{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Maria rast alleine in ihrem SUV über die Landstraße. Hinter liegen Feuer und ein Koffer voll Geld, vor ihr die trostlose Weite der Straße. Nur einen Tag zuvor war sie eine fürsorgliche Mutter, eine liebende Ehefrau und verantwortungsvolle Tochter. Heute ist sie auf der Flucht.
  • Xl2rjtte1sfptbkpnmp0rx8obfe
  • Biyfr7mt0jti1htc2deakmaekzd
  • Wxfwbrqjwosszrqxakt3reedjss
Quelle: themoviedb.org

Kritik

Was war das beherrschende Thema aller Medien bis zu Flüchtlingsdebatte? Richtig: Griechenlands Staatsverschuldung. Wie kaum zuvor erhitzte die Thematik die Gemüter an den heimischen Stammtischen und in den Talkshows. Dass es sich, wie auch bei den Flüchtlingszahlen, bei jedem einzelnen der gut zehn Millionen Griechen um ein Individuum, mit Hoffnungen und Träumen handelt, wird gerne wegpauschalisiert. Lieber wird vom „faulen Griechen“ an sich gepoltert, der auf Kosten der Miteuropäer einem Blutegel gleich an der Titte der Wohlfahrt saugt. Dass die Realität oft anders aussieht, versteht sich von selbst.

Syllas Tzoumerkas gehört mit seinen 37 Jahren (*1978) zu einer jungen Generation des griechischen Films. Ein weiterer Vertreter seines Landes ist Yorgos Lanthimos, der 2009 mit seinem Film „Dogtooth“ international für Aufsehen und einige Preise sorgte. Die beiden Regisseure eint dabei eine Sache: den individuellen Blick auf die griechische Gesellschaft, verewigt durch das Medium Film. Beide Filme handeln vonm Blick des Filmschaffenden auf die seit 2008 brodelnde Wirtschaftskrise. Sie üben sich beide im Generationenkonflikt, sind aber in ihrer Art und Weise sehr unterschiedlich. Tzoumerkas thematisiert den puren Hass. Hass auf die Elterngeneration, die durch ihre Naivität und Dummheit die jetzige Krise erst möglich machte. Diese haben ihr Leben gelebt, waren jung und sahen die Welt voller Möglichkeiten. Jetzt sind sie alt, krank, vielleicht sogar behindert. Eine neue Generation hat ihren Platz eingenommen, doch die Ausgangssituation ist ungleich schlechter.

Da ist die Mutter, in der griechischen Familie eine Institution im Staat, normalerweise heilig. In „A Blast“ ist sie eine alte, verbitterte Frau, an den Rollstuhl gefesselt richtet sie den kleinen Lebensmittelladen durch Misswirtschaft und das Nichtzahlen von Steuern zu Grunde. Sie sitzt buchstäblich auf den Schulden. Daneben ihr Mann, der scheinbar schon vor Jahr(zehnt)en aufgehört hat zu leben und alle Entscheidungen, Streitigkeiten und den Hass mit einem lethargisch leeren Blick ungeachtet passieren lässt.

Wer hier ein ruhiges Familiendrama voll kleiner, alltäglicher Traurigkeit erwartet, könnte falscher nicht liegen. „A Blast“ ist ein vor Wut rasender filmischer Rundumschlag, extrem in mehr als einer Art. Da ist zum einen Tzoumerkas‘ gewöhnungsbedürftiger Erzählstil, der ohne Vorankündigung permanent die Zeitachse wechselt und gerne eine Dekade dabei überspringt. Die Umwelt scheint sich nicht verändert zu haben, man erkennt die vergangene Zeit an den ergrauten Gesichtern. „A Blast“ ist eine Abrechnung mit der Elterngeneration, aber nicht nur. Auch der Staat und seine Bürokratie bekommen ihr Fett weg und selbst die eigene Generation ist nicht vor Schelte gefeit. Sich in naiver Trunkenheit und Selbstverliebtheit suhlend begeht diese dabei ihre eigenen, nicht weniger prekären Fehler.

Doch bei all den Ambitionen, dem Ausschreien der Verzweiflung, findet die angeschaute Wut nicht immer den richtigen Katalysator. Der von Hauptdarstellerin Angeliki Papoulia durchweg getragene Film scheint oberflächig keine Richtung zu haben, er wirkt stellenweise gar improvisiert. Da werden Schimpfwörter und Beleidigungen am Minutentakt losgelassen, lediglich unterbrochen von ausufernden Sex-Szenen. Ein innerer Riss geht durch alle Charaktere, nach außen getragen durch einen explosiven Gefühlscocktail. Seine eigenwillige Art, jegliche Erzählstruktur und Spannungsdramaturgie über Bord zu werfen, ist die größte Stärke des Films, aber auch seine Achillesverse. Bewusst wird in Kauf genommen, dass „A Blast“ nicht jeden Zuschauer abholt, sondern ihn ganz bewusst im Regen stehen lässt. Nach keinen 90 Minuten ist der Spuk für jeden nicht-Griechen dann auch schon vorbei.

Fazit

Ein Film, der mit seinen wechselwirkenden Emotionen und seiner unwilligen Erzählstruktur an den Nerven des Zuschauers reißt. Aber auch ein Film, der ein Griechenland abseits von blanken Zahlen und gut frisierten Anzugträgern im Fernsehen präsentiert. „A Blast“ ist ein Film einer geschüttelten Gesellschaft. Einer Gesellschaft mit tiefen Rissen.

Kritik: Magnus Knoll

Wird geladen...

×