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Deutschland 83 - Staffel 1 - Kritik

Souli

Von Souli in Deutschland 83 - Staffel 1 - Kritik

Deutschland 83 - Staffel 1 - Kritik Bildnachweis: © RTL/UFA FICTION

Wann gab es das eigentlich zuletzt? Eine deutsche Serie, die in den Vereinigten Staaten reüssierte? Müssen wir wirklich zurückgehen, bis wir auf Rainer Werner Fassbinders Mammutwerk „Berlin Alexanderplatz“ stoßen? Vielleicht. Fest steht jedoch erst einmal, dass mit dem von RTL produzierten Format „Deutschland 83“ wieder Hoffnungen reaktiviert wurden, dass Serien aus dem eigenen Lande auch über die Landesgrenzen hinaus auf Gegenliebe stoßen können. Und was war man – zu Recht – stolz auf dieses Erfolgserlebnis, was hatte man sich ausgemalt würde passieren, wenn dieses Vorzeigeprodukt erst einmal in Deutschland über die Mattscheiben flimmern wird: Quoten, die durch die Decke schnellen, ein Auffrischen des etwas in Ungemach geratenen Rufs von RTL – der ganz große Wurf eben. Fünf Monate später, nachdem „Deutschland 83“ dem amerikanischen Publikum präsentiert wurde, geschah jedoch das, womit niemand rechnen wollte: „Deutschland 83“ floppte, Quotensiechtum, Desinteresse, Schulterzucken. Schnell musste ein Verantwortlicher zur Rechenschaft gezogen werden: Das Marketing oder doch das Publikum?

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Wen auch immer man letzten Endes auserkoren wird, um die aus Enttäuschung resultierenden Schuldzuweisungen abzuladen, es ändert alles nichts daran, dass „Deutschland 83“ eine Serie ist, die man mit reichlich Anerkennung versehen muss. Pflichtschuldig, natürlich, hat RTL respektive UFA Fiction etwas ins Leben gerufen, was auf Dauer die Chance hat, bei den großen, arrivierten Produktionen mitzureden (auch wenn man kommerzielle Kracher der Marke „Game of Thrones“ selbstverständlich nicht in die Schranken weisen wird – muss man ja auch gar nicht). Es geht um die grundsätzlichen Ambitionen und darum, wie man diesen mit bestem Gewissen gerecht wird. Und das ist hier über acht Folgen gelungen. Dabei könnte es beinahe abgedroschen anmuten, dass sich eine deutsche Serie mal wieder mit der eigenen Geschichte auseinandersetzt, zwar nicht mit dem zweiten Weltkrieg, aber mit dem zweiten Lieblingsthema: Der DDR. Glücklicherweise vermeidet es „Deutschland 83“ aber kontinuierlich, seine Sujet durch lexikalisches Wissen auszustaffieren, vielmehr pulsiert hier der narrative Bewegungsfreiraum inmitten von Faktizität und Sachlage.

Soll heißen: Man nimmt sein Thema zwar durchaus ernst, gar keine Frage, aber man ergibt sich niemals dem formelhaften Mief schierem Nacherzählens. „Deutschland 83“ ist stattdessen vitales Genre-Kino und immer daran interessiert, ohne Umschweife nach vorne zu preschen, was manches Mal zwar auf Kosten der Charakter-Entwicklung geht, gerade in der ersten Folge wird doch überdeutlich, wie hektisch man nach vorne preschen möchte, aber einen spannungsgeladenen Flow garantiert, der alle acht Episoden bestimmt und den Zuschauer mitfiebern lässt. Dreh- und Angelpunkt ist der 24-jährige Oberfeldwebel Martin Rauch (Jonas Nay, „Wir sind jung. Wir sind stark.), der von Heute auf Morgen seinen Posten als Grenzsoldat der DDR aufgeben muss und als spionierender Ordonnanzoffizier Moritz Stamm in die Bundeswehr eingeschleust wird. Militärische Aktivitäten soll er von nun an einholen, während sich um ihn herum der kalte Krieg zusehends aufwärmt, sogar von einem dritten Weltkrieg ist da die Rede. Martin allerdings überfordert schon das üppige Obstsortiment im Bonner Supermarkt.

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Jonay Nay ist die Idealbesetzung für diesen jungen Mann, der nicht nur zwischen die Fronten zweier Systeme gezwungen wird, sondern auch nach und nach eine Identitätskrise inmitten kultureller Dissonanz austragen muss. Seine Unbeholfenheit spiegelt sich in den großen Augen, die nur schauen, aber oft nicht verstehen; und eigentlich möchte er ja nur wieder zurück in die Heimat, zur kranken Mutter, zur schwangeren Freundin. Anhand von Martin und seiner zunehmend gespaltenen Persönlichkeit rührt „Deutschland 83“ an moralischen Diskursen, die über die gesamte Laufzeit mitnehmen, weil die Angst in seinem Herzen, die Zerrissenheit in seiner Seele so plastisch dargelegt werden und das gesamte Suspense-Konzept der horizontalen Erzählung so konsequent effektiv verdichtet. Zweifelsohne aber ist es auch ein Verdienst des gestalterischen Handwerks, dass „Deutschland 83“ so wunderbar aufgeht: Die Kraft ruht im Detail, im famos gewählten Soundtrack (von David Bowie bis Phil Collins), im Tapetenmuster, im Ornament der Nachttischlampe, im Gewirke der Kleidung. Eine runde Sache eben, von der man sich unbedingt eine weitere Staffel wünscht.

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Technischer Part: Die Blu-ray von Universum Film (VÖ: 11. Dezember) kann sich, wie gewohnt bei Universum Film, auf technischer Seite rühmen lassen. Das sauber aufgelöste Bild (Format: 1.78:1) bringt den Retro-Look der Serie herrlich organisch zur Geltung, während das kraftvolle Sounddesign die musikalische Untermalung bis zur Gänsehaut peitscht: In jedem Akkord, so beschleicht es einen zum Teil, dräut die Angst vor der Demaskierung. Zum Bonusmaterial zählt indes ein ausführliches Making Of und eine ganze Reihe an Outtakes.

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