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Die wahre Geschichte der Opfer des britischen Serienmörders Peter Sutcliffe - Kritik zu "The Long Shadow"

Tiger

Von Tiger in Die wahre Geschichte der Opfer des britischen Serienmörders Peter Sutcliffe - Kritik zu "The Long Shadow"

Die wahre Geschichte der Opfer des britischen Serienmörders Peter Sutcliffe - Kritik zu "The Long Shadow" Bildnachweis: © Polyband | Szene aus "The Long Shadow"

Inhalt

Die True-Crime-Serie beleuchtet den Fall des britischen Serienmörders Peter Sutcliffe, der zwischen 1975 und 1980 mindestens 13 Frauen ermordete und acht weitere teils lebensgefährlich verletzte. Im Fokus des Krimi-Dramas stehen nicht nur die langwierige Fahndung nach dem Täter und die Probleme bei der Ermittlung, die ihren Ursprung im damaligen frauenfeindlichen und rassistischen Gesellschaftsklima hatten, sondern auch die Traumata, die die Verbrechen bei den Überlebenden sowie den Angehörigen der Opfer ausgelöst haben. Die Jagd nach dem Serienkiller erwies sich als eine der größten und teuersten Polizeioperationen in der Geschichte Großbritanniens.

Kritik

Die meisten True-Crime-Serien sind geradezu fasziniert von dem Täter und beleuchten mit großer Vorliebe in aller Ausführlichkeit die Geschichte der Mörder, so wie beispielsweise die Netflix-Serie Die Schlange, die vom berüchtigten Mörder Charles Sobhraj erzählt und die Opfer eher als Nebensächlichkeiten erscheinen lässt. The Long Shadow hebt sich bewusst von allen nach Sensationsgier nur so lechzenden Werken, die die Mörder bewusst glorifizieren, ab und widmet sich den Opfern der grausamen Verbrechen. Sie bekommen einen Namen und ein Gesicht und sind nicht länger nur irgendeine Zahl in der Reihe der ungelösten Fälle. Neben der Sichtbarkeit der Opfer legt die Serie das Hauptaugenmerk auf das Versagen der Ermittlungsbehörden, die 5 Jahre lang nicht in der Lage waren, die Indizien richtig zu deuten. Während man gerade bei den ersten Morden der Polizei noch nichts vorwerfen konnte, gehen die späteren Morde eindeutig auf das Konto der Ermittlungsbehörden, weil sie aufgrund von Vorurteilen und Egospielchen, den Hinweisen nicht nachgegangen sind, die sie schon Jahre früher zu dem Täter geführt hätten.

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Nicht nur das, sie hätten auch das Leben der überlebenden Frauen erleichtern können, wenn sie gefühlvoller mit ihnen umgegangen wären, doch stattdessen traten sie nach, indem sie den Frauen mitteilten, dass „sie selber schuld seien, dass sie angegriffen wurden, weil sie Prostituierte waren“. Das sagten sie zu jeder Frau, die angegriffen wurde, ob sie nun Prostituierte war oder nicht. Wenn sie nachts alleine unterwegs war, dann war ja klar, dass sie ihren Körper Freiern angeboten hat. Diese Abgestumpftheit und Gleichgültigkeit den Opfern gegenüber ist wohl eines der Hauptgründe, warum man den Täter nicht schneller geschnappt hat. Man war stets darauf bedacht, Feingefühl mit den verdächtigen Männern zu haben, damit ihre Ehefrauen nicht mitbekommen, dass sie eventuell bei einer Prostituierten gewesen sein könnten, aber zu den Opfern sagte man einfach: „Selber schuld!“ Und überhaupt sollten alle Frauen nachts nicht mehr auf die Straße gehen, dann ist das Problem mit dem Killer gelöst. The Long Shadow legt den Finger direkt in die Wunde und deckt das Verhalten der Ermittler auf, sodass man nur fassungslos den Kopf schütteln kann. Was waren es nur für schreckliche Zeiten in den 70er Jahren, in denen man so grausam mit den Opfern der Verbrechen umging?

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Gerade zu Beginn der Serie glaubt man, dass es mehr um die Folgen der Verbrechen und ihre Auswirkungen auf die Angehörigen geht, doch überraschenderweise steht die Dummheit und Unfähigkeit der Polizei viel mehr im Vordergrund. Natürlich könnte man denken, dass die Serie ihre Längen hat und die Ermittlungen zu sehr auf der Stelle treten lässt, doch dann begreift man, dass es absolut gewollt ist. The Long Shadow will bewusst darauf hinaus, wie oft die Ermittler beinahe schon mit der Nase auf die richtige Spur gestoßen wurden, doch aufgrund von internen Machtspielchen à la „Wer sitzt am längeren Hebel“, wurden die offensichtlichen Spuren nicht verfolgt, nur weil irgendein Idiot dachte: „Ich bin nicht selbst drauf gekommen, deswegen ist es falsch, was ihr herausgefunden habt!“ Da sträuben sich die Nackenhaare, wenn man das sieht und The Long Shadow schafft es, die Hilflosigkeit der Opfer und der Angehörigen ins Licht zu rücken, weil sie doppelt bestraft wurden mit dem Verbrechen und dem Umgang mit der Tat durch die Polizei.

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Während der Täter die Körper der Opfer grausam zugerichtet hat, richteten die Polizisten die Seelen der überlebenden Frauen und der Angehörigen noch weiter zugrunde. Es ist erschütternd, wie normal sexistisches und rassistisches Verhalten innerhalb der Ermittlungsbehörden damals war. Und auch, wenn der eine oder andere Polizist es heutzutage immer noch so sehen sollte, dass die Prostituierten keine Rechte haben, so ist er gezwungen seine Meinung für sich zu behalten. Doch damals konnte man offenbar offen zugeben, dass man manche Frauen nicht als gleichwertige Menschen ansah. Diese grausame Sichtweise ist der Hauptgrund, warum man den Serienmörder nicht früher verhaftet hat. Man hätte doch nur den Frauen zuhören müssen …

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Es gab schon Jahre vor der Verhaftung mehrere Phantombilder, die alle so aussahen wie der Täter und man hat ihn sogar mehrmals verhört. Jahre vor dem letzten Mord! Wie kann man nur so kalt, gefühllos und so dämlich sein wie die Ermittlungsbehörden in diesem Fall? The Long Shadow macht wirklich alles richtig und erinnert in gewisser Weise an investigativen Journalismus. Es wird im großen Stil das aufgedeckt, was jahrelang verborgen blieb und was längst an die Oberfläche gelangen musste. The Long Shadow ist eine Art Genugtuung für die Opfer, obwohl man in diesem Fall gar nicht von der Genugtuung sprechen darf, denn nichts wird das wiedergutmachen, was ihnen angetan wurde, doch zumindest wissen sie, dass die Macher dieser Serie respektvoll mit ihrer Leidensgeschichte umgegangen sind. Manche Entscheidungen werfen lange Schatten und verändern die Leben der Menschen für immer. Diese Serie zeigt mit aller Eindringlichkeit, wie diese Veränderung vonstattenging und, dass im Grunde bis heute den Opfern nicht die Entschädigung zuteilwurde, die sie verdienen.

Technischer Part

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Polyband/WVG veröffentlichte die Serie The Long Shadow auf 2 DVD-Discs auf Deutsch und Englisch (in Dolby Digital 5.1) mit deutschen und englischen Untertiteln. Als Bonusmaterialien sind Trailer und Making of vorhanden.




Fazit

Mit dieser bewegenden Serie rückt man die Opfer eines berüchtigten Serienkillers ins Licht, sodass der Mörder selbst kaum eine Rolle spielt. Die Opfer werden hier vollends zu Individuen erhoben, die sie waren. Sie sind nicht nur irgendeine Zahl in einer Reihe der Verbrechen, sondern Menschen, die ihre Träume, Gefühle und Sorgen hatten, bevor ihre Leben grausam ausgelöscht wurden. Mit dieser Serie wird zudem das gesamte Ausmaß des polizeilichen Versagens beleuchtet. "The Long Shadow" ist eindringlich erzählt und hervorragend gespielt. Es ist keine typische True-Crime-Serie, die sich nur um die Persönlichkeit des Serienmörders dreht.

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