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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Bei einem Jagdausflug werden zwei Männer erschossen. Offenbar ein gezieltes Attentat auf einen der Beiden, der zuvor zahlreiche, anonyme Morddrohungen erhielt. Die Täter scheinen schnell gefunden, doch Professor Laurana, ein Freund der Getöteten, glaubt nicht an deren Schuld.

Kritik

Die Karriere von Eli Petri umfasste leider nur einen recht begrenzten Zeitraum, als Regisseur lediglich tätig zwischen 1961 und 1979. Dennoch schaffte er es mit dementsprechend nur rund einer Handvoll (selbstkreierter) Arbeiten zu einem der bedeutsamsten Künstler seiner Zeit und wurde von  Filmschaffenden wie Bernardo Bertolucci (1900) oder Robert Altman (The Player) direkt als Inspirationsquelle oder gar Mentor bezeichnet. Vom aktiven Kommunisten und Filmkritiker zum Drehbuchautor probierte sich Petri Anfang der 60er auch als Auftragsregisseur aus. Zwei Särge auf Bestellung – eine Adaption des Romans von Leonardo Sciascia (lieferte auch die Vorlage zu dem kurz danach verfilmten Der Tag der Eule) – war sein erster, „eigener“ Film (Regie und Script), der direkt bei den Filmfestspielen in Cannes den Preis für das beste Drehbuch gewann. Der Start seiner etwas zu kurzlebigen Karriere als hinterfragender Unruhestifter des gesellschafts-politischen Suspense-Krimis. Und somit ein unmittelbarer Vorläufer des paranoid-kritischen New-Hollywood-Kinos der 70er, das speziell nach der Watergate-Affäre besonders hohe – und hiermit nicht nur grob vergleichbare - Wellen schlug.

Manno, Apotheker in einer sizilianischen Kleinstadt, erhält seit Wochen kontinuierlich Briefe mit Morddrohungen. Der verheiratete Mann ist als Schürzenjäger bekannt, also nur eine Frage der Zeit, wann ihm mal jemand ernsthaft an den Kragen will. Bei einem Jagdausflug mit dem hiesigen Arzt Dr. Roscio schlägt das Karma endgültig zu. Beide Männer werden erschossen, ein Unfall scheint aufgrund der präzisen Hinrichtung ausgeschlossen. Die Polizei schaltet schnell und verhaftet direkt auf der Beisetzung, der die gesamte Gemeinde beiwohnt und somit einen kurzen Überblick über diese gewährt, direkt die vermeidlich Hauptverdächtigen. Einen mittellosen Knecht und dessen Söhne. Die Angehörigen eines minderjährigen Mädchens, mit dem Manno eine Affäre hatte. Einer glaubt – ach was, weiß – sofort, das diese These nicht richtig sein kann: Universitäts-Professor Paolo Laurana (Gian Maria Volontè, Für eine Handvoll Dollar), ein Freund der Ermordeten. Dafür reichen einfache Indizien, die vom Justizapparat schlampig (oder absichtlich?) übersehen werden. Aus seinem puren, fast zwanghaften Gerechtigkeitssinn investigiert der ehemalig-aktive Kommunist und immer noch hart linksorientierte auf eigene Faust und kommt einer böswilligen Intrige auf die Spur. Stolpert aber über seine eigen, soziale Inkompetenz.

Mit Zwei Särge auf Bestellung legte Elio Petri den Grundstein für später perfektionierte Arbeiten wie Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht erhabenen Bürger. Erstmals mit seinem treuen Weggefährten Gian Maria Volontè in der Hauptrolle besetzt tauscht sein clever konstruierter Krimi mit fortlaufender Zeit das Whodunnit-Prinzip schleichend aus. Die Täterfrage, sie bleibt bis zum Ende etwas schwammig. Es gibt eindeutige Tendenzen und eigentlich auch einwandfrei Antworten in der Schuldfrage, aber völlig wird das Ganze nicht entschlüsselt. Das Warum, das ist sonnenklar. Wer da wie genau was zu verantworten hat, darüber ließe sich noch streiten. Und das macht diesen Film, dieses ganze, fiebrig-unangenehme Ambiente eben aus und trifft wohl exakt die damaligen Zustände im parasitär-verseuchten, italienischen Machtgefüge. Alles geht über abgerundete Ecken, stumpfe Kanten und mittellose Mittelsmänner. Die Resultate sind dafür nicht verdeckt, sondern werden bewusst in die Öffentlichkeit getragen. Als Abschreckung. Natürlich ist das alles nur ein dummer Zufall oder Einzeltaten von primitiven Bauernopfern, doch jeder versteht die Drohung dahinter. Schnauze halten, Mund abwischen, weitermachen.

Das Gesetz der Omertà, es wird in diesem Film nie direkt erwähnt oder eindeutig in den Mittelpunkt gerückt, sein Wirkungskreis ist dennoch omnipräsent. Auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Der interessante Clou im Script ist, dass ein absoluter Außenseiter die Position des ritterlichen Helden übernimmt. Professor Laurana ist ein kluger Kopf. Ein revolutionär veranlagter Querdenker, nicht umsonst mit einer ultra-linken Vergangenheit versehen, der aber nun scheinbar seinen ruhigen Platz in der gehobenen Mittelschicht gefunden hat. Sozial aber immer noch ein Geek. Er hat Freunde, aber eher auch oberflächlicher, effektiver Basis. Er lebt zeitweise noch bei Mutter und Großmutter – da er mit echter Eigenständigkeit, trotz hoher Bildung und Intelligenz, überfordert wäre. Kontakte zum weiblichen Geschlecht sind seinem Umfeld kaum bekannt. Es wird gemunkelt, er wäre impotent. Dabei begehrt Laurana eine Frau ganz besonders: Luisa, die Witwe des Opfers. So analytisch, sachlich korrekt und unschlagbar logisch er beinen Untersuchungen glänzt, so sehr versagt er auf der empathischen Ebene, outet sich praktisch in seinen autistischen Tendenzen. Am Ende wird er sowohl über seine politische Einstellung, sein Gerechtigkeitsempfinden, wie über seine emotionale Tollpatschigkeit stolpern. Natürlich in ineinandergreifender Konsequenz, denn genau genommen hätte nur eine der drei Stellschraube das persönliche Desaster verhindern können. Das unterstützt nur den enormen Hass-Gedanken beim extrem-zynischen Finale, das den Kreis bösartig schließt.

Fazit

„Zwei Särge auf Bestellung“ mag wie ein x-beliebiger Italo-Western klingen, ist jedoch ein wichtiger Eckpfeiler des investigativ-politischen Kriminalfilms, der nicht umsonst seiner Zeit für viel Aufsehen sorgte. Elio Petri inszeniert unaufgeregt, bleibt in seiner Wirkung aber unnachgiebig. Das ist bitterböse und liefert zahlreiche Diskussionsansätze. Bewusst nicht mit einer alleswissenden Pointe bedacht, da das wahre Elend in dem wiederkehrenden Trauerspiel schon viel zu grausam und bald grotesk den Schlusspunkt darbieten darf.

Kritik: Jacko Kunze

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