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Hammer Film Edition - Blu-ray-Box - Kritik

JackoXL

Von JackoXL in Hammer Film Edition - Blu-ray-Box - Kritik

Hammer Film Edition - Blu-ray-Box - Kritik Bildnachweis: © Studiocanal

Einleitung

Mit günstigen Horrorfilmen orientiert an klassischen Stoffen machten sich die HAMMER-Studios Ende der 50er auf, die Herzen der B-Movie-Fans im Sturm zu erobern. Mit wenig Geld aber enorm viel Enthusiasmus schuf man aus wenig manchmal Großes, machte aus Christopher Lee & Peter Cushing Weltstars und Genreikonen, und vollendete bereits 1962 das tollkühne Vorhaben, alle Schwarz-Weiß-Horror-Klassiker von UNIVERSAL in der eigenen, Farb-Interpretation zu präsentieren. Bis Mitte der 60er waren HAMMER-Filme eine wahre Goldgrube, dann begann der schleichende Absturz, bevor sich Ende der 70er die Pforten schlossen. STUDIOCANAL bringt mit der Hammer Film Edition 7 Spätwerke des Studios (zwischen 1970 und 1972) in einer DVD- oder Blu-ray-Box heraus, einiges davon als deutsche (BD)Premiere.

Die Filme

Dracula – Nächte des Entsetzens (1970)

Im selben Jahr wie der vierte (oder fünfte Teil, je nachdem ob man Brides of Dracula offiziell dazuzählen darf) der Dracula-Reihe, Taste the Blood of Dracula, schoben die HAMMER-Studios gleich noch einen hinterher. Auch, um die Gunst der Stunde auszunutzen, da Christopher Lee eigentlich schon keine Lust mehr auf die Rolle hatte, aber sich dennoch breitschlagen ließ. Scars of Dracula ist zunächst auch ein Schritt in die richtige Richtung, orientiert er sich doch deutlicher an den ersten Teilen der Serie, entfernt sich von der verunglückten Story des direkten Vorgängers, ignoriert diesen mehr oder weniger (aber das machte ab Dracula Has Risen from the Grave sowieso jeder Dracula-Film traditionell). Nach einem recht ordentlichen Auftakt verflacht die Handlung zusehends, ist halt alles schon bald ein Dutzendmal so oder so ähnlich erzählt worden und neues Ideen werden hier vergebens gesucht. Routinier Roy Ward Baker (Gruft der Vampire) spult sein Repertoire anständig ab, Christopher Lee kann gar nicht negativ auffallen, der Gore-Faktor (wenn man es nach heutigem Standard überhaupt noch so bezeichnen will) ist im Vergleich zu den ersten Teilen sichtlich gestiegen, natürlich alles noch recht harmlos. Scars of Dracula ist durch seine fachmännische Routine und seiner leichten Besinnung auf alte Stärken – wenn auch nur sehr rudimentär – etwas besser als sein Vorläufer, trotzdem höchstens durchschnittliche Kost.

Frankensteins Schrecken (1970)

Der sechste und vorletzte Film der HAMMER-Frankenstein-Serie erscheint im ersten Moment vollkommen unsinnig und eher aus der Not geboren. Keine Idee für eine Fortsetzung, also machen wir die Figur jünger und erzählen einen anderen Start, der sich inhaltlich dennoch am Original-Film The Curse of Frankenstein orientiert. Tatsächlich hätte dieser Film absolut überflüssig sein können, doch HAMMER-Dauer-Autor Jimmy Sangster versteht es bei seinem Regiedebüt, dem Ganzen durchaus interessante und neu interpretierte Facetten abzugewinnen. Die sonst von Peter Cushing (nun Ralph Bates) verkörperte Figur des Barons war immer recht ambivalent. Ein Besessener, der ethische und moralische Grenzen überschritt, letztendlich aber nie wirklich etwas Böses schaffen wollte, nur es im Endeffekt immer tat. Der junge Victor ist da ganz anders. Er schreckt nicht vor mehrfachem, kaltblütigem Mord zurück, ist ein manipulativer Mistkerl. Auf der einen Seite durchaus charmant, hinter der Fassade aber nur ein widerliches Monster, ein unmoralischer Schürzenjäger, eiskalt, berechnend und zutiefst böse. Seine später erschaffene Kreatur wird zum Werkzeug, damit er sich selbst nicht mehr die Hände schmutzig machen muss. Niemand bedeutet ihm was, Moral ist ihm ein Fremdwort, wer im Weg steht, wird beseitigt, ohne mit der Wimper zu zucken. Gerade weil die Hauptfigur so hundsgemein und skrupellos ist, zuckt manchmal ein zynisches Schmunzeln über das Gesicht, was eindeutig auch so beabsichtigt ist. Hauptdarsteller Ralph Bates tritt ein schweres und undankbares Erbe an, schlägt sich dabei jedoch erstaunlich wacker. HAMMER wollte ihn schweren Zeiten mit dem Namen Frankenstein nochmal schnell die Kassen füllen, das lässt sich keinesfalls leugnen und so wirkt der Film auch durchgehend, dafür ist das allerdings nicht so schlecht wie vermutet. Unnötig, aber wenn er schon mal da ist, irgendwie passabel.

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Das Grab der blutigen Mumie (1971)

Die Produktion von Blood from the Mummy’s Tomb stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Man könnte fast meinen, der Fluch der Mumie schlug hier schon während des Drehs zu. Der eigentliche Star, HAMMER-Urgestein Peter Cushing stieg nach dem ersten Drehtag aus, da seine Frau im Sterben lag und er ihr beistehen wollte. Ein paar Wochen später erlitt Regisseur Seth Holt einen tödlichen Herzinfarkt. Der Film musste von seinem Kollegen Michael Carreras vollendet werden. Ob mit ihnen das Endergebnis bedeutend positiver ausgefallen wäre, reine Spekulation. Wenn, dann bestimmt nur geringfügig. Ihren großen Reiz bezogen die Produktionen aus der liebevollen Umsetzung, große Mittel standen nie wirklich zur Verfügung. Nur selten waren die Filme spannend oder gruslig im eigentlichen Sinne, eher atmosphärisch in ihrer eigenen Welt aus Kunstnebel, geheimnisvollen Dörfchen, alten Gemäuern und Schauermythen in stimmigen Kulissen. Die in der Gegenwart angesiedelten Geschichten mussten dann durch andere Vorzüge überzeugen, was diesem Beispiel hier so gut wie nie gelingt. Gelegentlich, speziell zu Beginn, blitzt ganz kurz dieses alte HAMMER-Feeling durch, sonst schrappt das mitunter haarscharf an einer unfreiwilligen Parodie vorbei. Allein Hauptdarstellerin, Bond-Girl Valerie Leon, sei da als Beispiel genannt. Die Dame sieht verdammt gut aus und hat verdammt wenig Talent. Immerhin lässt sie ihr nacktes Hinterteil in bester Mel Gibson-Manier kurz im Mondschein schimmern, darstellerisch schimmert da wenig. Es ist schon deutlich zu sehen, wie den alten Erfolgen hinterher gehechelt wurde. Um mit den geänderten Sehgewohnheiten mitgehen zu können, stiegen bei praktisch allen HAMMER-Filmen der Blutzoll, so auch hier, allerdings immer noch sehr zaghaft und eher in albernen Form. Beliebte Todesart: Blutende Kehlen weil…der böse Wind pfeift. Hä? Alles ziemlich merkwürdig. Ein mumifizierter Staubfänger aus der hinteren Ecke vom HAMMER-Dachboden, dessen tragische Ereignisse hinter den Kulissen nennenswerter sind als das fertige Produkt. HAMMER gelangen in den 70ern noch ein paar bauchbare Filme, dieser reiht sich leider in Schlange der unglücklichen Produktionen ein, die das Schicksal der legendären Gruselschmiede weniger Jahre später besiegelten.

Doktor Jekyll und Schwester Hyde (1971)

Schon überraschend, dass ausgerechnet ein so offensiv mit einer leicht absurd klingenden Abwandlung des berühmten Stoffs hausieren gehender Film wie Dr. Jekyll & Sister Hyde zu einer der besseren und sogar besten HAMMER-Arbeiten der 70er gezählt werden darf. Der gewollte Stilumschwung mit mehr Fokus auf Blut und Erotik ist sichtlich erkennbar, was für die Geschichte aber durchaus angemessen erscheint. Statt die bekannte Jekyll & Hyde-Story einfach nur durch eine Art schizoide Transgender-Horror neu zu interpretieren (was auch flott wie albern in die Hose bzw. den Unterrock hätte gehen können), werden diverse Vorlagen munter miteinander vermischt. Der/die geschlechts-unentschiedene Wissenschaftler(in) meuchelt in Whitechaple Prostituierte mit chirurgischer Präzision wie eigentlich ein ganz anderer, legendärer Serienkiller und auch das berühmte, raffgierige Leichenfledderer-Duo Burke & Hare spielen eine nicht unwichtige Rolle. Der sonst eher als solider, zuverlässiger Handwerker bekannte Regisseur Roy Ward Baker liefert wohl eine seiner besten Leistungen ab, in dem er aus diesem leicht überfrachtet anmutenden Cocktail nicht nur zu einem sehr effektvollen, abwechslungsreichen B-Streifen auf die Beine stellt, sondern auch inszenatorisch für die ein oder andere Idee abseits der üblichen Aufbauanleitung zu haben ist. Sein teilweise mutiges, visuell ansprechendes Farben- und Beleuchtungsspiel hat beinah Züge von Mario Bava, versieht den Streifen mit dem Hauch einer surrealen Note. Beeindruckend auch, wie die geringen Mittel (der Film muss sich mit zwei bis drei Sets begnügen, was schnell furchtbar monoton werden könnte) effektiv eingesetzt werden, das kann auch nicht jeder. Ein kleiner Geheimtipp, gerade im qualitativ eher dünnen Output eines langsam verhungernden Studios.

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Furcht in der Nacht (1972)

Ein leider gescheiterter Versuch von HAMMER, sich losgelöst von klassischen Horror- und Monstermotiven neu zu erfinden. Es ist immer interessant, wenn sich das zu oft wiederholende Studio an „modernen“ Stoffen versuchte, so ist der 1965 veröffentlichte Psychothriller The Nanny einer der besten HAMMER-Filme überhaupt. Ähnliches versucht hier auch Stamm-Autor Jimmy Sangster bei seiner dritten Regiearbeit (übrigens auch für das Script zu The Nanny verantwortlich, also müsste er wissen wie es geht), das Resultat ist nun wirklich nicht mehr als eine in der Theorie ganz brauchbar klingende Idee. Offenbar leicht inspiriert von (frühen) italienischen Gialli lässt man eine junge, leicht naive und herzensgute Schönheit (Judy Geeson, 31) an ihrem Verstand zweifeln. Ist sie - seit einem Nervenzusammenbruch vor einiger Zeit – ein psychisches Wrack oder wird sie wirklich von einem unbekannten mit schwarzen Handschuhen verfolgt, der ihr nach dem Leben trachtet? Und das, obwohl sie gerade frisch verliebt und verheiratet mit dem Privatschullehrer Robert (mal wieder: Der gerne verwendete HAMMER-70er-Neuling Ralph Bates) ist. Während der Ferien verweilen die Beiden auf dem verwaisten Internatsgelände, das sonst nur vom dem Schulleiterpärchen Carmichael (Peter Cushing & Joan Collins) bewohnt ist. Leider weiß Jimmy Sangster weder mit dem paranoiden Suspense noch dem gleichwohl friedlichen wie leicht verstörenden Setting ernsthaft etwas anzufangen, verschleppt den Plot gnadenlos und bemerkt offenbar gar nicht, wie knüppelhart vorhersehbar das Ganze dabei auf das „überraschenden“ Finale hin schlurft. Das ist sogar ganz okay, aber in Anbetracht des kaum vorhandenen Unterhaltungswerts und der wahnsinnig verschenkten Möglichkeiten auf dem Weg dahin lässt sich das nur noch schuldmindernd anrechnen. Gut gemeint, dürftig umgesetzt.

Ehe der Morgen graut (1972)

Wenn man sich fragt, warum bei den einst so erfolgreichen HAMMER-Studios Mitte der 70er für lange Zeit die Lichter ausgingen, der muss sich nur mal Straight on Till Morning anschauen. Dieser Film spiegelt genau das große Problem wieder: Mit den altbekannten, zu Tode gemolkenen Dracula-,Frankenstein- und Co-Filmen ließ sich das Publikum nicht mehr locken und bei dem Versuch sich den neuen Sehgewohnheiten anzupassen griff man zu oft ins Klo. Dem jungen, 1980 mit gerade mal 44 Jahren verstorbenen Regisseur Peter Collinson (Open Season) lässt sich dabei wohl noch am wenigsten ein Vorwurf machen, der versucht zumindest das Ganze irgendwie individuell, modern und mutig anders zu gestalten. Sein anfangs mit schnellen Schnitten, Szenenwechseln und zahlreichen Rückblenden versehenen Erzählstil will allerdings auch nicht recht funktionieren, trägt den Film eher umständlich denn interessant vor, was er eventuell selbst gemerkt hat und es später sichtlich zurückschraubt. Wenn man es nicht besser wüsste, man würde Straight on Till Morning wohl niemals den HAMMER-Studios zuordnen, dafür ist er so sehr von deren klassischen Muster entfernt wie wohl keine anderes Hausmarken-Release. Mit Horror im klassischen Sinne hat das wenig zu tun, ist dafür als bald experimentelles Psychothriller-Kammerspiel angelegt, was leider zur absurden Märchenstunde zweier geistig schwer gestörter Kasperköppe wird, die sich gesucht, gefunden und irgendwie auch nicht besser verdient haben. Sie, ein introvertiertes Mauerblümchen aus ärmlichen Liverpool-Arbeiterklasse-Verhältnissen, die im freizügigen London ihren persönlichen Prinzen und angehenden Kindsvater sucht (alles schon geplant, na logo). Er, ein engelsgesichtiger Voll-Psychopath mit wallender, goldgelockter Mähne, der Frauen reihenweise verführt, sie sich hörig macht und irgendwann abmurkst, aber leider ohne sie nicht putzen, nähen und aufräumen kann, schon scheiße dieses Single-Leben. Wie es das Schicksal so will, Krachlatte #1 und Krachlatte #2 rumpeln ineinander, spinnen sich 1 ½ Stunden gegenseitig die Rübe noch ein Stück weicher und ja, man kann sogar erkennen wie der Film wohl angelegt sein soll, das Ergebnis ist aber höchst lächerlicher Mumpitz, über den sich im besten Falle kopfschüttelnd lächeln lässt, wenn man nicht entnervt das Handtuch wirft oder wegnickt.

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Dämonen der Seele (1972)

Rätselhaft geht es zu bei Demons of the Mind, und zwar ziemlich lange. In der ersten Hälfte der 86 Minuten tappt man als Zuschauer mehr oder weniger komplett im Dunkeln. Selbst als es die ersten Todesfälle zu beklagen gibt lässt sich maximal mutmaßen, was denn hier genau vor sich geht. Ob Monsterfilm, Psychothriller, Gothic-Horror oder von allem eine Prise, da lassen sich die spätberufenen HAMMER-Arbeiter um Regisseur Peter Sykes & Autor Christopher Wicking (beide auch beim vorerst letzten Studiofilm To the Devil a Daughter gemeinsam aktiv) nicht in die Karten gucken, spielen mit dem Ungewissen und machen das recht anständig. Handwerklich ohnehin grundsolide baut der Film dadurch nicht ungeschickt Spannung und Interesse auf, überrascht sogar letztlich durch einen relativ abgründigen Plot, der an die damals tabubrechenden, britischen Horrorfilme wie Der Hexenjäger (1968) oder In den Krallen des Hexenjägers (1971) erinnert, sicherlich nicht zufällig. Ganz so radikal wie diese inoffiziellen Vorbilder fällt dieses verspätet HAMMER-Aufbäumen gegen schwindendes Publikumsinteresse dann doch nicht aus, dafür wirkt er mit seiner aus Inzest, Wahnsinn und fragwürdig-freudschen‘ Behandlungs-Fusch zusammen gebastelten Story ambitioniert, aber etwas zu überfrachtet, grenzt manchmal an Edel-Trash. Trotzdem ist Demons of the Mind ein Beweis dafür, das in HAMMER wenig goldenen Herbst nicht alles schlecht war. Im Gegenteil, eigentlich ist das genau diese Art Film, mit dem die Trendwende hätte erreicht werden können. Das klassische Flair verbunden mit neuen Ansätzen, nah am Puls der Zeit und dennoch irgendwie authentisch, nur rüder, mutiger und experimentierfreudiger. Leider konnte das nicht mehr großartig ausgebaut werden, der hier bestrittene Weg war schon der richtige.

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Technischer Part

Die Box von STUDIOCANAL (VÖ: 23.11.2017) bietet jeden der Filme auf einer seperaten DVD, technisch in sehr ansprechender Qualität. Bild und Ton können sich sehen und hören lassen, da wurde wirklich gute Restaurationsarbeit betrieben. Zu jedem Film gibt es ein eigenes Making-Of und den jeweiligen Trailer. Mehr lässt sich kaum erwarten, vor allem wenn man alternative (auch internationale) Veröffentlichungen einzelner Titel betrachtet. Gute Arbeit.

Fazit

Wer sich näher mit der Geschichte der Produktionsfirma beschäftigt hat dürfte es kaum überraschen, dass sich in dieser Box - mit dem Schwerpunkt zwischen 1970 und 1972 – kein großer Hit des Studios befindet. Ehrlich gesagt kann man froh sein, dass mit Doktor Jekyll und Schwester Hyde sowie Dämonen der Seele sich zwei unterschätzte, in der allgemeinen Weltuntergangsstimmung verschmähte Hingucker verirrt haben, die qualitativ deutlich über dem Rest der Sammlung stehen. Für Fans und Sammler ist die Box allein deshalb – und wegen der schönen Präsentation der Filme – nicht uninteressant. Man könnte ja den Rest als ausgiebiges Bonusmaterial betrachten. Gerade auf dem deutschen Markt immer noch relativ alternativlos, zumindest für den Gesamtpreis.

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