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El Presidente ist zurück: Videospiel "Tropico 6" im Test

OnealRedux

Von OnealRedux in El Presidente ist zurück: Videospiel "Tropico 6" im Test

El Presidente ist zurück: Videospiel "Tropico 6" im Test Bildnachweis: © Kalypso

Wenn es wieder Sonne, Cocktails und Folter heißt, dann ist wohl wieder ein neues Tropico im Handel. Doch ist die Rückkehr in das (vermeintliche) Paradies nach insgesamt fünf Jahren so gut geglückt, sodass wir uns wieder sofort bei politischen Machtspielen, jeder Menge Herausforderungen und dem Aufbau eines Insel-Imperiums (oder einer lupenreinen Demokratie) heimisch fühlen? Zumindest gibt es unter der Führung von Limbic Entertainment – die das Team von Haemimont – beerbt haben, einige gehörige Änderungen. Der Rest ist dagegen wie ein guter Wein: El Presidente ist zurück und darf sich gewohnt gut als Aufbauspiel anfühlen, mit einigen Verbesserungen, bekannten Problemen, aber immer dem Gefühl erneut sich richtig schön austoben zu können. Egal ob eben Innen- oder Außenpolitisch. Bei der Wirtschaft, dem Militär oder den Parteien. Und wenn wir schließlich zwischen Palmen und Urlaubsressorts den Eifelturm stellen, ist eben Spielspaß garantiert. 

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Zu Beginn ist dabei alles wie gewohnt: Zwar können wir dieses Mal El Presidente ordentlich schick machen, dann geht es bei den insgesamt 15 Missionen oder eben dem Sandkasten-Modus gleich wieder zur Sache. Das Geld ist knapp, die Arbeitslosigkeit hoch und die Unzufriedenheit wächst. Und wenn wir nicht schnell reagieren, wird uns eine Rebellion als eigentlich unumstößlicher Herrscher davonfegen. Somit beginnen wir mit dem mittlerweile gar schon klassischen Spieleinhalt von Tropico. Wir nehmen Aufträge von Kirche, Kapitalisten, Kommunisten oder Revolutionären an, passen demensprechend unsere Politik an und stürzen uns in die Wirtschaft. Warenkreisläufe müssen gebaut werden, Farmen und Plantagen errichtet und schließlich wird alles zu gutem Preis verkauft – zumindest wenn die Handelsrouten und die Beziehungen zu den Nachbarn stimmen. Genau hier beginnt dann auch bereits der Charme und die Herausforderung des Spiels: Aus all den verschiedenen Bedingungen, ergibt sich ein Aufbauspiel, welches immer wieder Köpfchen braucht. Der Platz ist begrenzt, jeder Bewohner der Insel hat Wünsche und Bedürfnisse (die man natürlich auch beeinflussen kann), die politischen Strömungen haben Vor- und auch Nachteile und auch die Staatskasse muss stimmen.

Besonders das minimalistische funktioniert hier wieder prächtig: Hier wird nicht im großen Stile gebaut, sondern Kleinteilig auf alles geachtet. Jeder Bewohner hat seinen Job, kann wegrationalisiert werden, seine Arbeit aufgewertet werden und auch seine Unterkunft ist ausschlaggebend. Entspannung, Luxusgüter oder gar Sehenswürdigkeiten (die sich dieses Mal spektakulär stehlen lassen) runden das Gesamtbild schließlich ab. Und wenn dann doch der politische Feind vor der Tür steht, gibt es auch noch die Möglichkeiten Gegenspieler zu diskreditieren, festnehmen oder gar umzubringen. Allerdings geht es auch anders: Gute Herrscher setzen sich für gute Bedingungen ein, für genügend Lebensmittel und versuchen es allen Fronten recht zu machen. Genau hier ergibt sich aber auch die gewohnte Schwachstelle des Spiels: Funktioniert einmal die Wirtschaft dann doch nicht so gut, folgt der Gang zum umfassende Analyse-Bildschirm, was sehr ausgiebig vorhanden ist, aber eben auch die Suche nach der Stecknadel bedeutet. Mehr als einmal muss die komplette Wirtschaft analysiert werden, sodass wir Fehler finden. Doch auch dies bringt Motivation: Das Gefühl doch noch Optimierungen zu haben und über Forschung neue Möglichkeiten zu bekommen (die vielleicht gar weniger Umweltzerstörung bedeuten), bringt gerade im späteren Spiel immer wieder Spannung. Allerdings wird dann der Spieler doch zu wenig gezwungen, richtig Tief in manche Mechaniken einzusteigen. Wer auf Sicherheit baut, hat meist auch wenig Probleme.

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Der Transport ist indes wieder eines der Hauptelemente geworden: Wenn Arbeiter lange Wege haben oder gar Transportunternehmen überfordert sind, dann sinkt die Produktivität. Doch all dies ist natürlich bereits bekanntes Gameplay und eine gewohnt gute Herausforderung, die aber dennoch im Detail schnell gebaut und optimiert werden kann. Was ist aber neu? Neben der Möglichkeit Sehenswürdigkeit zu stehlen ist es wohl das neue Insel-System. So haben wir dieses Mal nicht nur eine Insel die wir bebauen können, sondern bekommen auch noch etliche Rand-Inseln, die ebenfalls viele Herausforderungen oder Möglichkeiten besitzen. Mal ist die Hauptinsel so groß, dass wir genügsam unsere Stadt darauf bekommen, mal müssen wir ausweichen und sehr divers bauen. Egal ob Touristen-Enklave oder eben outgesourcter Bergbau, die Möglichkeiten sind unbegrenzt – auch dank der neuen Logistikmöglichkeiten wie Tunnel oder Brücken (der Straßenbau selbst, ist aber so schwierig wie eh und je). Ein weiterer Pluspunkt ist natürlich die aufgebohrte Grafik, die einmal mehr malerische Tropenstimmung verbreitet. Neben dem Raub von Kulturschätzen, können wir aber auch wie einst in Tropico 2 diverse Missionen hinausschicken. Egal ob Schätze oder Schiffbrüchige, zu tun gibt es immer etwas und die Bonis bringen noch einmal verschiedene Möglichkeiten ins Spiel. Und dann gibt es auch noch den neuen Broker, bei dem wir Geld in der Schweiz bunkern und so beispielsweise unseren Ruf bei den Fraktionen verbessern können.

Mit all den neuen Mechanismen, können sich Spieler dann auch an die verschiedenen Missionen wagen, die abwechslungsreich daherkommen, aber in gewisser Weise etwas handzahm wirken. Und dennoch: Die Satire funktioniert auch wieder in Tropico 6 sehr gut, auch wenn wir dieses Mal eher lesen müssen. Gelacht werden darf auf jeden Fall wieder gerne, während wir El Presidente zu Ruhm und Ehre verhelfen. Und dennoch: Etwas spielerischer Anspruch oder mehr Herausforderungen hätten hier nicht geschadet. Viel zu oft lassen sich manche Spielemechaniken austricksen und wer bedacht baut und immer auf sein Geld achtet, hat meist auch kaum Schwierigkeiten dabei zu überleben. Etwas mehr Druck auch mal unangenehm zu werden oder politisch dreckig zu agieren, hätte hier nicht geschadet. Wer aber schlichtweg das Inselparadies erbauen will und ständig alles optimieren möchte, ist erneut bei Tropico an der richtigen Adresse.

Fazit

Tropico 6 erfindet im Kern das Spiel wahrlich nicht neu, liefert aber dennoch eine gelungene Fortsetzung ab. Die neuen wie altbekannten Mechaniken fügen sich gelungen zu einem tollen Aufbauspiel zusammen, welches abermals mit Humor, Detailreichtum und einer malischen Kulisse auftrumpfen kann. Und dennoch: Etwas mehr Mut und Tiefe hätte nicht geschadet. Die Konkurrenz ist mittlerweile eben sehr groß und viele der Inhalte gehen einfach nicht weit genug. Dank der ständigen Optimierungsmöglichkeiten und der gut integrierten Neuerungen, macht das Insel-Leben aber immer noch verdammt viel Spaß.

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