Bildnachweis: Sony Computer Entertainment / Quantic Dream

Videospiel "Beyond: Two Souls" im Test

von Sebastian Stumbek

Schlüpfe in die Rolle von Jodie Holmes (Ellen Page), einer jungen Frau, die durch ihre psychische Verbindung mit einer unsichtbaren Existenz über übernatürliche Kräfte verfügt. Erlebe die aufregendsten Momente aus 15 Jahren von Jodies Leben, in denen sie sich vom verwirrten Kind zur Top-CIA-Agentin entwickelt und herausfindet, wer sie wirklich ist. Auf ihrer Reise rund um die Welt muss Jodie hohe Herausforderungen bestehen, immer vor dem Hintergrund emotionaler Ereignisse.


Bereits vor knapp zwei Jahren erschien exklusiv für die Playstation 3 das von Quantic Dream entwickelte Spiel "Beyond: Two Souls" und wusste vor allem technisch, stilistisch und erzählerisch zu begeistern. Jetzt bekommen Playstation 4 Spieler die Chance das filmisch stark inszenierte Abenteuer erstmals oder erneut zu erleben, denn „Beyond: Two Souls“ erschien kürzlich exklusiv für Sonys Next Gen-Konsole in einer überarbeiteten Neuauflage. Wir haben uns durch das knapp 10-stündige Abenteuer geschlagen und möchten von unseren Eindrücken berichten.

Erdacht wurde "Beyond: Two Souls“ vom Designer David Cage, der bereits zuvor für Spiele wie "Heavy Rain" und "Fahrenheit" verantwortlich war. Was sie alle gemeinsam haben: Eine cineastische Inszenierung mit Fokus auf das Erzählen einer spannenden Geschichte, jedoch auch auf Kosten des Gameplays, da dieses aufs Simpelste reduziert wurde. Nun kann man sich darüber streiten ob es noch Spiele im eigentlichen Sinn sind, oder eher interaktive Filme – beides mag gewissermaßen zutreffen. Ob und wie viel man damit anfangen kann hängt demnach vom persönlichen Geschmack und den Erwartungen ab. Wer Lust auf selbstgesteuertes Hollywood-Kino hat, ist bei "Beyond: Two Souls" aber definitiv an der richtigen Adresse.

"Hollywood“ trifft hierbei übrigens den Nagel auf den Kopf, „Beyond: Two Souls“ ist mit Ellen Page und Willem Dafoe in den Hauptrollen nämlich äußerst prominent besetzt. Die Charaktere wurden den Vorbildern nicht einfach nur nachempfunden, per aufwendiger Motion-Capture-Aufnahmen mussten die Darsteller jede Szene und Animation aufwendig nachspielen (siehe Making-of), vertont sind die Charaktere dementsprechend ebenso hochwertig von ihren Darstellern. Und das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen, die animierten Charaktere wirken fast schon lebensecht und bringen durch ihre erstklassigen Mimiken allerlei Emotionen glaubhaft rüber.

Generell ist die Grafik auf sehr hohem Level. Das galt bereits für die PS3-Version vor gut zwei Jahren, die ihrer Zeit voraus war, und gilt nun in der überarbeiteten Fassung, die mit einer höheren Auflösung in 1080p sowie zahlreichen neuen Effekten wie  Motion Blur, Bloom, Tiefenunschärfe und verbesserter Effekte bei Beleuchtung und Schatten ebenso. Das Alter merkt man dem Spiel kaum an, nur ab und zu wenn einige klötzige Objekte ins Bild kommen oder einige Texturen von Nahem etwas verwaschen wirken sieht es nicht mehr ganz zeitgemäß aus. Das ist aber die Ausnahme, denn im Großen und Ganzen sieht "Beyond: Two Souls“ wirklich spektakulär aus und besser als zahlreiche reine Next-Gen-Titel heutiger Tage. Die Animationen der Charaktere gepaart mit den Umgebungseffekten und der fantastischen Inszenierung ist auf höchstem Niveau. Großartig!

Wie genau spielt sich „Beyond: Two Souls“? Man steuert Jodie in mehreren Episoden ihres Lebens auf ihrer Reise um die Welt und löst Aktionen durch das Betätigen von eingeblendeten Tasten aus. Das können Interaktionen mit Objekten sein oder diverse Gesprächsoptionen mit anderen Charakteren. Dabei gilt es auch Entscheidungen zu treffen, die Auswirkungen auf Dialoge und Story haben. Zudem hat man Kontrolle über den Geist Aiden, der mit Jodie verbunden ist. Als dieser kann man die Umgebung im Flug erkunden, Objekte zerstören und umwerfen, Personen töten oder Besitzt von ihnen ergreifen. So ergibt sich ein schönes Zusammenspiel zwischen den beiden, das für das Lösen von Rätseln und für das Vorankommen entscheidend ist. Im späteren Verlauf der Geschichte gilt es auch diverse Actionszenen zu bestehen, in welchen wir mit der richtigen Tastenkombination schnell im richtigen Augenblick handeln müssen. Ist alles spielerisch zwar nicht sonderlich komplex, da wir gar nicht viel falsch machen können, im Ergebnis aber großartig zu beobachten.

Vor wenigen Monaten erschien mit "Until Dawn" aus dem Hause Sony bereits ein anderes Spiel, das spielerisch einen ähnlichen Weg einschlug wie "Beyond: Two Souls“. Das Horrorgame war auch nach dem gleichen Prinzip gestrickt, mit Umgebungsobjekten per Tastendruck zu interagieren und in Actionsequenzen die richtige Taste im richtigen Moment zu aktivieren. Jedoch hat "Until Dawn“ in Sachen Gameplay die Nase vorn was daran liegt, dass Entscheidungen weitreichende Konsequenzen über den ganzen Spielverlauf mit sich trugen und dass falsche Interaktionen auch schon Mal den Tod der Charaktere bedeuteten. In "Beyond: Two Souls" lastet weniger Druck auf den Spieler, sterben kann man nicht, falsche Aktionen werden im Grunde nicht bestraft und Entscheidungen haben zwar Auswirkungen auf die jeweilige Episode, nicht aber auf den eigentlichen Handlungsverlauf. Gerne hätte man sich mehr spielerische Freiheit in "Beyond: Two Souls“ gewünscht, doch das Spiel kaschiert diesen Makel dennoch sehr geschickt, indem es seine gelungene Geschichte, die interessanten Charaktere und die fantastische Inszenierung stark in den Vordergrund stellt.

Und die Geschichte hat es tatsächlich in sich. Anfangs noch Drama entwickelt sich das Geschehen zusehends zum actionreichen Sci-Fi-Thriller. Zentrale Themen wie Leben und Tod, Verlust und Einsamkeit stehen im Fokus und lassen die Geschichte nicht nur packend sondern auch äußerst emotional werden. Jodies Geschichte geht tatsächlich unter die Haut, die Charaktere wachsen dem Spieler ans Herz. Etwas, das nicht jedes Spiel oder jeder Film von sich behaupten kann.

In der Originalversion war die Handlung übrigens so aufgebaut, dass die einzelnen Episoden in unterschiedlicher Reihenfolge gespielt wurden, zwischen Vergangenheit und Zukunft gab es so immer wieder Sprünge hin und her. Das war jedoch ein großer Kritikpunkt, denn es war schwer, der Geschichte auf diese Weise zu folgen und auch dramaturgisch büßte das Spiel durch die willkürliche Reihenfolge ordentlich an Intensität ein. In der neuen Auflage für die PS4 hat man nun erstmals die Wahl, das Geschehen zeitlich chronologisch zu spielen, was in jedem Fall anzuraten ist und der Geschichte sehr gut tut.

Entscheidungen mögen zwar nicht die Tragweite eines "Until Dawn" haben, spielen aber ganz zum Schluß doch eine große Rolle. "Beyond: Two Souls" hat insgesamt 24 verschiedene Enden, die wir mit unseren Aktionen erreichen können. Befriedigend und schön inszeniert sind sie auf jeden Fall.

Auch musikalisch gibt es ordentlich Starpower, der Soundtrack stammt von keinem geringeren als Hans Zimmer (hier gibt es eine Hörprobe). Sowohl melancholische Klänge als auch temporeiche Stücke sind vorhanden, die das Geschehen musikalisch bestens untermalen. Da hat der Meister wieder großartige Arbeit geleistet.

Übrigens beinhaltet die Neuauflage auch den DLC "Fortgeschrittene Experimente“, in welchem wir uns, ähnlich wie in "Portal“, durch mehrere Räume durcharbeiten müssen und immer knackigere Rätsel vorgesetzt bekommen.

Fazit: Spiel oder Film? "Beyond: Two Souls" liegt irgendwo dazwischen. Spielerisch mag die Herausforderung zwar nicht sonderlich groß sein, doch wer Wert auf eine großartige Inszenierung und intensive Geschichte legt, dem sei "Beyond: Two Souls" wärmstens empfohlen, vor allem in der neu aufgelegten PS4-Version, die gegenüber dem Original einige entscheidende Vorteile bietet. Ein emotional starkes Abenteuer, das unter die Haut geht!

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