Bildnachweis: © Sony Interactive Entertainment / Kojima Productions

"Death Stranding 2: On the Beach" - Videospiel - Test / Review

von Sebastian Stumbek

Story

Elf Monate nach den Ereignissen des vorherigen Spiels, Death Stranding, das ein geteiltes Amerika vereinte und den Untergang der Menschheit verhinderte, begeben sich Sam und seine Freunde auf eine neue Reise der „Verbindung“ nach Australien, wo sie ganz neuen Gefahren stellen müssen. 

Kritik

Death Stranding sorgte bei seinem Release Ende 2019 für reichlich Diskussionsstoff. Für die einen war das neueste Werk von Hideo Kojima (Metal Gear Solid) ein künstlerisches Meisterwerk mit reichlich kreativen Ideen, für die anderen ein langweiliger "Lieferdienst-Simulator". Auch wenn man zu letzterer Kategorie gehören sollte, sollte man zumindest anerkennen, dass sich das Game an etwas Neuem fernab des Mainstreams traute. Dementsprechend neugierig darf man auf dessen Fortsetzung Death Stranding 2: On the Beach blicken, die nun exklusiv für die Playstation 5 erschienen ist. 

Das Sequel spielt 11 Monate nach den damaligen Ereignissen und führt Sam Porter Bridges (dargestellt von Norman Reedus) in ein neues Abenteuer – diesmal nach Mexiko und Australien. Da die Geschichte sehr im Fokus steht und (unnötig) komplex ausfällt, ist es definitiv vorteilhaft, den Vorgänger zu kennen oder sich zumindest vorab im Netz darüber zu informieren. Zur Not gibt es im Hauptmenü des Spiels selbst eine kurze Zusammenfassung, um ein gewisses Basiswissen zu schaffen, darüber hinaus ist ins Spiel selbst ein nützlicher Kodex eingebunden, der jedes Mal, wenn auf Personen, Orte oder relevante Informationen Bezug genommen wird, einen neuen Eintrag erhält.

Inwieweit man mit der Story warm wird, hängt letztendlich vom eigenen Geschmack ab. Death Stranding 2 nimmt sich für diese viel Zeit und erzählt sie in zahlreichen langen Videosequenzen, die rein von der Inszenierung her sehr stark ausfallen. Denn einerseits macht sich die geballte Starpower an Bord bezahlt und das damit verbundene erstklassige Schauspiel, das dabei dargeboten wird, andererseits ist für allerlei dramatische Momente und reichlich Spektakel gesorgt. Typisch für Kojima ist aber auch der spezielle Humor, der nicht jedermanns Sache ist und schnell als unpassend inmitten des eigentlich ernst gehaltenen Themas empfunden werden kann. Dass es manch einem zu abgedreht und inhaltlich zu konfus wird, dürfte jedenfalls nicht überraschen. Das war schon beim Vorgänger so und ist hier nicht anders. Entweder man mag es, oder eben nicht. 

Am eigentlichen Spielprinzip hat sich gar nicht viel geändert: Vorrangig geht es darum, Lieferungen in einer postapokalyptischen Welt von einem Stützpunkt zum nächsten zu bringen und damit das chirale Netzwerk auszubauen, damit die zurückgezogenen Menschen in ihren Bunkern wieder miteinander verbunden werden. Unterwegs trifft man sowohl auf Banditen als auch auf untote Schattenwesen, die sogenannten Gestrandete Dinge (abgekürzt GD's), die uns das Leben schwer machen. Ansonsten haben wir aber auch so reichlich mit sperrigem Gebiet, der Schwerkraft und Unwetter zu kämpfen, um die Fracht unbeschadet abzuliefern. So weit also erst einmal bekannt. 

Wer daran zuvor schon Spaß hatte, wird an Death Stranding 2: On the Beach auch wieder schnell Gefallen finden, da sich viele Verbesserungen hier und da im Detail finden. Es gibt beispielsweise neue Waffen, Konstruktionen und Gadgets, freischaltbare Fähigkeiten für mehr Vielfalt im Gameplay, mehr Möglichkeiten für kämpferisches Vorgehen, neue Schauplätze (Australien bietet andere Kulissen als Amerika), ein Tag-Nacht-Zyklus oder auch gefährliche Wetterereignisse. Keine Revolution, aber eine gewisse Evolution, die Fans erfreuen wird und das Spiel verfeinert. 

Doch was ist mit all jenen, die schon mit dem Erstling nicht viel anfangen konnten? Reicht die Weiterentwicklung, um sie diesmal an Bord zu holen? Vermutlich nicht, denn dafür hat sich letztendlich doch zu wenig verändert und die größten (potenziellen) Ärgernisse sind weiterhin vorhanden. Lange Reisen im langsamen Tempo, bei denen oftmals nicht viel passiert? Check. Ewiges Ausbalancieren der aufgetürmten Fracht, die sich einem gern mal beim nächsten Stolpern über den ganzen Boden verteilt und danach wieder mühsam aufgesammelt werden muss? Check. Multiplayer-Community-Features, die die ganze Welt mit nervigen blinkenden Icons versieht und die Immersion stört? Natürlich aber alles Geschmacksache.

Auch wenn man der Story mit den vielen (guten) Sequenzen reichlich Platz gibt, geschieht erzählerisch außerhalb dieser leider nicht so viel. Denn wie schon im Vorgänger sind die Bunker, die wir bereisen, seelenlose Stationen zum Abhaken auf unserer Liste, an denen uns stets ein langweiliges Hologramm begrüßt und wiederholt sagt, wie toll wir sind. Von der Zivilisation, die sich dort zurückgezogen hat, bekommen wir nie etwas zu sehen, sondern erfahren nur, dass die Lieferung ihnen auf die ein oder andere Weise sehr nützlich sein wird. Hier wäre so viel mehr drin gewesen, interessante Einblicke in die eigentlich spannend anmutende Welt zu gewinnen, Bindungen zu den Charakteren aufzubauen und eine zusätzliche Motivation für die Botengänge zu schaffen, so aber schaltet man schnell auf Durchzug. 

Die Kämpfe spielen sich durch neue Funktionen, Waffen und Gadgets nun etwas runder als zuvor, sind aber aufgrund der eingeschränkten KI noch immer kein Highlight. Viel zu leicht lassen sich die Gegner einfach austricksen. Gegen die GDs fallen die Fights dagegen schon mal nervig aus, wenn man zum wiederholten Male von Armen aus dem Boden gegriffen und hunderte Meter weit durch das Tal geschliffen wird, um dort in einem strömenden Meer aus Teer gegen ein großes Ungeheuer kämpft. Sieht toll aus, wenn man es zum ersten Mal erlebt, keine Frage, wiederholt sich danach aber nach gleichem Schema immerzu und wird dadurch schnell öde. Und die Boss Fights? Die sind rein inszenatorisch wieder sehr spektakulär anzusehen, spielerisch allerdings weniger mitreißend. Denn in der Regel watet man auch hier durch eine teerige Grube voller Geröll ohne echte Ausweichmöglichkeiten und ballert einfach mit voller Kraft aufs Ziel. 

Technisch ist Death Stranding 2: On the Beach ohne Frage schlichtweg großartig geworden. Die eingesetzte Decima Engine (die beispielsweise auch von Horizon Forbidden West genutzt wird) zaubert auf der PS5 fantastische Ergebnisse auf den Bildschirm, die fast schon fotorealistisch wirken. Zudem läuft das Spiel auf der getesteten PS5 Pro wunderbar flüssig (im Performance Modus mit 60 fps) und lässt keine Bugs erkennen. Und auch der atmosphärische Soundtrack dürfte sich eine Menge Freunde unter den Spielern machen. 

Zu guter letzt noch ein paar Worte zum Cast:  Norman Reedus (The Walking Dead), Léa Seydoux (Dune 2), Troy Baker (The Last of Us), Elle Fanning (The Great), Regisseur George Miller (Mad Max: Fury Road), Regisseur Fatih Akin (Der goldene Handschuh), Shioli Kutsuna (Deadpool 2), Regisseur Nicolas Winding Refn (Drive) und Regisseur Guillermo del Toro (Pans Labyrinth) tragen hier zu den wichtigsten Rollen bei, daneben finden sich zahlreiche bekannte Gesichter wie Kate Siegel (Midnight Mass), Regisseur Mike Flanagan (Spuk in Hill House) oder Ma Dong-seok alias Don Lee (The Roundup) in Cameos wieder. Für Filmfans natürlich ein zusätzlicher Spaß.
 

Fazit

"Death Stranding 2: On the Beach" hat mit seiner fantastischen Grafik, der schicken Inszenierung und dem tollen Cast so einige Reize, die darauf neugierig machen. Auch was Kojima sich dieses Mal an Verrücktheiten ausgedacht hat, weiß sicherlich zu locken. Auf das spezielle Spielprinzip muss man sich jedoch einlassen können und wollen, um das Game in vollem Maße zu genießen. Wer das bereits beim Vorgänger konnte oder aber wer sich vom Sequel sowieso angesprochen fühlt, sollte in jedem Fall einen Blick riskieren. Hat man jedoch schon vorher seine Schwierigkeiten und Bedenken damit gehabt, wird sich beides hier wohl eher nicht legen. 

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