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Krieg und Frieden - Die Serie - Kritik

OnealRedux

Von OnealRedux in Krieg und Frieden - Die Serie - Kritik

Krieg und Frieden - Die Serie - Kritik Bildnachweis: © Polyband

Einen Roman von Lew Nikolajewitsch Tolstoi zu verfilmen ist wahrlich eine Herausforderung: Nicht nur aufgrund der gewissen Schwere seiner Romane, sowie dessen grundlegende Bedeutsamkeit und Philosophie – oder schlichtweg grundlegenden Fragen des Lebens, sondern auch der Opulenz, die seine Werke ausstrahlen. BBC hat sich indes mit Krieg und Frieden (OT: War & Peace) eine der wohl größten Romane ausgesucht (immerhin 1.500 Seiten in der deutschen Ausgabe) und somit auch einer großen Herausforderung. Zudem wurde Krieg und Frieden bereits unzählige Male verfilmt, sodass eine neue Interpretation schon eine gewisse Eigenart besitzen muss. Nun erreicht die Serie von Regisseur Tom Harper auch den Handel (dank Polyband/WVG seit dem 27.01. auf DVD/BD im Handel erhältlich), sodass sich natürlich ein Blick lohnt. Kann die Serie den Geist seiner Vorlage gekonnt einfangen und eine modernisierte wie ansprechende Miniserie offenbaren? Gibt es eine eindringliche Geschichte zwischen Liebe, Verrat, Loyalität, Schmerz und schließlich Tod zu bestaunen? Und kann uns Krieg und Frieden einmal mehr in die Zeit von Napoleon transportieren sowie einem Russland, welches kurz davor steht sich für immer zu verändern? Die schlichte Antwort darauf: Ja, denn dank einem mehr als spielfreudigen Cast, einer opulenten wie beeindruckenden Inszenierung sowie einem wahren Rausch zwischen Emotionen und Kriegsdramatik, gibt es ein historisches Kunstwerk zu bestaunen, dass nur an wenigen Stellen Makel aufweist.

Story

Russland im Jahr 1805: Während die französische Armee unter Führung von Napoleon Bonaparte unaufhaltsam an die russische Grenze vorrückt, verändert sich das Leben dreier junger Menschen grundlegend: Pierre Besúchow (Paul Dano), unehelicher Sohn eines reichen, aber todkranken Grafen aus St. Petersburg, möchte die Welt zu einem besseren Ort machen. Sein bester Freund Andréj Bolkónski (James Norton), ein stattlicher und angesehener Mann, Sohn eines Fürsten, erhofft sich wiederum im heran nahenden Krieg eine höhere Bestimmung, um der Oberflächlichkeit des gesellschaftlichen Alltags entsagen zu können. Währenddessen sucht die ebenso hübsche wie lebhafte Natáscha Rostówa (Lily James) in Moskau nach der wahren Liebe …Der Roman „Krieg & Frieden“ des großen russischen Schriftstellers Leo Tolstoi zählt zu den bedeutendsten Werken der Weltliteratur. In dieser aufwendig ausgestatteten BBC-Neuadaption des klassischen Stoffes, die von The Weinstein Company koproduziert wurde, wird die Geschichte mehrerer adliger Familien im Russland des frühen 19. Jahrhunderts geschildert, deren Schicksale in einer zukunftsweisenden Zeit der Schlachten und Intrigen, aber auch der großen Gefühle, miteinander verknüpft sind.

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Kritik

Zu aller erst die wohl wichtigste Frage: Ist Krieg und Frieden eine gelungene modernisierte Version von Tolstois Klassiker? Wohl zuweilen ja, wenn auch die Vorlage nicht gänzlich in nur sechs knapp einstündige Episoden eingefangen werden kann. Während so die Hauptgeschichte, und damit der Wandel der russischen Gesellschaft mit Blick auf Reichtum, Prunk und gleichzeitigem bodenlosen Elend, gekonnt in Szene gesetzt und durch seine Charaktere voran getrieben wird (wenn auch nur langsam), bleiben die vielen Nebenplots in der Luft hängen. Schade, denn so bekommt der Zuschauer regelmäßig neue Erzählungen und Figuren, die dann nicht zu Ende gebracht werden und etwas im Sande der Zeit verlaufen. Was aber den Rest von Krieg und Frieden betrifft, gibt es wahrlich wenig zu kritisieren. So ist nicht nur die visuell und wirklich opulente Ausstattung ein Augenschmaus – und gerade in HD eine Pracht – sondern die Serie bietet ein geradezu epochales Kostümfest, welches sogar mit seinen Ausflügen in die Barbarei des Krieges zu überzeugen weiß.  Schließlich entfaltet sich ein  emotionales Stück voller Beziehungen, Intrigen und Liebe, sodass die Tiefe der Vorlage klar durchscheint. Die Symbiose aus Kostümen, Kulissen (unter anderem Drehorte in Russland und Litauen) und Darsteller gelingt, sodass der Zuschauer eine wunderbare Reise in eine vergangene Epoche zu sehen bekommt. Dies untermalt mit dem melancholischen Soundtrack von Martin Phipps offenbart eine unglaubliche Stilsicherheit, wie sie eben von BBC schon oft dargeboten wurde. Einfach wundervoll.

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Krieg und Frieden funktioniert als Mini-Serie allerdings auch vor allem dadurch, dass sein Cast wunderbar besetzt wurde. Allen voran Paul Dano, der als Pierre Bezukhov nicht nur eine wunderbare Wandlung durchmacht, sondern auch die Figur gleichermaßen innerlich zerrissen, intellektuell, scharfsinnig und anziehend präsentiert. Doch auch der Rest der Darsteller, unter anderem Lily James als Natasha Rostova, James Norton als Andrei Bolkonsky, Jim Broadbent als Fürst Nikolai Bolkonsky oder Brian Cox als Mikhail Kutuzov, leistet einen hervorragenden Job dabei, die Serie so authentisch wie möglich wirken zu lassen und gleichzeitig den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Und auch die Entwicklung sowie die Motivation der einzelnen Figuren bleiben der Vorlage treu und somit sehr nachvollziehbar. Somit wandelt sich auch die Atmosphäre von Krieg und Frieden im Laufe der sechs Episoden, wobei auch die Darstellung des napoleonischen Krieges sich nicht verstecken braucht. Blut, Tod und menschliche Tragödien werden hier ganz groß geschrieben. Einzig das sehr überhastete Finale hinterlässt einen faden Beigeschmack. Zu schnell folgt der Abschluss, der unausweichliche Tod oder die glanzvolle Hoffnung auf bessere Tage. Aber eben somit auch hier ein Fest der Emotionen und Sinne.

Blu-Ray

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Technisch gesehen ist die Veröffentlichung von Polyband über jeden Zweifel erhaben. Das glasklare Bild bringt ein atemberaubendes HD Erlebnis mit scharfen Farben und einem hohen Kontrast. Der Ton – vorliegend in Deutsch (DTS-HD 5.1), Englisch (DTS-HD 5.1) – ist zwar im O-Ton ein wenig klarer, doch auch so ein tolles Surround Erlebnis. Als Bonusmaterial gibt es zudem einige Interviews, die tolle Einblicke hinter die Kulissen werfen und eine Verbindung zum Roman schaffen. Ein paar Deleted Scenes runden das Paket ab.

Fazit

Die BBC-Mini-Serie Krieg und Frieden ist eine opulente, atemberaubende, moderne und sehr spielfreudige Version von Tolstois Romanklassiker und somit besonders Fans historischer Kost wärmstens empfohlen. Zwar bleiben einige Nebenstränge auf der Strecke und gewiss sorgt das Finale für Diskussionen, doch der Rest entpuppt sich als epochale Erzählung mit wunderbarer Melancholie und einem Blick auf eine schwermütige Zeit, die noch lange nachwirkt.

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