Schlimme Weihnachtsfilme sind im Grunde eine Tautologie, da Weihnachtsfilm immer irgendwie schlimm sind. Es schneit darin diese surreal flauschigen Flocken, die sich nie in grauen Matsch verwandeln und vermutlich in 3000 Jahren noch auf irgendeiner Sondermüll-Deponie lagern werden. Die Charaktere tragen wärmende Kleidungsstücke nur symbolisch - so wie einen dekorativen Schal zu einem Cocktail-Kleid oder Handschuhe zu einer offenen Sommerjacke - und frieren trotzdem nie. Alle umarmen sich am Ende ohne erkenntlichen Grund und fast immer kommt ein kleines Kind darin vor oder ein Hund oder ein kleines Kind mit einem Hund. All das ist alle Jahre wieder schwer zu ertragen. Aber es gibt Filme, die selbst den Menschen, die schon im August heimlich Weihnachten mit Willy Wuff streamen, nur im Glühwein-Koma durchstehen können. Filme, bei denen man sich Wunsch, an einem mit billiger Marmelade gefüllten Lebkuchenherz zu ersticken, nur um endlich erlöst zu werden. Filme, die man seinen ärgsten Feinden nicht antun würde. Filme wie diese hier.
Home Alone 4
Selbst eingeschworene Fans des Franchise können kaum abstreiten, dass Rod Daniels idiotische Imitation nichtmal den versprochenen Minimal-Standard - das bekannte Muster einigermaßen solide herunterspulen - erreicht. Alles an dieser Produktion ist nervtötend, vom chargierenden Schauspiel über den ätzenden Hauptcharakter bis zu den dumpfen Gags. Und nur so, um die durch den Film schon gedämpfte Stimmung endgültig zu versenken. Vielleicht haben einige Geeta Gandbhirs hervorragende Doku The Perfect Neighbor gesehen. Die darin rekonstruierte Tat ist die Konsequenz der Mentalität, die das Home Alone Franchise feiert. Just sayin‘.
Was ist schlimmer als ein Weihnachten? Zwei Weihnachten. Und nun setzt diese Schlussfolgerungskette fort bis vier. Und was ist schlimmer als vier Weihnachten? Seth Gordons gleichnamige erste Studio-Produktion. Darin schleppen sich Vince Vaughn and Reese Witherspoon von einer Familienfeier zur nächsten während die festliche gute Laune einen langsamen, qualvollen Tod stirbt. Das Szenario ist wie ein Merry Christmas Möbiusband, das die gleichen unlustigen Gags immer wieder in geringfügiger Variation abzieht. Allerdings ist der Cast beachtlich. Dass selbst die vereinte Kraft von Sissy Spacek, Jon Voight, Mary Steenburgen und Robert Duvall nichts retten kann, spricht für die Unerträglichkeit des Films.
The Christmas Candle
Von weitem betrachtet erinnert John Stephensons Weihnachtswunder-Story an eine obskure Charles-Dickens-Adaption. Tatsächlich stammt die Buchvorlage von einem Typen namens Max Lucado, der nebenbei Priester ist. Das macht die hardcore-reaktionär-religiöse Message des Films nachvollziehbarer, aber nicht besser. In einem kleinen beschaulichen Ort will der neue Pfarrer den traditionellen Weihnachtskerzen-Segen, bei dem ein Engel höchstpersönlich allen Ortseinwohnenden mit einem Packet gesegneter Kerzen ein Wunder garantiert. Und das jedes Weihnachten. Stellt euch vor, ihr und alle eure Nachbarn kriegt jedes Jahr ein göttliches Wunder hausgeliefert! Klar, dass heller Aufruhr ausbricht, als so ein unzureichend gläubiger Fremder den Segen streichen will. Der perfekte Weihnachtsfilm für Angel Studios.
Eight Crazy Nights
Die Prämisse Seth Kearsleys obskurer Christmas Comedy ist ein animierter Adam Sandler. Es gibt auch eine Story, die Sandler und drei andere Autoren vermutlich aus einer Glühwein-Laune heraus auf eine Serviette gekrakelt haben. Beweise für diese Theorie gibt es nicht, aber was auf dem Bildschirm passiert, erweckt stark diesen Eindruck. In der Servietten-Story muss ein kleinkrimineller jüdischer Alkoholiker als Coach eines Jugend-Basketball-Teams Sozialstunden ableisten. Genau den gleichen Film hat man schon dreitausendmal gesehen, selbst in der Weihnachtsversion, die alles noch anstrengender macht. Aber das hier ist die animierte Feiertagsversion - genauer: Hanukkah, was nochmal länger geht als Weihnachten - mit Adam Sandler. Sandler ist derart überpräsent, dass der Film wie eine bizarre Hommage an ihn wirkt. Kaum eine Szene ohne Sandler. Die Animationen sind, nun, schaut das Bild an.
An American Carol
Das ist der Weihnachtsfilm für alle, die Worte wie „woke“ und „pc“ benutzen, während sie sich beschweren, dass man gar keinen Witz mehr machen könnte. Ein linksliberaler Dokumentar-Filmemacher namens Michael Malone (schon klar, wer gemeint ist) setzt sich dafür ein, den 4. Juli als Feiertag abzuschaffen. Da teilt ihm John F. Kennedy mit, dass ihn drei Geister besuchen werden. In Charles Dickens "A Christmas Carol" übernimmt diese Vorankündigungsrolle Marley, der quasi im Purgatorium steckt. Womöglich hat Regisseur und Co-Drehbuchautor David Zucker die Kurzgeschichte nie gelesen. Jedenfalls hatte er offensichtlich keine Ahnung, dass eine ziemlich sozialistische Einstellung hatte. Aber Geschichtskenntnis ist bekanntlich nicht die Stärke der Rechtsfraktion. Malone kriegt also Besuch von General Patton, George Washington und einem Todesengel, der ihm die USA als islamistischen Staat zeigt. Und wer ist Schuld? Die Linken, die Pazifisten, die Incivisten. Eine ganze Reihe überzeugter Republikaner ist wenig überraschend im Cast, also wird die MAGA-Meute vermutlich aus Prinzip lachen, obwohl es kaum einen passablen Witz gibt. Der Weihnachtsfilm, den Rechts-Konservative verdienen.
Heutige Frage: Welcher war der schlimmste Weihnachtsfilm den ihr je gesehen habt und warum?