Bildnachweis: © USA Network / Netflix

"The Sinner" - Staffel 2 - Kritik

von Sebastian Stumbek

Story

Wenige Monate, nachdem es Detectives Harry Ambrose (Bill Pullman) mit seinen Ermittlungen um einen Mordfall in die Schlagzeilen schaffte, wird er in seinen Heimatort bestellt, um bei einem neuen mysteriösen Fall zu helfen. Ein 13-jähriger Junge hat bei einem Familienausflug seine beiden Eltern ermordet. Das Motiv jedoch gibt allen Rätsel auf. 

Kritik

2017 war für The Sinner ein überaus erfolgreiches Jahr: Die auf dem Roman Die Sünderin basierende erste Staffel von der deutschen Autorin Petra Hammesfahr wurde vom Sender USA Network, bei dem auch Serien wie Suits oder Mr. Robot beheimatet sind, in den Staaten erstmals im August 2017 ausgestrahlt, kurze Zeit später auf Netflix. Eigentlich war das Ganze als abgeschlossene Mini-Serie konzipiert, danach aber zu einer Crime-Anthologie im Stile von True Detective ausgebaut. Somit befasst sich die zweite Staffel mit einem neuen Kriminalfall und setzt auf einen komplett neuen Cast. Bis auf eine Ausnahme zumindest, Bill Pullman (Independence Day) blieb der Serie erhalten und bildet so das Bindeglied zwischen beiden Geschichten. Jessica Biel (Michael Bay's Texas Chainsaw Massacre), Hauptdarstellerin der ersten Staffel, ist daher nicht mehr zu sehen, ihre Geschichte wurde in Staffel 1 auserzählt. Dennoch bleibt sie als ausführende Produzentin am Projekt beteiligt. 

Die zweite Staffel beginnt sogleich mit einem Paukenschlag: Ein harmonischer Familienausflug nimmt in einem Motel einen blutigen Ausgang, ein 13-jähriger Junge gesteht, seine beiden Eltern ermordet zu haben. Somit steht erneut von Beginn an der vermeintliche Täter fest, eine Erklärung für den Mord kennt der Zuschauer aber ebenso wenig wie alle beteiligten Charaktere.  Der Junge zittert und will nicht reden, in seinen Augen spiegelt sich junge Unschuld wider, das Blut an seinen Händen spricht eine andere Sprache. In acht Folgen werden nach und nach einzelne Puzzlestücke zusammengesetzt, die Licht ins Dunkeln bringen. Dabei ist es dem Team erneut gelungen, konstant die Spannung aufrechtzuerhalten, da die Geschichte immer wieder neue überraschende Details offenbart. Verfolgte Fährten führen  vereinzelt ins Nichts, stets ist Umdenken gefragt, um das große Ganze zu erfassen. 

Schuld und Sühne waren bereits zentrale Themen der ersten Staffel, auch die zweite greift sie wieder auf. Dabei bekommt nun auch Detective Harry Ambrose viel mehr Tiefe verliehen als zuvor, traumatische Erlebnisse aus seiner Kindheit, die während dieser Staffel in Form von Flashbacks gelegentlich eingestreut werden, lassen uns seinen Charakter und seine Motivation besser verstehen. Das wird von Bill Pullman erneut charismatisch und souverän gespielt, auf weiblicher Seite ist es nach der großartigen Performance von Jessica Biel diesmal vor allem Carrie Coon (Fargo), die als smarte Sektenführerin zu begeistern weiß. Und auch Elisha Henig (Future World) kann als Jungdarsteller überzeugen, sein kindliches Wesen wirft zudem reichlich moralische Fragen, mit denen wir uns im Kontext der grausamen Ereignisse automatisch befassen und den Begriff der Schuld genauer erörtern lassen. 

Nicht für jedes Geheimnis lässt man sich bei seiner Entlarvung bis zum Ende Zeit, sodass die zweite Staffel nicht unbedingt auf einen großen Knall hinarbeitet. Das hat die Serie aber auch nicht nötig, die Geschichte ist smart genug konstruiert, um beständig zu fesseln. Ob es zu einer dritten Staffel kommt, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest, sollte aber das gleiche kreative Team gewillt sein und am Projekt beteiligt bleiben, wäre eine Fortsetzung eine mehr als willkommene Angelegenheit. 



Fazit

Das Anthologie-Konzept hinter "The Sinner" geht voll auf, auch die zweite Staffel weiß durch ihren cleveren narrativen Aufbau zu überzeugen, punktet mit einem stark aufspielenden Cast und schneidet diskussionswürdige Themenkomplexe an. 

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