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Kriegsdrama mit Romy Schneider über den Mord an einer Frau und ihrer Tochter 1944 in der Normandie.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Abschied in der Nacht, auch bekannt unter dem Namen Das alte Gewehr (die wortwörtliche Übersetzung des Originaltitels Le vieux fusil), hat Historisches erreicht. Es war nicht nur der Film, der bei der ersten César-Verleihung im Jahr 1976 als Bester Film ausgezeichnet wurde, sondern auch einer der beiden Filme, die jemals mit dem Sonderpreis César des Césares prämiert wurden, eine Art Ehrenpreis für besonders ruhmreiche, ehemaliger Gewinner. Unumstritten war das Werk von Robert Enrico (Die Abenteurer) aber schon seinerzeit nicht, speziell im Ausland musste er sich einiges an recht harscher Kritik gefallen lassen. Was auch aus heutiger Sicht nicht ganz verwundert, denn an und für sich weckt der Film vermutlich eine andere Erwartungshaltung und überrascht letztendlich durch eine bald exploitative Genre-Ausrichtung, die nicht jedermanns Sache sein dürfte.

Julien Dandieu (Philippe Noiret, Cinema Paradiso) arbeitet im Jahr 1944 als Arzt in Montauban, einer Stadt in der sogenannten zone libre während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Offiziell untersteht die Stadt nicht den Deutschen, sondern dem „neutralen“ Vichy-Regime, was schlussendlich kaum einen Unterschied ausmacht. Die Straßen sind gesäumt mit aufgeknüpften Mitgliedern der Résistance und die verantwortliche Miliz verschleppt konsequent alle nur grob unter Terrorismusverdacht stehende Verwundete aus Dandieu’s Krankenhaus. Medikamente sind Mangelware, Stromausfälle und Bombenalarme an der Tagesordnung und der mit dem Widerstand zumindest sympathisierende Chirurg steht unter deutlicher Beobachtung. Obwohl das Kriegsende in greifbarer Nähe scheint, sieht Julien das Leben seiner Frau Clara (Romy Schneider, Nachtblende) und seiner Tochter Florence in Gefahr aufgrund der kritischen Lage und schickt sie vorsichtshalber ins ländliche La Barbarie, wo das Schloss seiner verstorbenen Eltern steht. Ein fataler Fehler, denn als Julien sie nach einer Woche besuchen will, findet er ein unbeschreibliches Massaker vor. Deutsche Truppen sind in den Ort eingefallen und haben alle Einwohner aufs Grausamste massakriert. Am Straßenrand liegt noch die Leiche der erschossenen Florence, an einer Mauer knien die verkohlten Überreste der mit einem Flammenwerfer exekutierten Clara. Der bis dato nie aktiv widerständige Julien greift zu der alten Jagdflinte seines Vaters und macht sich die Kenntnis der zahlreichen Geheimgänge zwischen den Wänden des Familiensitzes zu Nutze, um Jagd auf die sich dort verschanzenden Nazis zu machen.

Abschied in der Nacht beginnt wie ein Antikriegs-Drama, verwandelt sich jedoch nach knapp einer halben Stunde in einen ziemlich drastischen wie expliziten Revenge-Reißer, bei dem ein verzweifelter Mann, der urplötzlich rein gar nichts mehr zu verlieren hat, kompromisslos Amok läuft. Mehr ist es tatsächlich auch nicht. Unterbrochen wird dieser blutige Rachefeldzug immer wieder durch Rückblenden auf unbeschwerte Zeiten vor der deutschen Besatzung, in der wir mehr über die Beziehung und deren Entstehung zwischen Julien und Clara, sowie den Alltag der Patchworkfamilie erfahren, was aber auch hauptsächlich dazu dienen mag, dass uns Romy Schneider als On-Screen-Character erhalten bleibt. Sonst wäre da nach 30 Minuten schon Feierabend. Natürlich soll das auch die emotionale Bindung der Figuren und die erschütternde Tragik des Geschehens noch untermauern, aber genau genommen hätte es das nur dafür nicht benötigt. Wenn die Familie auf so abscheuliche Art aus heiterem Himmel abgeschlachtet wird, muss man im Nachhinein nicht zeigen, wie gerne man diese hatte, um das Folgende nachvollziehbarer zu machen. Das ist schon eher Mittel zum Zweck, um einerseits Romy Schneider nicht zu früh zu verabschieden und der eigentlich sehr schlichten Auge-um-Auge-Geschichte einen Anflug von „Tiefe“ zu verleihen, die deshalb trotzdem nicht vorhanden ist.

Robert Enrico inszeniert hier nichts anderes als einen erstaunlich hochkarätig besetzen Reißer, der das dafür aber ziemlich effektiv verkaufen kann. Nach der Exposition und deren schockierendem Umbruch geht es einfach nur darum, dass ein desillusionierter, wutschnaubender und zu allem entschlossener Philippe Noiret auf möglich drastische und knackige Art und Weise bitterböse und bar jedweder Menschlichkeit dargestellter Nazi-Bastarde zur Hölle schickt. Reduziert auf so einen brutalen und zackigen Genre-Flick ist das eine rundum gelungene Sache, vor allem da es nicht nur ziemlich gut inszeniert ist, sondern eben sogar zwei Hauptarsteller*innen von Weltklasseformat vorzuweisen hat. Inhaltlich geht gleichzeitig eine durch die vermeidlichen Grundvoraussetzungen eventuell gestiegene Anspruchshaltung selbstverständlich baden. Abschied in der Nacht ist defacto „nur“ ziemlich hochwertiges Exploitaiton-Kino, das aber so clever ist, sich zumindest etwas prätentiöser zu verkaufen. Das ist gefühlt eine kleine Mogelpackung, aber sei es drum: wer solche Filme mag, kommt hier voll auf seine Kosten und wenn so was mal ausnahmsweise auch noch besser aussieht als gewohnt und zusätzlich sogar mit Preisen zugeschmissen wird (passiert ja grundsätzlich viel zu selten, selbst wenn sie auch objektiv verdient wären), dann ist das mehr Lob als Kritik. Immer noch etwas verwunderlich, aber sehr positiv behaftet.

Fazit

Ein schonungsloser, packender Vergeltungs-Reißer, der einen gewissen Anspruch vorgaukelt, aber unterm Strich nur astrein vorgetragenes Genre-Kino zelebriert. Und das allein ist doch schon eine sehr feine Sache. Die zahlreichen (nationalen) Preise sind dahingehend etwas verwunderlich, da speziell in Frankreich vielleicht noch ein etwas gehobeneres Anspruchsdenken diesbezüglich vorherrscht, unabhängig davon aber auch mal eine gelungene Abwechslung. Und ein weiterer Beleg für die hohe Qualität der Arbeiten von Robert Enrico, einem viel zu selten wertgeschätzten Regisseur.

Kritik: Jacko Kunze

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