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"Euphoria" - Staffel 1 - Kritik

siBBe

Von siBBe in "Euphoria" - Staffel 1 - Kritik

"Euphoria" - Staffel 1 - Kritik Bildnachweis: © HBO / Sky

Story

Die 17-jährige Rue (Zendaya) hat einen Drogenentzug hinter sich, kommt aber von Kokain und Opioiden einfach nicht los. Kann ihr die Freundschaft zur transsexuellen Jules (Hunter Schafer) neuen Halt geben? Die übergewichtige Kat (Barbie Ferreira) schämt sich wegen ihrer sexuellen Unerfahrenheit und sucht online nach erfüllenden Beziehungen. Der sportliche Nate (Jacob Elordi) hat Schwierigkeiten, seine Aggressionen zu kontrollieren - worunter auch seine Freundin Maddie (Alexa Demie) leidet.  

Kritik

Nach Schwergewichten wie Chernobyl und Game of Thrones probierte sich HBO erstmals auch an einer Teenagerserie, der es zum Start keineswegs an Aufmerksamkeit mangelte: Euphoria behandelt Themen wie Drogensucht, Pornografie, Mobbing, sexuellen Missbrauch und Depression, auf weitestgehend hemmungslose und ungeschönte Weise. Bereits NetflixTote Mädchen lügen nicht sorgte mit ähnlicher Ausprägung für einen kleinen Aufschrei, Euphoria geht mit seinen Inhalten aber wesentlich ungezügelter um. Und auch professioneller. Letztendlich ist es ein ehrlicher Blick auf unsere heutige abgestumpfte Jugend bzw. auf ein Lebensgefühl dieser jungen Generation, die mit aller Kraft nach echten Empfindungen sucht, koste es, was es wolle.

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Hauptfigur der Serie ist die 17-jährige Rue (Zendaya), die nicht von ihrer Drogensucht loskommt, eine bipolare Störung aufweist und noch nach einem Platz in dieser Welt sucht. Ein komplizierter Mensch mit ernst zu nehmenden Problemen. Doch das gilt ohnehin für fast jede der Figuren, zwischen denen Euphoria im Folgenden immer hin und her springt, während die jeweiligen Handlungsstränge vorangetrieben werden. Einen echten Fokus gibt es nicht, einen roten Faden wird man hier ebenfalls kaum entdecken. Viel mehr handelt es sich um Momentaufnahmen einzelner leidgeplagter Charaktere der Generation Z, deren Geschichten irgendwo miteinander verbunden sind. 

Gefallen wird die lose erzählerische Herangehensweise gewiss nicht jedem, wer einen durchstrukturierten Plot klassischer Art erwartet, wird sich schnell verloren fühlen. Doch genau diesem Gefühl muss man sich hingeben, sich einfach fallen und treiben lassen. Euphoria entfacht einen hypnotischen Rausch, der dank der genialen Kameraführung, den aufregenden Licht- und Farbspielen und der elektrisierenden Musik umso mehr wirkt. Bereits Harmony Korine verstand es mit seinem Spring Breakers auf eindrucksvolle Art, audiovisuelle Mitteln als effektives Werkzeug einzusetzen, um seiner Botschaft zusätzlich Kraft zu verleihen, Euphoria geht mit der Ästhetik eines schillernden Musikvideos einen ähnlichen Weg, besitzt durch seine ausgewählten Themenkomplexe gleichzeitig aber auch genügend Substanz, um nicht völlig gedankenfrei in Ekstase zu verfallen.

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Sam Levinson (Assassination Nation) fungiert als Hauptverantwortlicher hinter Euphoria, adaptiert wurde hierbei eine israelische Serie, die 2012 unter dem gleichen Namen lief, nun aber mit ordentlichem Feinschliff einem deutlich breiterem Publikum zugänglich gemacht wird. Hinter dem Projekt steht außerdem Hip-Hop-Star Drake, dessen Einfluss als Produzent in der stilistisch schicken Aufmachung klar erkennbar ist. Lobende Worte verdient vor allem aber der fantastische Cast, der richtig Power gibt. Allen voran Zendaya (Spider-Man: Far From Home) weiß zu begeistern, man nimmt ihr jederzeit sowohl ihre Lässigkeit und Coolness ab, als auch ihre Unsicherheit, Verzweiflung und Verletzlichkeit, sobald sie emotional zusammenbricht. Über den Status eines Disney-Stars ist sie schon längst hinausgewachsen, hier liefert sie den Beweis, dass sie zu weitaus Komplexerem fähig ist. Zudem erweist sich Schauspielneuling Hunter Schafer als großartige Newcomerin, ihre erste Rolle der transsexuellen Jules, der sie so viel Natürlichkeit schenkt, meistert sie mit Bravour. Vor allem in Kombination sind die beiden fabelhaft, lange hat man auf dem Bildschirm keine solch rührend dargestellte Freundschaft erleben können.

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Eine zweite Staffel ist übrigens bereits in Arbeit, HBO scheint zufrieden mit dem Erfolg der Serie zu sein. Spannend wird, welche Richtung man künftig einschlägt, denn Euphoria endet mit einem lauten Knall, der noch deutlich nachwirkt. Wie hätte das passender geschehen können, als mit einer (alb-)traumhaften Musicalnummer (musikalisch stark inszeniert von Zendaya selbst und dem britischen Künstler Labrinth), die einem noch mal einen kräftigen Schlag in die Magengrube verpasst? Hier verschwimmen Zeit und Raum, Realität und Fiktion ineinander und schaffen dabei reichlich Diskussionsstoff für vorige und auch kommende Ereignisse. Der Schluss hätte auch ohne Fortsetzung funktionieren können, lässt den Machern aber auch ein willkommenes Hintertürchen für den Anschluss offen.

Fazit

"Euphoria" folgt keiner konventionellen Erzählstruktur, was den Einstieg in HBOs düstere Jugenddrama-Serie erschweren kann. Es wäre aber ein Jammer nicht dranzubleiben, denn sobald "Euphoria" erst einmal kickt, bekommt man nicht genug davon. Mit starkem Schauspielensemble, einem Sinn für stilistische Schönheit sowie dem so faszinierend eingefangenen Lebensgefühl der Generation Z, mit deren Problemen hier mutig, gleichzeitig aber auch sensibel, umgegangen wird,  ist die Serie ein echter Geheimtipp. 

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