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James McAvoy im Interview zu 'Drecksau'

GeneralBoBu

Von GeneralBoBu in James McAvoy im Interview zu 'Drecksau'

James McAvoy im Interview zu 'Drecksau' Bildnachweis: Ascot Elite Filmverleih GmbH
Ab dem 17.10.2013 ist James McAvoys neuer Film "Drecksau" (OT: "Filth") in den deutschen Kinos zu sehen. Moviebreak traf sich mit McAvoy und plauderte ein wenig über seinen neuen Hit.


Q:    Jon Baird ist so etwas wie ein Newcomer im Filmbusiness, hat es Spaß gemacht mit ihm zu arbeiten?
A:    Ja, er ist ein fantastischer Regisseur und er hatte eine tolle Vision wie man dieses fast unverfilmbare Buch verfilmt. Irvines Bücher sind nämlich unglaublich, ich liebe sie. Er war jahrelang mein Lieblingsautor, aber seine Bücher sind wirklich schwer verfilmbar, weil er nicht wirklich auf eine lineare und klare Erzählstruktur baut, die 99% aller Filme brauchen um das Publikum über 90 oder 120 Minuten zu fesseln. „Trainspotting“ ist schon brillant adaptiert, es war nicht wirklich ein Film über Drogen, sondern ein Film über eine Gruppe von Freunden, die sich auseinanderleben. Das war der rote Faden, den sie dem Film gaben. In unserem Film geht es um die Psyche dieses Typen und wie sie zerbricht, es geht nicht um Drogen und Alkohol. Das ist Jon zu verdanken, denn das ist so nicht im Buch. Im Buch geht es eher um all die schlechten Dinge, die er tut. Am Ende geht es dann noch um die psychologischen Probleme von ihm, aber auch um seinen körperlichen Zerfall, sein Schwanz fällt ab usw.
Was Jon erfunden hat ist diese psychologische Achterbahnfahrt, sein (Robertsons) Hirn implodiert und er hat einen Nervenzusammenbruch. Zu Beginn ist er stark, „Ich bin verdammt nochmal Bruce Robertson, ich habe Macht und bin stark“. Aber dann denkt man: Nein, er ist es nicht. Er ist aber ganz witzig. Oh, dann ist er ein Alkoholiker, dann ein Junkie, dann ist er auf einmal psychisch krank, oh mein Gott, auf einmal denkt er, er wäre seine Frau, er ist ein Transvestit, oh scheiße, er steht eigentlich auf Männer, oh mein Gott, oh mein Gott…er muss sich umbringen.
Deswegen ist Jon so gut. Er hat diesen Weg durch die merkwürdige und tolle Welt von Irvine gefunden.

Q:    Hast du dich auf die Rolle auf eine spezielle Weise vorbereitet?
A:    Nicht wirklich. Ich habe mich durch einen anderen Film vorbereitet, ich habe „Trance“ mit Danny Boyle gedreht. Das hat mir nicht so viel Zeit zur Vorbereitung gelassen. Ich bereite mich allerdings nie wirklich vor. Die Vorbereitung steckt im Skript und das Skript war unglaublich gut. Ich trank lediglich zu viel und aß zu viel, viel Guinness und Fast Food, weil ich mich schlecht fühlen wollte und schlecht aussehen wollte. Ich wollte, dass meine Haut ein bisschen grau aussieht, ich rauchte zu viele Zigaretten, ungefähr 40 am Tag. Ich will kein Method Actor sein, weil ich so etwas nicht mache, aber ich wollte mich körperlich fertig fühlen. Das hat auch geklappt, das war großartig. Für den Anfang war das super, aber nach 4-5 Wochen war es ziemlich schrecklich.

Q:    Hat sich jemand über deinen Geruch während dieser Zeit beschwert?
A:    Nein (lacht). Zum Glück nicht.

Q:    Du hast dieses fiese Arschloch gespielt, das keine Gesetze respektiert und sich total egoistisch verhält. Würdest du sagen, dass Bruce Robertson ein Symbol für alle unterdrückten Arbeiter ist?
A:    Ich weiß nicht. Er (Bruce Robertson) ist kein Vorbild, er zeigt nicht wie die Arbeiter sein sollten oder könnten. Er steht eher für Leute, die Angst haben. Alles was er tut, all das Schlechte, tut er aus Angst. Er hat Angst, dass Andere stärker sein könnten als er. Er ist schwach und er weiß es. Seit seinem 8. Lebensjahr als ihm sein Vater sagte: „Du bist nicht mein Sohn. Du bist ein Bastard, verpiss dich.“ Seit diesem Moment weiß er, dass er ein Nichts ist, er hat keine Macht, also fängt er an so zu tun, als ob er stark wäre. Sein ganzes Leben lang, jedes Mal wenn er etwas Böses tut oder sagt macht er es, weil er Angst hat. Er hat Angst vor den starken Frauen um ihn herum, er hat Angst vor starken schwulen Männern, vor starken Schwarzen, vor starken Asiaten. Er hat vor jedem Angst, der sich von ihm unterscheidet und Macht über ihn hat. Deswegen tut er so, als ob er stark wäre. Er hat Angst angegriffen zu werden, wenn andere sehen wie schwach er wirklich ist. Er fürchtet, dass sie ihn töten und zerstören. Dieser Typ denkt also er wäre in die Ecke gedrängt, auch wenn das eigentlich nicht so ist. Trotzdem teilt er aus und ist gemein. Er fühlt sich dabei ziemlich clever, ist es aber nicht. Er denkt er wäre ein Genie. Es macht einfach Spaß einen Idioten zu beobachten, der sich für genial hält.



Q:    Was denkst du, warum ist seine Kollegin Amanda die einzige, die ihn (Bruce Robertson) konfrontiert?
A:    Vielleicht weil sie Engländerin ist? Ich weiß es nicht. Ich denke sie ist einfach sensibler. Bruce hat viele Probleme, mit seinem Vater, mit Alkohol und Drogen, mit anderen Männern, aber vor allem mit Frauen. Dass seine Frau und seine Tochter ihn verlassen haben, hat er nicht überwunden. Er denkt er wäre eine Frau, er ist schizophren und ist nachts als Frau unterwegs. Er hat bestimmte Frauenprobleme, deswegen sehen die Frauen in seinem Leben, also Amanda und Joanne Froggatts Figur, dass er verletzlich ist. Also liegt es wohl an der femininen Empathie. Die Männer in seinem Leben denken eher „Verpiss dich“ und „Verhalte dich wie ein Mann“.

Q:    Bruce Robertson ist nahezu von Allem und Jedem in seiner Umwelt genervt. Was macht dich persönlich wütend?
A:    Fehlender Respekt. Das ist es eigentlich schon. Im Auto werde ich auch manchmal sauer, aber eigentlich nicht so oft. Ich bin da nicht so krass wie Bruce Robertson.

Q:    Im Film machst du viele gemeine Sachen, was hat dir dabei am meisten Spaß gemacht und wobei hast du dich schlecht gefühlt?
A:    Ich habe mich nur einmal schlecht gefühlt: an meinem ersten Drehtag! Ich musste ein 15-jähriges Mädchen nötigen mir einen zu blasen. Das war ziemlich krass. Sie war eigentlich nicht 15, sie war 20, sie heißt Bobby (Bobby Rainsbury), eine tolle Darstellerin, aber das war trotzdem merkwürdig. Ich habe mich deswegen ziemlich komisch gefühlt.

Q:    Sie haben tatsächlich diese Szene am ersten Tag gedreht?
A:    Ja (lacht). Das war eine richtige Feuertaufe. Spaß gemacht hat mir die Drogen in Bladeseys‘ (Eddie Marsan) Drink zu schmeißen. Aber was war das spaßigste…? Mein Lieblingsszene ist wenn ich masturbiere, dabei telefoniere und Bilder von meiner Frau und meiner Tochter anschaue und auch noch so tue, als ob ich Frank Sidebottom wäre. Das war die abgefahrenste Szene für mich, die hat auch am meisten Spaß gemacht.

Q:    Apropos Frank Sidebottom, ist diese Fernsehsendung für Kinder gemacht?
A:    Nein. Frank Sidebottom war ein Late Night Comedy Programm aus den späten 80ern und frühen 90ern. Es war ein verrückter Comedian, aber auf jeden Fall für Erwachsene.

Q:    Ich fand es ziemlich verstörend, als ich es im Film gesehen habe.
A:    Mein Kumpel Michael Fassbender hat ihn gerade gespielt. Schon verrückt, dass wir beide wieder zusammen in X-Men spielen und er gerade Frank gespielt hat und ich in diesem Film am Telefon immer so tue, als ob ich Frank wäre.



Q:    Als Bruce machst du auch einen Trip nach Hamburg, kannst du uns etwas über die Szenen in Deutschland erzählen? Wie viele Tage warst du da, wie war es?
A:     Wir haben dort drei Tage gedreht, das war ganz am Schluss. Wir sollten eigentlich nach Amsterdam, aber wir hatten einen deutschen Producing-Partner, deswegen sind wir dann doch nach Hamburg. Im Buch ist es Amsterdam, aber die Reeperbahn gab uns die Möglichkeit das Gleiche zu tun, wie in Amsterdam. Er (Bruce) ist ja nur wegen dem Sex da. Bladeseys will nur in die Museen und Bruce geht es nur um die Pussies. Wir hatten ungefähr 40 Komparsen, aber da waren 1000 Leute auf der Reeperbahn. Wir drehten eine Szene mit einer ziemlich langen Einstellung, ungefähr 2-3 Minuten, ich sollte nur laufen und mich wie Bruce verhalten, einfach improvisieren. Wir haben das ungefähr dreimal gemacht und es gab Druck, dass wir fertig werden. Sie haben dabei versucht die Komparsen um mich herum zu platzieren,  um mich abzuschirmen, damit niemand im Hintergrund in die Kamera schaut oder auf einmal alle nach links laufen. Wir haben das also mehrmals gemacht und ich habe irgendwie den Kontakt zu den Komparsen verloren. Ich sollte einen Komparsen am Kragen packen und sagen, „wo ist meine Frau, wo ist mein Kind?“, auf einmal sah die Frau, die ich mir geschnappt habe nicht mehr wie ein Komparse aus und ich merkte: Verdammt, das ist eine echte Person! Scheiße! Dann kam ein Typ, wahrscheinlich ihr Freund, und schubste mich. Ich wusste sofort, dass es kein Komparse war. Ich dachte mir „scheißegal“ und habe ihn zurückgeschubst. Danach wurde es chaotisch und ich bin hingefallen, das ist sogar im Film. Wie ich den Typen schubse ist auch im Film. Das war echt komisch und ich war froh, dass es der letzte Drehtag war.

Q:    Mich hat außerdem überrascht, dass du nur ein deutsches Wort im Film sprichst: Arschficken.
A:    Arschficken! (lacht)

Q:    Kannst du auch noch etwas anderes auf Deutsch sagen oder ist es das einzige Wort, das du kennst?
A:    Ich kann „tschüss“ sagen. Ich finde „tschüss“ so süß, ich liebe es, wenn Leute es sagen. „Tschüssi“, ich finde es echt toll. Ich kann aber auch andere Dinge sagen. Ich kann Sachen bestellen, Begrüßungen, "wie teuer ist das?", usw. Aber wirklich gut bin ich nicht in Deutsch.

Q:    Warum wirst du in deinen Filmen eigentlich immer verprügelt? Ich meine: „Der letzte König von Schottland“, „X-Men“, „Trance“ und sogar in „Narnia“. Ist das so etwas wie eine schreckliche Tradition in deinen Filmen?
A:    Das hat bestimmt mit meinem Gesicht zu tun, Leute mögen es anscheinend wenn ich eine rein bekomme (lacht). Das ist ok für mich, so lange es nicht echt ist und sie mich mit einem MMA-Kämpfer in den Ring stellen. Bruce ist zwar kein Held, also gilt das in diesem Fall wahrscheinlich nicht, aber wenn du dich mit einer Filmfigur verbunden fühlst und willst, dass er gewinnt, dann willst du immer auch sehen wie der Typ verprügelt wird. Es ist wichtig zu sehen, wie der Held verprügelt wird. James Cagney sagte mal, wenn er im Film gegen Typen kämpft und sie ihm einen kleinen Gegner vorsetzten widersprach er und verlangte einen breiten, großen Gegner. Deswegen geht sein Schlag immer so (springt auf und schlägt nach oben), weil er immer gegen Große kämpft. Wenn du der Held bist möchtest du gegen große Widerstände kämpfen. Er wurde zwar nicht so oft verprügelt, weil er alle anderen vermöbelt hat, aber ich denke, dass das Publikum immer sehen will wie der Held übel zugerichtet wird.
Danke Jungs, das war klasse.

Q:    Tschüss.
A:    Tschüss (lacht).

Hier entlang zu unserer 'Drecksau'-Filmkritik

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