Eye Haïdaras nuanciertes Spiel und die naturalistische Darstellung ihrer kindlichen Kollegen verleiht dem Figuren-Trio im Zentrum Joachim Lafosses introvertierten Familiendramas mehr psychologische Tiefe als die schlichte Story hergibt. Die brüchige Dramaturgie umkreist die vielseitigen Implikationen des Szenarios ohne dessen sozialstrukturelles Potenzial auszuschöpfen. Für die spezifischen Verhaltensmuster und Gewohnheiten, die sozialökonomische Milieus voneinander abgrenzen, fehlt dem Regisseur ebenso das Gespür wie für die unterdrückten Ängste der Protagonistin. Was bleibt ist gediegenes Schauspielkino, so unpersönlich wie der elitäre Hauptschauplatz und vergessenswert wie der prätentiöse Piano-Soundtrack.