Die titelgebende Passion Curtis Millers dokumentarischer Exkursion stellen sich womöglich viele als ein todesmutiges Action-Abenteuer vor. Dieses sensationalistische Bild vermitteln unzählige B-Movies und Reality Shows nach dem Muster von Twister. Der angestaubte Actionfilm aus den 90er hat seinen eigenen kleinen Platz; in Millers essayistischem Exposé und den Herzen der Bewohnenden von Waikita. Der Ort im ländlichen Oklahoma, in dem der Hollywood-Hit gedreht wurde, hat dem filmischen Ereignis ein winziges Privat-Museum gewidmet. 

Dort läuft auf einem Videorekorder, der abgeschaltet wird, wenn es Besuchende hierher verschlägt, ein Behind-the-Scenes-Bericht. An den Wänden hängen Bilder von Twister-Star Bill Paxton (The Circle), wie er Fans umarmt, und die Inhaberin schwärmt vom erstklassigen Catering. Ein bisschen wie dieses Museum ist Millers Doku: klein, vollgestopft mit einer wilden Mischung aus Memorabilia, persönlichen Anekdoten, etwas selektives Spezialwissen, Lokalhistorie, Meteorologie, Mythen und viel Herzblut. Ähnlich den Storm Chasers, die am Rande seiner Reportage vorkommen, jagt Miller eine Naturgewalt.

Jene ist das ikonische Bild des Tornados in der amerikanischen Kultur. Die betrachtet die Luftwirbel mit einer Mischung aus Furcht, Faszination und Familiarität. Letztes gilt besonders für die Anwohnenden der Tornardo Alley. In dem 17 zentralamerikanische Bundesstaaten umfassenden Korridor, in dem das Wetterphänomen besonders häufig auftritt, liegt auch Waikita. Das hatte gerade ein Tornado verwüstet, als das Twister-Team anrückte. Dennoch gilt das Museum nicht dem realen Desaster, sondern dessen Fiktion. Die popkulturelle Ikonographie hat längst die Realität überlagert.