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Hospital der Geister – Die komplette Serie - Kritik

Vitellone

Von Vitellone in Hospital der Geister – Die komplette Serie - Kritik

Hospital der Geister – Die komplette Serie - Kritik Bildnachweis: © Koch Media

Story

Im königlichen Reichskrankenhaus von Kopenhagen, dem größten Hospital Dänemarks, passieren merkwürdige Dinge. Frau Drusse, eine lokale Miss Marple mit Hang zum Spirituellen, hat Kontakt mit dem Geist der kleinen Mary aufgenommen. Der neue Oberarzt Dr. Helmer aus Schweden muss eine verpfuschte Operation vertuschen, während seine verhassten dänischen Kollegen ganz andere Sorgen plagen. Chefarzt Moesgaard hat schon mal Aufkleber für die Image-Kampagne "Operation Morgenluft" gedruckt, während sein noch studierender Sohn einen abgetrennten Kopf sucht, mit dem er eigentlich nur kurz seine Flamme beeindrucken wollte. Chefpathologe Bondo hat endlich eine Lösung gefunden, wie er die schwer angegriffene Leber eines Patienten für seine Forschungszwecke retten kann. Und im Keller des Hospitals, das auf einem alten Friedhof gebaut wurde, betreibt Stationsarzt Haken ein lukratives Nebengeschäft mit der Kokainherstellung aus alten Augentropfen.

Kritik

Die geringe Bekanntheit von Hospital der Geister scheint auf den ersten Blick ungewöhnlich. So wurde die Miniserie nicht nur von Regielegende Lars von Trier gedreht, sondern steht auch in einer recht namhaften Reihe an Referenzmaterial. So gab das dänische Enfant terrible nichts geringeres als David Lynchs Serienemeisterwerk Twin Peaks als Hauptmotivation an und Hospital der Geister selbst diente wiederum Stephen King als Vorlage für dessen Serie Kingdom Hospital. Grund genug einen Blick zu wagen und tatsächlich erfüllt Hospital der Geister zumindest qualitativ die Ansprüche des interessierten Zuschauers. Die einzige Konstante auf die man sich verlassen kann ist wohl seine Entstehungszeit in den 90ern, denn in jenen Jahren hatte die Dogma-Bewegung das dänische Kino fest in seiner Hand. Das bedeutet zumindest auf formaler Ebene einige Gewissheiten, darunter der Handkamerastil, der Verzicht auf künstliche Beleuchtung oder der Dreh an Originalschauplätzen. Trotzdem bricht die Serie mit manchen Vorschriften, ganz so, wie es fast jeder gelungene Film der Strömung tut.

Tatsächlich scheinen die Geschehnisse im Krankenhaus schnell ein Eigenleben zu entwickeln. Lars von Trier etabliert den Hospitalbetrieb als in sich selbst geschlossenen Organismus, der, auch wenn keiner etwas dafür tut, trotzdem flüssig weiterläuft. Vielleicht wohnt der Serie deshalb so eine Natürlichkeit inne, obwohl die Geschehnisse selbst ebenso überspitzt wie unrealistisch sind. Die einzige Konstante sind dabei die Charaktere, die der Laufzeit gerecht angenehm detailliert etabliert und weiterentwickelt werden. Vor allem ihr Mit- und Gegeneinander sorgt für gelungene Abwechslung. Es gilt eine Vielzahl unterschiedlichster Beziehungen zu entschlüsseln und so wird es nie langweilig im königlichen Reichskrankenhaus. Auch die ein oder andere Spitze gegen das Sujet kann von Trier sich nicht verkneifen und so bekommt die Serie mit fortschreitender Laufzeit auch eine immer größer werdende gesellschaftliche Bedeutung.

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Hospital der Geister ist eine Serie, die der Erwartungshaltung seines Publikums schon allein deshalb nicht gerecht werden kann, weil wohl niemand mit dem Wahnsinn rechnet, den Lars von Trier auf seine Zuschauer loslässt. Tatsächlich verbreitet die Serie des dänischen Skandalregisseurs konstant ein Gefühl des Unwohlseins und der Verunsicherung, so als würde man wortwörtlich im falschen Film sitzen. Während man sich nach den ersten Folgen noch einredet, die Unklarheiten würden sich bestimmt bald auflösen, so muss man spätestens nach der letzten Episode feststellen, dass sich Hospital der Geister jeder klaren Unterteilung verweigert. Lars von Trier stellt Fragen, die nicht beantwortet werden, aber auch gar keiner Antwort bedürfen. Bezeichnend dafür ist auch seine eigensinnige und wohl auch einzigartige Vermengung unterschiedlichster Genreelemente. In einem beinahe parodistischen Wahn reichen sich Horror und Komödie auf groteske Art die Hand.

DVD

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Die vier DVDs umfassende Veröffentlichung von Koch Media ist seit dem 02. Februar im Handel erhältlich und bietet eine zufriedenstellende Bildqualität. Wahlweise lässt sich die Serie im Originalton mit deutschen Untertitel oder in der synchronisierten Fassung (beide Dolby Digital 2.0) bestaunen. Zu den acht Folgen gibt es außerdem Behind the Scenes Dokumentationen sowie Audiokommentare, was die DVD-Box vor allem für Fans von Lars von Trier durchaus zu einer Empfehlung macht.


Fazit

Hospital der Geister ist eine völlig eigensinnige, aber durchaus einnehmende Seherfahrung, der wohl kein Vergleich wirklich gerecht wird. Was Lars von Trier hier aus dem Hut zaubert ist ein wildes Sammelsurium aus unterschiedlichsten Genreversatzstücken, ein beinahe krankhaftes Panoptikum, das frei von jeglichen Zwängen der Absurdität frönt und dennoch einen treffenden Kommentar auf so manch gesellschaftlich relevantes Thema formuliert. Empfehlenswert ist die Serie deswegen wohl vornehmlich für all die Zuschauer, die gerne über den Tellerrand hinausblicken und darauf verzichten können, das Gesehene krampfhaft in Schubladen einzuteilen.

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