Bildnachweis: © BBC Two

"The Fall" - Staffel 3 - Kritik

von Sebastian Stumbek

Story

Nach der spektakulären Befreiungsaktion von Rose Stagg wird Serienmörder Paul Spector (Jamie Dornan) schwer verletzt ins Belfast General Hospital eingeliefert, wo er zunächst im Koma liegt. Die leitende Beamtin Stella Gibson (Gillian Anderson) ist internen Ermittlungen ausgesetzt und muss sich vor ihrem Kollegen Tom Anderson rechtfertigen, warum sie Spectors Leben angeblich dringender retten wollte als seines. Sally-Ann Spector ist fassungslos, dass ihr Mann der gefürchtete Würger von Belfast ist und trifft eine folgenschwere Entscheidung. Nachdem die Polizei Spectors Identität in den Medien veröffentlicht hat, erhält sie den Hinweis auf eine von ihm angemietete Garage. Dort entdecken sie seine Tagebücher, die auf weitere Opfer schließen lassen. Als Spectors Zustand sich stabilisiert, wecken die Ärzte ihn auf, doch seine Erinnerungen an die letzten sechs Jahre scheinen verschwunden. Und somit auch die Erinnerungen an die ihm vorgeworfenen Taten. Stella Gibson muss jetzt noch dringender weiteres Beweismaterial gegen Spector finden, um den Killer für seine Verbrechen verantwortlich machen zu können.

Kritik

Lange mussten sich Fans gedulden, zwei Jahre später erreicht die dritte Staffel der Krimi-Serie The Fall – Tod in Belfast nun auch endlich deutschsprachige Zuschauer, wahlweise auf Netflix oder im Heimkino. Zuvor lieferten sich ein Serienkiller und eine leitende Ermittlerin über zwei Staffeln hinweg ein packendes Katz- und Mausspiel, das in einem fiesen Cliffhanger seinen Höhepunkt fand. In weiteren sechs Episoden, die nahtlos an die vorherigen Geschehnisse ansetzen, geht es nun in erster Linie um die Folgen des Ganzen auf jeden Einzelnen, psychischer, beruflicher und auch juristischer Natur. Staffel 3 bewegt sich damit vom Thriller ein Stück weit mehr in Richtung psychologisches Drama, quasi ein Epilog zur früheren Geschichte, als solcher bleibt sich die Serie aber tonal mit ihrem kühlen, durchdachten und auch ruhigen Erzählstil weiterhin treu.

Nach einer schweren Schussverletzung hat Paul Spector (Jamie Dornan, Fifty Shades of Grey) sein Gedächtnis aus seinen letzten sechs Lebensjahren verloren. Das verkompliziert seine eigentlich geplante Anklage enorm, sodass es an Stella Gibson und ihrem Team liegt, seine Schuld in allen Anklagepunkten eindeutig zu beweisen. Spannend an der Sache ist die ständige Unklarheit darüber, ob Spector sich tatsächlich nicht erinnern kann, oder aber all seinen Mitmenschen (und auch uns) etwas vorspielt. Damit behält er auch weiterhin eine starke Faszination bei, da all seine Handlungen mit kritischem Auge beobachtet und analysiert werden wollen. The Fall hält sich in seiner dritten Staffel dramaturgisch jedoch ein wenig zu sehr zurück, was zwar für eine realitätsnahe Handlung sorgt, sich über sechs Folgen hinweg aber auch ein bisschen zäh anfühlt. Solche Pacing-Probleme wusste die Serie in früheren Staffeln noch besser zu umgehen. Reißerische oder exploitative Stilmittel setzte The Fall zwar nie ein, Spannung wurde stets auf subtile und clevere Weise erzeugt, der dritten Staffel fehlen dazu aber hin und wieder die Ideen. 

Unter anderem ist das am Umgang mit manchen Nebenfiguren zu bemerken. Die Teenagerin Katie Benedetto (Aisling Franciosi, Jimmy's Hall) weiß in der dritten Staffel nie so recht einen sinnvollen Platz zu finden, während die psychisch-depressiven Auswirkungen des ganzen Dramas auf Specors Frau Sally Ann (Bronagh Waugh, Last Minute Baby) nur am Rande angeschnitten werden, wohl aber mehr Platz verdient hätten. Positiv zu werten ist dagegen der tiefere Einblick in den Verstand des Serienmörders. Welche Ursachen können zu seinem perversen, sadistischen Verhalten geführt haben? Und mal angenommen ein solcher Mensch verliert tatsächlich jegliche Erinnerungen an seine Taten, von denen er sich nun selbst distanziert: Was ist in solch einem Fall das gerechte Strafmaß? Kann so jemand rehabilitiert werden oder besteht die Gefahr, dass er sich zu seinem alten Ich entwickelt? The Fall wirft definitiv einige interessante Fragen auf.

Doch nicht nur Spector bleibt charakterlich interessant gestaltet, auch Stella Gibson (Gillian Anderson) weiß weiterhin als intelligente, selbstbewusste Frau inmitten einer stark geprägten Männerdomäne zu gefallen, in der sie sich gegen zahlreiche Widerstände von mehreren Seiten durchsetzen muss. Anderson zeigt einmal mehr, wie unheimlich talentiert sie ist und dass man sie keineswegs nur auf ihre Akte-X-Rolle reduzieren darf. Sollte es in naher Zukunft zu einer vierten Staffel kommen, was bislang noch völlig offen ist, da The Fall seine Geschichte mit der dritten Staffel abschließt, dürfen wir uns zumindest auf ein Wiedersehen mit Anderson freuen, die bereits ihr Interesse bekundet hat. Der Serie wäre es in diesem Fall definitiv zu wünschen.

Technisches zur Blu-Ray:

Studio Hamburg Enterprises veröffentlichte The Fall - Tod in Belfast - Staffel 3 am 20. Juli 2018 auf dem deutschen Heimkinomarkt. Die uns vorliegende Blu-Ray weiß technisch voll zu überzeugen, sowohl Bild als auch Ton (Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)) sind überaus gelungen. Wirklich schade ist jedoch, dass den beiden Discs keinerlei Bonusmaterial beiliegt.


Fazit

Zum Abschluss geht "The Fall – Tod in Belfast" nun ein klein wenig die Puste aus, gerade im Vergleich zu den beiden vorigen Staffeln fehlt es diesmal etwas an Schwung. Dank der starken Hauptdarsteller, des interessanten psychologischen Ansatzes und einer dramaturgisch weitestgehend gelungenen Handhabung bleibt auch die dritte Staffel für Fans sehenswert.

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