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MBs Kommentarspalte: Fuck You, Oscars!

Stu

Von Stu in MBs Kommentarspalte: Fuck You, Oscars!

MBs Kommentarspalte: Fuck You, Oscars! Bildnachweis: © A.M.P.A.S.

Nicht erst seit diesem Jahr kämpfen die Oscars um die Gunst der Zuschauer. War die Verleihung früher der Super Bowl unter den Preisverleihungen (vor allem bei der Quote), sank das Interesse der Zuschauer in den letzten Jahren deutlich. Aber keine Sorge, Veränderung naht. Die Academy, die in den letzten zwei, drei Jahren einiges ertragen musste und sich zumindest rudimentär dazu bereit erklärte Dinge zu verändern – was in einigen Fällen sehr begrüßenswert war -, hat jetzt mal ordentlich den Wind of Change geblasen.

Vier Kategorien (Kamera, Schnitt, Kurzfilm und Makeup & Hairstyling) werden innerhalb der Werbepause verliehen. In Live Stream wird man die Verleihung der Kategorien sehen, im Fernsehen wird stattdessen gezeigt, wie porentief rein die neuen Waschmitteltabs selbst harte Verschmutzung bereinigen können. Als ich gestern davon hörte, ging mir vor allem eines durch den Kopf: Fuck You, Oscars! Anders konnte ich diese Respektlosigkeit nicht ausdrücken. Aber nun ist ein neuer Tag, also werde ich es mal versuchen.

Warum sich die Academy dazu entschieden hat ist klar: Die Show muss kürzer und kompakter werden. Die Sender können sie dann besser in ihr Programm aufnehmen, die Zuschauer werden wieder angelockt und es stehen noch mehr die großen Filme im Zentrum. Dabei wird aktuell gar nicht so sehr die Frage behandelt, wer der große Siegerfilm wird, sondern mehr ob Black Panther seine Nominierungen verdient hat. Aber das ist eine andere Geschichte.

Was ich nicht verstehe, ist wie die Verantwortlichen darauf kommen, dass es die Show besser machen wird, wenn man vier Kategorien quasi weg radiert. Das macht die Veranstaltung kürzer, aber es macht sie nicht automatisch unterhaltsamer. Langweilige drei Stunden sind erheblich anstrengender zu konsumieren, als unterhaltsame fünf Stunden. Des Weiteren rationalisiert die Academy etwas weg, was die Oscars ausmacht: die Würdigung von Filmschaffenden. Ja, für die Boulvevard-Presse ist das Spektakel am Ende des roten Teppichs schon vorbei. Von welchem Designer ist das Kleid? Sind sie immer noch Cracksüchtig? Glauben sie Daniel Küblböck lebt noch? Die nominierten Filme und Personen (zumindest die, die keine Stars sind) spielen da keine wirkliche Rolle.

© AMPAS

Mich als Filmfan stört es nicht, wenn viele sich nur für das Drumherum interessieren, was mich aber abgrundtief ankotzt ist, dass die Academy diesen Zuschauern flehend hinterherrennt. Bitte, bitte, bitte guckt doch die Show. Seht mal, sie ist kürzer und Teile der Preise ohne echte Starpower haben wir gleich komplett in die Werbepause verbannt. Ist das nicht toll? Nein, ist es nicht. Ich find’s scheiße. Die Oscars sind eben die Oscars. Es ist (k)eine klassische Unterhaltungsshow. Es ist eine Gala, eine Preisverleihung.

Meine erste Oscar-Verleihung, die ich gesehen habe, war 1993. Erbarmungslos von Clint Eastwood gewann, ich war gerade einmal neun Jahre alt und fand das alles total spannend. Die nominierten Filme kannte ich nicht, die englische Sprache klang wie Kauderwelsch, aber es war dennoch toll. Jetzt, mit Mitte 30, sind die Oscars nicht mehr so faszinierend, aber sie gehören für mich einfach zum Frühjahr dazu. Auch ich langweile mich zum Teil bei der Show, aber ich sehe mir gerne die Würdigung an, die per Vergabe der goldenen Trophäe einhergeht. Außerdem mag ich es mitzufiebern. Dieses Jahr bin ich klar auf der Seite von The Favourite - Intrigen und Irrsinn. Wenn also eine Kategorie dran ist, in der mein Film die Chance hat zu gewinnen, bin ich voll dabei. Ich schaue kein Fußball, aber vielleicht fühlt es sich ja genauso an, wenn der Stürmer meiner Mannschaft den Ball hat und zum feindlichen Tor prescht.

Dass ich aber nicht live sehen werde, ob Kameramann Robbie Ryan für ' grandiosen Film einen Oscar erhält finde ich nicht nur schade, sondern auch ziemlich armselig. Die Academy hat mit ihrer Entscheidung einen weiteren, gigantischen Schritt in Richtung Kunstfeindlichkeit getan und nimmt im Windschatten gleich noch einen großen Anteil Bedeutungslosigkeit mit. Ganz ehrlich, wer glaubt die Oscars werden durch diese Kürzung, diese Geste der Respektlosigkeit, besser werden, glaubt wohl auch, dass die erfolgreichen Filme immer die guten sind.

Die Oscars werden 2019 kürzer sein, aber ganz bestimmt nicht besser und mir schwillt der Kamm, bei dem Gedanken daran, dass sie irgendwann einfach nur die großen Kategorien ausstrahlen werden. Klar, 95 % der nominierten Kurzfilme habe ich nicht gesehen und werde sie vermutlich auch nie sehen. Aber ist die Szenerie nicht schön, dass ein total unbekannter Filmemacher eine Ehrung erhält und für kurze Zeit vor und über den großen Hollywood-Stars steht? Es liegt nicht an diesen unbekannten Menschen, dass die Oscar-Verleihung sich zieht und zäh anfühlt. Es liegt mehr daran, dass alle 6 Minuten Werbung (das US-Werbesystem ist grausam) kommt und dass der Host nach dem Opening im Grunde auch nicht mehr macht als Leute anzukündigen.

Liebe Academy, zeigt den Filmen und ihren Machern mehr Respekt, lockert die Show auf, verschießt nicht gleich zu Beginn eure ganze Munition, nimmt euch selbst nicht so ernst und dann können sogar 5 Stunden verdammt kurzweilig sein. Vor allem, liebe Academy, stellt euch die entscheidende Frage für wen ihr diese Show eigentlich macht? Für Zuschauer, die bei Netflix und Amazon Filme anfangen, die sie nach 10 Minuten abbrechen, um wieder The Big Bang Theory zu streamen, oder Liebhaber, die ins Kino gehen und für das Kino und Film mehr ist als bloßer Konsum? Liebe Academy, ihr hechelt dem falschen Ball hinterher und pinkelt dabei auch noch den falschen Baum an. Anders ausgedrückt: Fuck You!

Was haltet ihr von den Kürzungen?

Nachtrag: Die Academy ist zurückgerudert. Vielen Dank.

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