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"Aperitivo"

Aurea

Von Aurea in Moviebreak bittet zu Tisch: Hannibal Staffel 3.4

"Aperitivo" Bildnachweis: © NBC

So, der überaus weise Sender NBC hat in dieser Woche also beschlossen, „Hannibal“ nach der dritten Staffel abzusetzen. Von Anfang an kämpfte Hannibal um Quoten, wurde zwischenzeitlich sogar verlängert, obwohl andere Serien des gleichen Senders mehr Zuschauer anlockten. Doch nun ist vorerst Schluss. Wir können nur hoffen, dass sich ein anderer Sender oder ein Streaming Dienst wie Amazon oder Netflix der Sache annehmen wird. Bis dahin bleiben uns aber noch satte 10 Folgen der dritten Staffel, also schauen wir tapfer nach vorne, hoffen auf das Beste und genießen die Zeit, die wir noch haben.

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© NBC

„Aperitivo“ weicht in seiner Erzählweise drastisch von den bisherigen drei Folgen ab. Bisher legte sich eine beinahe alptraumhafte Atmosphäre über die einzelnen Episoden, ließ das Geschehen bisweilen wirken als würden wir es durch einen dichten Nebel hindurch beobachten. Die vielen Fragen, die das Finale der zweiten Staffel offen ließ, wurden dabei kaum beantwortet. Dies wird nun endlich nachgeholt, und so gestaltet „Aperitivo“ sich als eine Art langgezogenes Flashback. Nach und nach erfahren wir, was mit allen Beteiligten der unschönen Ereignisse in Hannibals Haus geschehen ist. Sozusagen ein lupenreiner Staffelauftakt. Und alle Figuren nutzen diese Gelegenheit, um ihre Masken endlich abzulegen. Einige nehmen dies wörtlicher als andere, doch das Ergebnis ist auf allen Ebenen das gleiche. 

 

Da wäre Mason Verger, nun in direkt doppelter Hinsicht mit neuem Gesicht. Willkommen an Bord, Joe Anderson. Sicher, ich werde Michael Pitt vermissen, doch die wenigen Minuten dieser Episode machen deutlich: Joe Anderson ist dieser Rolle wirklich gewachsen. Während Michael Pitt immer den Eindruck machte, Gary Oldman gleichzeitig zu kopieren und dabei total über das Ziel hinaus zu schießen (auf positive Art!), wirkt Joe Anderson, als würde er das gleiche mit Michael Pitt machen. Hochgradig interessanter Ansatz, und er täuscht ein wenig darüber hinweg dass sich bei Mason eigentlich nicht viel getan hat. Zu meiner ganz persönlichen Freude hat auch Doktor Chilton überlebt, und er geht nun auf die Suche nach Verbündeten. Mason ist auf der Suche nach einem Psychologen, der ihm helfen kann, Hannibal zu verstehen. Denn er hat ganz besondere Pläne für den guten Doktor. Doch Chilton erweist sich als die falsche Person. Die beiden haben trotzdem einen wundervollen Moment zusammen, in dem sie beide ihre Masken abnehmen können um sich gegenseitig das volle Ausmaß ihrer Verunstaltung durch Hannibal zu präsentieren. “Now we can talk face to face”. Image title

© NBC

Die größte Wandlung macht wohl Alana durch. In den Opening Credits war Caroline Dhavernasja bereits die ganze Staffel über zu sehen, doch sie hat sich massiv verändert. Der Sturz aus dem Fenster hat ihr nicht nur einen ganz wundervollen Sinn für Humor verpasst ("I always enjoyed the word defenestration. Now I get to use it in casual conversation") , sondern hat ihr auch einen Geschmack für gute, alte, alttestamentliche Rache verpasst. So schließt sie sich mit Mason Verger zusammen, um Hannibal zur Strecke zu bringen. Der versucht wiederrum, Alana so richtig zu provozieren, doch seine Sticheleien prallen an ihr einfach so ab. Auch ihr Äußeres hat sie angepasst. Neben einem extrem stylischen Gehstock scheint sie sich an Hannibals Motto „Ästhetisches vor Moral“ zu halten. So sehr es mir Leid tut, was Alana durchmachen musste: ich freu mich tierisch auf das, was sie in dieser Staffel leisten wird. Ihre gradlinige Lust auf Rache dürfte mindestens einen gewichtigen Gegenpunkt zu Wills ewiger Schmollerei liefern. Zusammen mit Bedelia sind jetzt zwei faszinierende, eigenwillige Frauen anwesend, die nicht mehr länger nur Spielzeug sein wollen. Betrachtet man die bisherige Serie, dann ist dies ein gigantischer Fortschritt an der Front der weiblichen Charaktere. Um Will und Hannibal perfekt charakterisieren zu können wurden die Damen bisher sträflich vernachlässigt, doch es scheint als ob man nun aufholen würde. Auch Alana hat auf Doktor Chilton keine Lust und schickt ihn weg. Ihre Wandlung ist dabei nicht nur auf psychologischer Ebene im vollen Gang, sondern im Verlauf der Folge auch physisch spürbar. Sie beginnt fixiert auf einem Bett im Krankenhaus, wenig später sitzt sie im Rollstuhl, und zum Ende hin geht sie selbstständig, wenn auch am Stock. In jeder Hinsicht entfernt sie sich von ihrer bisher passiven Rolle. Ob das für sie gut ausgehen wird, oder ob das Ignorieren der eigenen Emotionen sich als fataler Fehler erweisen wird? Die Zeit wird es hoffentlich zeigen. 

 

Jack hat unterdessen direkt an mehreren Fronten zu kämpfen. Seinen Job beim FBI hat er verloren. Doch am meisten Sorgen bereitet ihm seine Frau, Bella. Die betont immer wieder, dass sie keine Angst vor dem Tod hat, und Jack fasst sich schließlich ein Herz und beendet ihr Leiden. Dennoch würde ich mich dazu hinreißen lassen zu sagen, dass Bella eines natürlichen Todes gestorben ist, und dies ist für die Serie doch in höchstem Maße ungewöhnlich. Was dann folgt ist eine direkte Spiegelung der Szene, in der Will gerettet wird, während Abigail für ihre Beerdigung zurecht gemacht wird: Jack zieht sich an, bereitet sich auf den Abschied vor, während Bella für ihren Sarg hergerichtet wird. Hier wird auch der größte Unterschied zur letzte Episode deutlich: es handelt sich um Figuren die wir kennen und mögen. Mitleid mit Chiyo oder dem Mann im Käfig zu haben war eine Pflichtübung, ein Gefühl dass mitfühlende Menschen eben haben, aber nichts darüber hinaus. Mit Bellas Abschied verschmilzt die optische, visuelle Schönheit der Serie mit dem, was wir als Zuschauer empfinden.

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© NBC

Doch Bellas Tod bringt auch die Figuren wieder zusammen. Jack bekommt die Gelegenheit, mit Will zu sprechen und ihm klar zu machen, dass er für Will da ist. Was ohne Zweifel wichtig für Will ist, der in dieser Episode frei zugibt dass er mit Hannibal gemeinsam weglaufen wollte. Dass er sich weigert das Schlechte in ihm zu sehen, um das Gute ein wenig länger genießen zu können. Oft sehen wir dabei sein Gesicht halb in den Schatten versunken, und uns wird klar: für jeden Zentimeter, den Will seine Maske fallen lässt, liegen unendlich viele Meter voller dunkler Geheimnisse noch im Verborgenen. Exakt wie bei Hannibal. 

 

Der wiederrum taucht in dieser Folge gar nicht direkt auf. Sicher, er schickt Jack eine Beleidsbekundung, doch „Aperitivo“ zeigt uns was mit denen passiert, die ihn überleben. Und das Ausmaß der Zerstörung, das er hinterlassen hat, ist beinahe eindrucksvoller als jeder direkte Mord, den er bisher begangen hat. Seine Präsenz allein reicht aus, um Horror zu verbreiten.Das Fundament für die restliche Staffel dürfte nun endgültig gelegt sein, und ich bin wirklich gespannt, was da noch auf uns zukommt.

 

Wahllose Gedanken zum Schluss: 

 

  • Ist Will nach Italien gesegelt???

  •  Chilton hat sich direkt „Hannibal the Cannibal“ patentieren lassen. Mensch, ich hab den Typen wirklich vermisst, und ich freue mich extrem, dass meine Hoffnung auf seine Rückkehr nicht enttäuscht wurden.

  •  “Maybe it’s one of those friendships that ends after the disemboweling.”

  • Cordell ist ja ein Traum von einem Angestellten. Du willst jemanden fangen und verspeisen? Kein Thema, er bereitet da schonmal was vor.

  • Jack und Bella aka Laurence Fishburne und Gina Torres sind übrigens tatsächlich seit 2001 verheiratet.

  • Hannibal ist zwar nicht so wirklich anwesend, aber wir kriegen trotzdem eine riesige Portion fieser Bilder zu sehen. Wir können mitverfolgen wie die Kugel durch Chilton’s Kopf geht, sehen Alanas Skelett wenn sie aus dem Fenster stürzt, erleben hautnah mit wie Hannibal einige Leute aufschneidet. Noch immer keine Serie für zartbesaitete Zuschauer.

  • Das Rezept der Woche kommt diesmal von mir persönlich: Zum Aperitivo finde ich Datteln im Speckmantel immer ganz wundervoll. Zunächst überlegt ihr, wie viele Datteln ihr machen wollt. Legen wir uns für das Beispiel mal auf 20 fest. Dazu braucht ihr 20 Mandeln ohne Haut, 10 Streifen Bacon, Olivenöl, Holzspieße und wenn ihr wollt ein bisschen Sherry. Zunächst röstet ihr die Mandeln mit wenig Hitze und ohne Fett in einer Pfanne, stellt sie dann beiseite und kümmert euch um die Datteln. Habt ihr euch für frische Datteln entschieden, dann häutet sie. Bei getrockneten entfällt dieser Schritt. Dann die Datteln einzeln der Länge nach aufschneiden und den Kern durch eine Mandel ersetzen. Danach halbiert ihr die Baconstreifen und wickelt jeweils einen halben um je eine Dattel. Mit einem Holzspieß feststecken. Dann stellt ihr eine Pfanne auf, gebt ein bisschen Olivenöl hinein. Lasst das Ganze nicht zu heiß werden, gebt die Datteln hinzu und wartet bis sie rundum knusprig sind. Nach Belieben Sherry hinzufügen und verdampfen lassen. Datteln aus der Pfanne nehmen, auf Küchenkrepp abtropfen lassen, ein bisschen Pfeffer drübergeben und zusammen mit einem beliebigen Drink als Aperitivo reichen.

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