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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Als der zwielichtige Revolverheld Jagade in seine Stadt kommt, gerät Marshall Allan Burnett in einen moralischen Zwiespalt. Eigentlich müsste er als Gesetzeshüter gegen den Neuankömmling vorgehen, gleichzeitig steht er aber auch in dessen Schuld: Jener hatte ihm einst das Leben gerettet. Als Jagade jedoch wie erwartet für Ärger sorgt und die Bürger Burnett um Hilfe bitten, muss sich der Marshall endgültig für eine von beiden Seiten entscheiden.

Kritik

„Ich habe einen verfaulten Baumstamm umgedreht. Was darunter hervor gekrochen ist, ist nicht mein Werk!“

Es ist kein Sonntag wie jeder andere. Nicht nur wegen der bevorstehenden Hochzeit von Sheriff Allan Burnett (Jock Mahoney, Zeit zu leben und Zeit zu sterben), sondern weil er während der vorherigen Pflichtausübung nichtsahnend dem Teufel in Menschengestalt seine Seele verkauft und ihm somit Eintritt gewährt hat in das vorgegaukelte Utopia namens West End. Eine kleine  Gemeinde, die dem wilden Westen abgeschworen hat. Revolverhelden, Glücksspiel, Prostitution, moralische Entgleisungen jedweder Art sind hier seit über einem Jahr ausgemerzt. Der Stadtname kommt nicht von Ungefähr. West End will ein Musterbeispiel für moderne Werte sein. Der Beginn einer besseren, einer sauberen Welt, die alles Unmoralische vor die Tore gejagt hat und nur ein geringes Überbleibsel großzügig begnadigt hat. Ausgerechnet am Tage des Herren – und genau an diesem – kommt die Versuchung, die Vergangenheit, das vermeidlich Ausgemerzte zurück und öffnet den ach so humanitären, zivilisierten Wortführern und Meinungsmachern der Stadt auf die radikale Tour die Augen, wie sehr ihre Wunschvorstellungen von der Realität entfernt sind. Auch weil sie selbst lange nicht so ehrbar und fehlerfrei sind, wie sie sich selbst in die Tasche gelogen haben.

Dieser Teufel ist Jagade (Dale Robertson, Goldfieber), ein daher gerittene Rumtreiber, der Sheriff Burnett durch seinen schnellen Abzug das Leben rettet. Dankbar versichert ihm dieser, nun in seiner Schuld zu stehen und bittet ihn gleichzeitig, seine bereits vor dem Traualtar wartende Zukünftige Sharman (Mara Corday, Tarantula) zu informieren, dass mit ihm bald zu rechnen sei. Ein schwerer Fehler. Denn nicht nur Sharman scheint den Fremden aus der räudigen, für tot erklärten Vergangenheit von West End gut zu kennen, offensichtlich auch ein weiteres Gemeindemitglied, dass sofort Jagade eine Kugel in den Rücken jagen will. Der zieht mal wieder schneller und soll wegen Mordes verhaftet werden. Doch Burnett plädiert nicht nur für eine Notwehrhandlung (die sie tatsächlich war), gegen den Willen der anderen Amt- und Würdenträger verjagt er den Unruhestifter nicht umgehend, da kommt sein Ehrenwort ins Spiel. Innerhalb kürzester Zeit (die gesamte Handlung spielt nur an diesem Sonntag) stellt der listige Jagade die Uhren in West End wieder auf null. Und das ohne sich großartig die eigenen Finger schmutzig machen zu müssen. Wie ein diabolischer Puppenspieler dreht er nur an kleinen, aber wichtigen Schrauben, die die gesamte, so müheselig aufpolierte Oberfläche in nur wenigen Stunden komplett aufreißt und den alten Westen wieder Einzug gewährt.

Draußen vor der kleinen Stadt stehen die Nutten sich nicht mehr die Füße platt, sie kommen von dem Großteil des sonntags eigentlich zur Abstinenz umerzogenen, nun von Whiskey und Glücksspiel berauschten Volks grölend empfangen zurück. Milchgesichtige Muttersöhnchen werden zu skrupellosen, mordlüsternen Untergebenen des Anti-Messias, der die Gemeinde nicht nur spaltet und gegeneinander aufhetzt, er ist so durchtrieben und clever genug, dass er deren aufgesetzte Doppelmoral sofort durchschaut hat und sich eigentlich nur genüsslich zurücklehnen muss. Fast durchgehend lediglich am Pokertisch sitzt und den Dingen seinen Lauf lässt, gesteuert durch sehr überlegte Nadelstiche auf Akupunktur-Niveau. Den Rest erledigt die aufgescheuchte, kopflose, gnadenlos manipulierte und mit ihrer eigenen Verlogenheit konfrontierte Schafsherde schon ganz alleine. In einem erschreckend hohem Tempo, das trotzdem nicht unglaubwürdig erscheint. Die Handlung beträgt nur wenige Stunden, der Film keine 80 Minuten, das gesamte Extrem der Entwicklungen ist dennoch völlig plausibel.

Stunden des Terrors ist kein für seine Zeit typischer Western, in dem Gut und Böse auf eindeutige Rollenmuster beschränkt sind und sich am Ende duellieren. Der Film bietet zwar mit seinen beiden Hauptfiguren den klaren Held wie Antagonist, wie sie zueinander finden, stehen und was bis zum unvermeidlichen Showdown geschieht ist jedoch weit entfernt von verstaubter, biederer Narration und simpler Intention. Hier werden gesellschaftliche Strukturen und moralische Besserwisser-Attitüden auf radikale, zynische Art und Weise nicht nur hinterfragt, sie werden quasi hingerichtet. Ein angebliches Utopia wird demaskiert. In Unzufriedene und mit dem erzwungenen Wandel Ungefragte, die nun die wilde Sau über Gebühr ausleben. In Spießbürger und Moralapostel, die in die Enge gedrängt zu hässlichen, feigen und zutiefst verabscheuenswürdigen Hexenjägern werden (bzw. sich jetzt als solche offenbaren) und die armen Schweine, die in der Mitte stehen, keiner radikalen Links-oder-Rechts-Richtung angehören und somit unweigerlich das undankbarste Los gezogen haben. Aber das sind nur erstaunlich (?) wenige. Wer ohne Schuld ist, der…naja, glaubt wohl noch an den Weihnachtsmann. Stunden des Terrors scheint fast die Vorlage zu Stephen King’s 1993 verfilmten Needful Things - In einer kleinen Stadt zu sein. Ob das so ist oder nicht, reine Spekulation, sie verfolgen aber den gleichen Gedankengang, sind neben ihrem Genre Gesellschafts- und Politparabel, und nicht nur beiläufig. Manchmal bedarf es nicht viel, um das Böse, das Hässliche – das leider auch Menschliche – in uns zu entfesseln. Und wenn erstmal endgültig von der Kette gelassen…Kriege gibt es heute noch, aus teilweise noch nichtigeren Gründen.

Fazit

Ein in vielerlei Hinsicht außergewöhnlicher Western der 50er Jahre, der ohne die ganz großen Stars aber im Gegenzug mit einer weitblickenden, sogar zeitlosen Thematik hantiert und diese unglaublich boshaft, clever für sich zu nutzen weiß. Damals sicher ein stückweit schockierend, unbequem und deshalb wohl auch nie über Gebühr erwähnt (als man noch zum Wohlfühlen ins Kino ging), bis heute nie richtig wiederentdeckt, jetzt sollte es soweit sein. „Stunden des Terrors“ ist eine Perle des B-Kinos, das viele angebliche Klassiker und Meisterwerke dieser Tage locker in die Satteltasche steckt.

Kritik: Jacko Kunze

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