melden darf, um einzelne Stationen in Alexanders Vita zu erläutern (sprich: totzulabern) und dem Film partiell seinen behaglichen Erzählfluss raubt.

Fazit

Wer der Überzeugung erlegen ist, dass ein Monumentalfilm nur edel und grob sein kann, der von Alexander hinsichtlich der opulenten Ausstattung, Kostüme und Landschaftspanormen sicherlich zufriedengestellt, das Grobe der historischen Helden aber tauscht Regisseur Oliver Stone durch das Unterlaufen einer archetypischen Heldenikonographie aus. Im Final Cut nämlich ist "Alexander" ein überlebensgroßes Charakter-Portrait, welches sich mit überraschender Präzision mit dem Seeleben eines Menschen auseinandersetzt, der gezwungen wurde, ein Gott zu sein.

Kritik: Pascal Reis

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