Bildnachweis: © Square Enix

Videospiel "Kingdom Hearts III" im Test

von Sebastian Stumbek

Story

Kingdom Hearts III erzählt eine Geschichte von der Macht der Freundschaft, wenn Sora und seine Freunde sich auf gefährliche Abenteuer begeben. Kingdom Hearts spielt in einer Vielzahl an Disney- und Pixar-Welten und folgt der Reise von Sora, einem Jungen, der der unwissende Erbe einer beeindruckenden Macht ist. An seiner Seite befinden sich Donald Duck und Goofy und gemeinsam wollen sie die böse Macht, bekannt als die Herzlosen, daran hindern, das Universum zu einzunehmen.
Durch die Macht der Freundschaft verbünden Sora, Donald und Goofy sich mit alten und neuen Disney-Pixar-Kultcharakteren, um gewaltige Herausforderungen zu überwinden und gegen die Dunkelheit zu bestehen, die ihre Welten bedroht.

Kritik

Knapp 13 Jahre mussten sich Fans auf  eine Fortsetzung gedulden, seit Ende Januar 2019 steht Kingdom Hearts III nun aber endlich für PS4 und Xbox One zum Verkauf bereit. Geruht hat die Reihe innerhalb dieser Zeit aber keineswegs, immerhin erschienen zahlreiche Spin-Offs, Neuauflagen und Prequels, die das Universum, welches Disney-, Pixar- und Square Enix-Titel zusammenwirft, immerzu erweiterten. Und im Gegensatz zu Square Enix' Erfolgsreihe Final Fantasy, wo jeder Serienteil in der Regel eine neue Geschichte erzählt, baut in Kingdom Hearts alles aufeinander auf. Respekt, wer da noch den Überblick behält.

Daher stellt sich bei Kingdom Hearts III zuallererst die Frage, inwieweit Neueinsteiger abgeholt werden und sich zurechtfinden. Die Entwickler waren sich der Schwierigkeit zum Glück selbst bewusst und fügten fünf zusammenfassende Videos hinzu, die man sich über die Menüs vor Spielstart abrufen kann und definitiv auch sollte. Sie geben im Schnelldurchlauf zumindest einen groben Überblick über die bisherige Handlung. Wer danach aber noch immer keinen blassen Schimmer hat, was da alles vor sich geht, ist vermutlich nicht allein und wird sich darüber hinaus über Youtube und Co. Mittel und Wege suchen müssen, um alle Lücken zu schließen, wenn er denn mit Kingdom Hearts III auch auf narrativer Ebene Spaß haben will.

Das Abenteuer beginnt für Sora, Goofy und Pluto im Olymp, Handlungsort von Disneys Zeichentrickfilm Hercules von 1997, wo wir auch gleich auf den titelgebenden Helden treffen und (zeitweise) an seiner Seite gegen Hades und zahlreiche, über das Reich eingefallene, Herzlose in den Kampf ziehen. Das Grafikset dieser und auch künftiger Welten ist dabei stets nah am jeweiligen Film angelehnt, was einen gewissen Charme mit sich bringt, ist in Sachen Leveldesign aber leider erschreckend eintönig ausgefallen. Das liegt vor allem daran, dass die Welten ziemlich leer wirken, bis auf die platzierten Gegner und ein paar Sammelitems, die man durch die schlauchartige Struktur schnell abgrast, gibt es in der leblosen Kulisse nämlich auch nicht viel mehr zu tun.

An diesem Gefühl können auch die vielen Kämpfe nichts ändern, die ebenfalls nur wenig Begeisterung auslösen. Mit all den vielen magischen Tricks, Formationen, Gruppen-Kombos und ausgelösten (Disneyland-)"Attraktionen", die auch schon Mal ein leuchtendes Piratenschiff oder ein Karussel beschwören, mit denen man seine Gegner platt wälzt, ist das entfachte Effektgewitter zwar durchaus hübsch anzusehen, im Grunde reicht es aber auch aus, ausschließlich und blind auf eine einzige Schlag-Taste einzuhämmern, um alle seine Gegner niederzumähen, ohne je in ernste Schwierigkeiten zu geraten. Das Kampfsystem fordert den Spieler zu wenig heraus und gestaltet sich ziemlich schnell als sehr monoton, was durch die immergleichen Begegnungen mit einer Horde Herzloser, Niemande oder dergleichen, die an jeder Ecke in Scharen über uns herfallen, auch wenig Schwung bringt. Zumindest die Boss-Kämpfe sind imposant in Szene gesetzt, auch wenn sie selbst ebenfalls nicht sonderlich schwer zu meistern sind.

Ziel unseres Helden Soras ist das Erlenen der Kraft des Erwachens, wofür er und seine Begleiter acht Welten aufsuchen. Neben den Olymp bereisen wir so unter anderem die Karibik, wo wir auf Captain Jack Sparrow und seine Piraten-Crew stoßen, wir treffen auf die Spielzeuge aus Toy Story, besuchen Rapunzel in ihrem Königreich, machen einen Abstecher nach Monstropolis aus der Die Monster AG oder suchen das Königreich Arendelle aus Frozen auf. Jede dieser Welten erzählt ihren eigenen Subplot und wartet mit eigenen Spielmechaniken auf, der grobe Ablauf gleicht sich aber stets. Letztendlich gilt es einmal mehr dem Oberschurken Xehanort das Handwerk zu legen, der mit seiner Organisation 13 finstere Pläne schmiedet. Kingdom Hearts III erzählt seine unnötig  verworrene Handlung erneut über eine Vielzahl an eingestreuten Cutscenes, die es in der Summe auf über 10 Stunden Videomaterial bringen. Das ist für all jene, die tief in der Handlung stecken, sicherlich ganz toll, wer jedoch ohnehin schon Schwierigkeiten mit dem inhaltlichen Anschluss hat, wird bei den vielen Unterbrechungen einiges an Geduld aufbringen müssen. Was beim Anschauen der Sequenzen  in jedem Fall gewöhnungsbedürftig ausfällt, ist die oftmals fehlende musikalische Untermalung oder die ausbleibende Geräuschkulisse, was das Ganze  gelegentlich ein wenig eigenartig wirken lässt.

Welche Welt wir wann bereisen, haben wir zumindest in gewissem Maße selbst in der Hand. Mit unserem Raumschiff, genannt Gumijet, steuern wir unseren Wunschplaneten nach Belieben an und können unterwegs kleine Raumschlachten im Stile eines Space Invaders absolvieren. Auch lassen sich Rohstoffe sammeln und kleine Verbesserungen an unserem Schiff vollziehen. Nette Idee, eine präzisere Steuerung hätten den Reiseabschitten aber sicherlich nicht geschadet. Wer darüber hinaus auf weitere Mini-Games Lust verspürt, findet in Kingdom Hearts III noch eine ganze Reihe solcher, darunter ein gemeinsames Kochen mit Ratte Rémy aus Ratatouille bis hin zum Festival Dance, bei welchem Sora bestimmte Moves ausführen muss. Zielgruppe dürfte hier jedoch eher das jüngere Publikum sein, denn wirklich anspruchsvoll sind sie alle nicht. 

Fazit

"Kingdom Hearts III" ist eine Wundertüte an vielen bunten Ideen und sein Crossover von Disney-, Pixar- und Square Enix-Charakteren hat ebenfalls einen besonderen Reiz. Wer den Einstieg in die Handlung findet, der für Neulinge jedoch sehr schwer ausfallen kann, wird zudem mit einem erzählerisch unterhaltsamen Abschluss der Reihe belohnt. Dass das Gameplay des Spiels aber insgesamt sehr simpel und, trotz zahlreicher unterschiedlicher Mechaniken, repetitiv ausfällt ist äußerst schade, denn es hätte aus dem JRPG eine rundere Sache machen können.

Diese Seite verwendet Cookies. Akzeptieren.