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Schattenseiten des Influencer-Daseins: Kritik zur Musikdrama-Serie „Mood“

Tiger

Von Tiger in Schattenseiten des Influencer-Daseins: Kritik zur Musikdrama-Serie „Mood“

Schattenseiten des Influencer-Daseins: Kritik zur Musikdrama-Serie „Mood“ Bildnachweis: © Polyband/WVG | Szene aus "Mood"

Inhalt

Die 25-jährige Sasha träumt von einer erfolgreichen Karriere als Sängerin, verbringt aber ihre Zeit meistens mit Gras rauchen, stalkt ihren Ex auf Instagram und ihr Bankkonto ist stets im Minus. Nach einem heftigen Streit mit ihrer Familie fliegt sie zuhause raus und trifft auf die rätselhafte Carly, die sie in die Welt der Social Media Influencer, des Online-Sex und Escort einführt. Damit verdient Sasha bald Geld, gewinnt Follower und hat ein glanzvolles Leben. Doch diese Welt wird allmählich immer dunkler und Sasha fühlt sich ausgebeutet. Kann sie mit einem Song über ihre Jugend die Vergangenheit bewältigen und ihre Musikkarriere in Gang bringen? Oder steckt sie zu tief drin?

Kritik

Bitchfight ist nicht gut für meine Brand! Ich habe mehr als 250.000 Follower!

Wenn man davon träumt es from the Hood to Hollywood zu schaffen, so wie Sasha, dann gibt es offensichtlich nur eine Möglichkeit: Man wird ein Social-Media-Star. Eigentlich möchte Sasha eine berühmte Sängerin werden, aber schon zu Beginn der Serie wird klar, dass ihr Leben in Trümmern liegt: Ihr Freund hat sie verlassen, ihre toxische Familie hat ihre Launen und Drogeneskapaden satt, sie hat keinen Job und befindet sich auch noch in einem emotionalen Tief. Genau zu diesem Zeitpunkt trifft sie die Influencerin Carly (Lara Peake, How To Have Sex), die ihr rettender Strohhalm in der Not zu sein scheint. Dabei ahnt sie noch gar nicht, welche Konsequenzen es für ihr Leben hat, wenn sie sich auf Carly einlässt.

Mood ist eine Serie, die allen gewidmet ist, die durch Social Media zum Ruhm kommen wollen und den Verlockungen der glitzernden Social Media-Welt nicht widerstehen können. Wundervolle Partys, auf Hochglanz polierte Bilder, Goodiebags und Spaß ohne Ende. So sieht das Leben der Influencer aus, zumindest wenn man ihrem Feed bei Instagram trauen kann. Dabei übersehen sowohl Fans als auch Hater so oft, dass die Bilder nicht unbedingt das echte Leben der Insta-Starlets darstellen und, dass die Schattenseiten des Insta-Ruhms verborgen bleiben. Mood blickt hinter die Social-Media-Bilder und zeigt echte Menschen, die dahinter stecken und macht auf die Gefahren von Social Media aufmerksam. Natürlich klingt es auf den ersten Blick großartig alles for free zu bekommen und auf die coolsten Partys zu gehen, doch die meisten vergessen, dass hinter der Brand reale Menschen mit realen Problemen, Sorgen und Träumen stecken und egal, was für wundervolle Bilder sie posten, sie können genauso verzweifelt sein wie jeder andere und auch nur versuchen den Tag zu überleben. Ganz Recht, zu überleben! Es ist nämlich nicht immer alles so einfach, wie die Influencer es einen glauben lassen.

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Deswegen ist diese Serie nicht nur für Möchtegern-Stars gut, sondern auch für die ganzen Neider und Hater, die glauben, dass das Gras auf der anderen Seite viel grüner ist. Der Glaube, dass die Influencer nun mal berühmt sind und deswegen den ganzen Hass im Netz ertragen sollen, ist weit verbreiteter Irrsinn. Die Hater sagen: "Selber schuld, wenn ihr euch im Internet verkauft und so viel von eurem Privatleben preisgebt!“ Und genau an dieser Stelle räumt die Serie mit den Vorurteilen über Influencer auf und zeigt einfache Menschen, die mit Instagram angefangen haben, nur um ihre Eltern finanziell unterstützen zu können oder, weil sie nicht beim Arbeitsamt landen wollten, wo sie wie der letzte Dreck behandelt werden, so wie die Hauptfigur Sasha. Und die Hater würden sagen: „Dann sollen sie doch einen normalen 9 to 5 Job machen.“ Doch, wie sollen sie es machen, wenn sie wie Sasha nichts gelernt haben?

Das Spannende an den Szenen, die beim Arbeitsamt spielen, ist, dass Sasha-Darstellerin Nicole Lecky (Death in Paradise) selbst vor ein paar Jahren in der gleichen Situation war, wie die Hauptfigur ihrer Serie, zu der sie auch das Drehbuch verfasste. Nicole  Lecky war beim Arbeitsamt und fühlte sich schrecklich, als ein Mitarbeiter sie herabsetzte und ihr riet realistische Jobs zu suchen und aufzuhören als Schauspielerin und Autorin zu arbeiten, doch er hatte Unrecht, weil sie es geschafft hat und sogar den BAFTA für Mood in der Kategorie beste Mini-Serie gewann. Nicole Lecky rät ihren Followern bei Insta: „Keep dreaming big!“ Wenn man das, was man selbst erlebt hat in eine Serie einflechten lässt und es auch noch selbst spielt, dann ist es nicht nur im höchsten Maße authentisch, sondern einfach großartig, weil Nicole Lecky die von ihr kreierte Figur Sasha am besten versteht und aufzeigt, mit welchen Schwierigkeiten die Figur konfrontiert wird und wie sie sogar von ihren Familienmitgliedern abgestempelt wird.

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Es ist immer leicht andere Menschen zu verurteilen , die man sie nicht kennt und über die man rein gar nichts weiß, deswegen erteilt diese Serie allen eine wertvolle Lektion und richtet ihr Augenmerk auf eine Figur, die für die ganze Generation Z steht, die in dem Glauben aufwächst alles sein zu können, was man will, weil der Ruhm und Erfolg immer nur ein paar Follower entfernt zu sein scheint. Je mehr Follower, desto besser, weil die Follower mehr Aufträge und automatisch mehr Geld bedeuten. Es ist völlig verständlich, dass die früheren Generationen der Influencer-Thematik nicht offen gegenüber stehen und keine Ahnung haben, wie der ganze Insta-Tik-Tok-Social-Media-Irrsinn funktioniert. Dabei müssen sie es gar nicht verstehen, aber etwas zu verurteilen, was man nicht richtig versteht, ist genauso, wie eine Sprache zu bewerten, die man nicht beherrscht.

Mood gibt allen die Gelegenheit dazu zu lernen und ist als Aufklärungsserie sowohl für Teenager als auch für ihre Eltern gut geeignet, um den verantwortungsvollen Umgang mit Social Media zu erlernen. Man kann natürlich auch ganz andere Schlüsse aus der Serie ziehen und die Social-Media-Welt für immer kategorisch ablehnen und verteufeln. Gerade im Hinblick auf die Kritik an OnlyFans (in der Serie: Daily Fans genannt) deutet die Serie ziemlich offen an, dass man dank eines OnlyFans Accounts automatisch in die Prostitution abrutscht. Eine derartige Sichtweise ist nicht differenziert genug, aber gerade unter dem Aufklärungsgesichtspunkt ist es völlig verständlich und legitim. Es ist wichtig zu zeigen, dass es durchaus eine Konsequenz daraus sein kann und gerade labile Menschen können leicht ausgenutzt und in die Prostitution getrieben werden.

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Es wäre für die Kernaussage der Serie natürlich kontraproduktiv, wenn man auf die positiven Beispiele aus der OnlyFans Szene verweisen würden und deswegen verzichtet man wohl bewusst auf die Anspielung auf das Aushängeschild von OnlyFans, Bella Thorne (Urlaubsreif), die es geschafft hat bei OnlyFans mit minimalen Aufwand Millionen zu verdienen. Trotzdem ist es absolut verständlich, dass man solche Beispiele nicht zeigt, weil man auf die Schattenseiten der Social- Media-Welt abstellt und nicht auf den Erfolg, Millionen und Fame. Die Serie bietet denjenigen eine Plattform, die nicht freiwillig in die Sexarbeiter-Welt hineingeraten sind und aufgrund von ihrer emotionalen Instabilität und Naivität ausgenutzt wurden. Es ist nicht alles Gold, was glänzt und Mood appelliert an Mitgefühl für alle verlorenen Seelen, die irgendwann mal in ihrem Leben falsch abgebogen sind, obwohl sie es gar nicht wollten. Mood hat viele tragische Momente, in denen Sasha ihr jüngeres Ich (Ebony Aboagye, The Lost Girls) im Spiegel erscheint und als Über-Ich Instanz ihr Verhalten unter den moralischen Gesichtspunkten bewertet.

Außerdem hat die Serie viele erstaunlich elegant in die Handlung integrierte Hip-Hop-Musikeinlagen, die so organisch in die Serie passen, dass man es nicht einmal wagt, die Serie nur als eine Musical-Serie zu bezeichnen, denn Mood ist viel mehr als das. Während bei so vielen Filmen die Figuren ohne jeglichen Bezug zur Handlung anfangen zu trällern, passt hier einfach alles perfekt, wie die Faust aufs Auge und während der Gesangseinlagen wird der Energielevel und die Motivation der Schauspieler beibehalten. Mood trägt eine wichtige Botschaft an alle Generationen und hat so viel Potenzial für eine Fortsetzung, dass man kaum abwarten kann, ob die Story von Sasha irgendwann mal weitergeht.

Technischer Part

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Polyband/WVG veröffentlichte die Serie Mood  am 28. Juli 2023 auf zwei DVD-Discs auf Deutsch und Englisch (jeweils in 5.1 DTS-HD Master Audio) mit englischen Untertiteln in hervorragender Bild- und Tonqualität. Als Extras ist nur "Behind the Choreography" vorhanden.


Fazit

Authentisch, musikalisch und schmerzhaft schön erzählt „Mood“ die Geschichte einer jungen Frau, die sich ihrem Schicksal nicht beugen will und an den Grundsatz „Dream Big“ glaubt. „Mood“ funktioniert hervorragend als eine Aufklärungsserie, die auf die Gefahren von Social-Media-Welt aufmerksam macht, aber zeitgleich sich auch an die ganzen Hater wendet: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Hört auf Menschen zu verurteilen, die ihr nicht kennt, denn ihr wisst nicht, was ihnen in ihrem Leben alles widerfahren ist und welche Last sie mit sich tragen müssen!"

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