{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Licht ins Dunkel: Was ist im Weihnachtsspecial von "Sherlock" eigentlich passiert?

Aurea

Von Aurea in Sherlock - Die Braut des Grauens - Kritik

Licht ins Dunkel: Was ist im Weihnachtsspecial von "Sherlock" eigentlich passiert? Bildnachweis: © BBC

Wer in der glücklichen Position ist BBC zu empfangen (oder mit Proxys und VPNs umgehen kann), der kam bereits in den Genuss der letzten Sonderfolge von „Sherlock“. Ominös betitelt mit „The abominable Bride“ verkürzt die Episode die Wartezeit auf die vierte Staffel, die uns hoffentlich noch in diesem Jahrhundert beglücken wird. Wer nicht zu den glücklichen Erstgenannten zählt darf sich bis Ostern gedulden, dann wird die Folge auch in der ARD zu sehen sein. Für alle die bereits eingeschaltet haben und danach ein wenig ratlos waren gibt es nun ein Recap der Folge. Falls ihr sie also noch nicht gesehen habt: hier folgen Spoiler. Jede Menge davon. Ihr wurdet gewarnt.

….

Ok, ihr seid noch immer da. Bereits vor der Ausstrahlung kamen unendlich viele Fragen auf. Wie würde sich das viktorianische Setting in die Erzählung einfügen? Würde es sich um eine Sonderfolge ohne Bezug zu den anderen Episoden handeln? Und nach der Folge war die Verwirrung nicht kleiner geworden, denn gefühlt das halbe Internet fragte sich, was da eigentlich passiert ist. Nehmen wir die Folge also Stück für Stück auf dem Seziertisch auseinander.

Würde man es ganz einfach machen wollen, dann würde man sagen es handelt sich um eine Art „Inception“. Eine Geschichte, die in der eigentlichen Geschichte spielt. Während der Aufbau zumindest am Anfang noch eine alternative Zeitlinie suggeriert, in der sich Sherlock und Watson kennenlernen, und in der ein seltsamer Mordfall einen Geist freisetzt, wird schnell klar dass es sich dabei um ein Gedankenspiel in Sherlocks Gedankenpalast handelt. Schauen wir uns die beiden Geschichten getrennt voneinander an.

In der viktorianischen Zeitebene gibt es zunächst eine Alternativversion des Kennenlernens aus „A Study in Pink“. Ein erster Zeitsprung zeigt uns Watson (Martin Freeman) und Sherlock (Benedict Cumberbatch) als eingespieltes Team. Ich bin mir nicht sicher inwiefern Steven Moffat, dem ja gerne nachgesagt wird dass er nicht besonders gut darin ist Frauen zu schreiben, hier direkt auf Kritik eingeht. Jedenfalls beschwert sich Miss Hudson (Una Stubbs) über die Tatsache dass sie aus den Geschichten ausgelassen wird, und auch Mary (Amanda Abbington, die auch im realen Leben mit Freeman liiert ist) ist nicht glücklich mit ihrem tristen Dasein als Ehefrau. Früh werden die Suffragetten thematisiert, bevor dann der tatsächliche Fall einsetzt. Eine Braut, die Selbstmord begeht und einen Tag später, frisch aus dem Grab entstiegen, ihren Mann erschießt? Natürlich kann Sherlock nicht nein sagen. In der Gerichtsmedizin treffen wir auf Molly (Louise Brealey), die sich als Mann ausgeben muss um ihrem Beruf nachzugehen. Das ist wenig subtil, funktioniert aber erstaunlich gut. Der Fall kommt zur Ruhe, weitere Morde werden von Sherlock als Nachahmungstäter deklassiert. Die Rede ist von einem Feind dem man sich unterordnen muss, der tagtäglich in unserem Leben ist.

Später taucht Lady Carmichael auf und fleht Sherlock um Hilfe an, denn ihr Mann Eustace hat eine Morddrohung bekommen. Und tatsächlich taucht die tote Braut bei ihm auf. Sherlock schlägt vor den Mann als Köder zu benutzen, und sein Plan geht schrecklich schief. Eustace stirbt und der Mörder entkommt. Auftritt Mary, die selbst in dieser Zeitlinie ein Spion ist. Sie führt die beiden Detektive zu einem geheimen Treffen der Suffragetten. Hier klärt sich der Fall der mysteriösen Braut.

Emilia Ricoletti hat ihren Suizid nur vorgetäuscht. So konnte sie, mit Hilfe von ein bisschen Make-Up, am nächsten Tag aus dem Grab auferstehen und ihren Mann töten. Da sie an Schwindsucht litt beging sie nach diesem Mord dann Selbstmord und ihr Körper wurde in die Leichenhalle geschmuggelt. Die restlichen Frauen konnten dann abwechselnd die Rolle der geisterhaften Braut einnehmen und die Männer umbringen, die sie unterdrückten und terrorisierten. Ein klarer Fall von einer Idee, die man nicht mehr loswird, sobald sie sich in den Köpfen der Öffentlichkeit manifestiert hat. Auch hier handelt es sich natürlich um einen, zugegebenermaßen sehr schwerfälligen Kommentar auf die Frauenrollen in den Originalromanen, die ja de facto fast komplett ohne weibliche Figuren auskommen. Und hier platzt dann auch die Bombe, denn bis zu diesem Zeitpunkt hat Nichts davon wirklich stattgefunden.

Sherlock erwacht in dem Flugzeug, in dem er am Ende der dritten Staffel das Land verlassen sollte. Moriarty ist mit seiner Nachricht überall und das Flugzeug dreht sozusagen um, ist aber noch nicht gelandet. Sherlock denkt sich den Ricoletti-Fall aus da er ein Szenario braucht in dem sich jemand in den Kopf schießt und dann aus dem Jenseits zurückkehrt. Ganz so wie Moriarty. So kommen wir dann auch zum heimlichen Höhepunkt der Folge, denn es gibt ein paar herrliche Szenen in denen Andrew Scott als Moriarty für Chaos in Sherlocks Wohnung sorgt. Sherlock schafft es allerdings nur unter der Zuhilfenahme von Drogen, dieses Gedankenspiel überhaupt erst durchzuziehen, was seinem Bruder und Watson natürlich missfällt. Sherlock kommt zum Ergebnis dass Moriarty zwar tot sein muss, aber dennoch irgendwie eine Möglichkeit gefunden hat nachhaltig für Terror zu sorgen. Allerdings wird nicht erklärt wie das funktioniert, und so endet die Folge recht abrupt.

So gab es also weniger das versprochene Viktorianische Rätsel, sondern stattdessen eine Art Brücke zwischen Staffeln drei und vier. Was bleibt sind Spekulationen. Würde man parallel zum Ricoletti-Fall vorgehen, dann dürfte Moriarty ein paar Gleichgesinnte oder einfach ein paar Fans um sich geschart haben, die sein Werk fortführen. Möglich wäre auch das Irene Adler (Lara Pulver) Moriartys Arbeit fortführt, fand sie doch in der viktorianischen Zeitlinie wenigstens kurz Erwähnung. Auch wäre es möglich (und sogar recht wahrscheinlich) dass Mycroft (Mark Gatiss) sein eigenes Spielchen spielt und versucht die Kontrolle über seinen jüngeren Bruder zu erlangen. Die Episode selbst war stellenweise ein bisschen überladen, an anderen Stellen zu eindeutig zu durchschauen. Als Appetithappen auf kommende Folgen funktioniert sie aber einwandfrei.

Was denkt ihr? Hat euch der Ausflug in frühere Zeiten gefallen? Was ist eure Theorie zu der ganzen Moriarty-Angelegenheit?

Notizen zum Fall:

  • Watson schreibt seine Geschichten für das „Strand Magazine“, in dem seinerzeit Sir Arthur Conan Doyle seine Geschichten um Sherlock veröffentlichte

  • Aus „Speedy’s“ wurde „Speedwells Restaurant and Tea Rooms“

  • Emilia singt Auszüge aus „The Maid Of The Mill“

  • Durch die ganze Folge hinweg finden sich zahlreiche Anspielungen auf Sherlock-Geschichten, zahlreiche Figuren sind an Illustrationen früherer Romane angepasst worden

Wird geladen...