{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

"Das Boot" - Mini-Serie - Kritik

Andre

Von Andre in "Das Boot" - Mini-Serie - Kritik

"Das Boot" - Mini-Serie - Kritik

Story

Frankreich, 1942: Im U-Boot-Hafen von La Rochelle bereitet sich die 40 Mann starke Besatzung der U-612 auf ihre Jungfernfahrt vor. Vor den jungen Männern liegt eine unbekannte Mission in der immer erbarmungsloser geführten Atlantikschlacht des Zweiten Weltkriegs. Als neuer Kaleun hat der wenig erfahrene Klaus Hoffmann (Rick Okon) das Kommando - zum Ärger des älteren 1. Wachoffiziers Karl Tennstedt (August Wittgenstein). Im Laufe der Mission werden Können, Loyalität und Kameradschaft der gesamten Mannschaft auf eine harte Probe gestellt. Gleichzeitig kommt Simone Strasser (Vicky Krieps) auf der Basis an, um als Übersetzerin für Gestapo-Chef Hagen Forster (Tom Wlaschiha) zu arbeiten. Simones Bruder Frank (Leonard Scheicher) ist ebenfalls in La Rochelle stationiert. Kurz nach ihrem ersten Wiedersehen bittet Frank seine Schwester um einen Gefallen, der ihr Leben für immer verändern wird. Bald ist Simone gezwungen, alles zu hinterfragen, woran sie bisher geglaubt hat.

Kritik

Lange war sie in Planung und Produktion, die vermeintlich bisher teuerste deutsche Serie, die auf einem Streaming Portal ins Rennen geschickt wurde: Das Boot - Die Serie. Noch heute gilt Wolfgang Petersens Das Boot als einer der größten internationalen Kino- und Fernseherfolge, die je aus Deutschland kamen. Die 1981 zunächst als Kinofilm veröffentliche Geschichte spiegelt die Erlebnisse der Besatzung eines deutschen U-Boots im Zweiten Weltkrieg wider. Die Kritiken damals waren zunächst verhalten, darüber hinaus verweigerte der Autor der literarischen Vorlage, Professor Lothar-Günther Buchheim, seinen Segen.

Trotzdem wurde der Film zurecht ein vielbeachteter Klassiker, war für sechs Oscars nominiert und gewann zahlreiche deutsche Filmpreise. Nicht etwa aufgrund der durchaus dünnen Story, sondern wegen der Detailverliebtheit, der Atmosphäre, der tollen Darsteller, der Erzählstimme Herbert Grönemeyers und nicht zuletzt auch aufgrund des Soundtracks. Image title                           Bildnachweis: Das Boot © Universum Film

Warum also gerade jetzt das Risiko eines möglicherweise missglückten Re-Boots auf sich nehmen und sich mit einem Meisterwerk der Filmgeschichte messen? Noch immer hält die Produktionsfirma Bavaria, die auch schon den Originalfilm produzierte, die Rechte an der Marke „Das Boot“.  Eine Marke, die auch heute noch für internationale Aufmerksamkeit sorgt. Als die Drehbücher entwickelt waren, glaubten Bavaria und der Bezahlsender Sky so sehr an den Erfolg, dass sie alleine die Produktionskosten stemmten und ein kleines unbekanntes Hollywood-Studio für die internationalen Verwertungsrechte mit an Bord holen.  Mit 26,5 Millionen Euro für die erste Staffel ist die bewusst als Serie angelegte Geschichte somit teurer als bspw. das ähnlich groß angelegte Babylon Berlin und (umgerechnet und inflationsbereinigt) fast so teuer wie der Original-Film. Das eingegangene Risiko scheint jedoch aufzugehen, denn laut Sky wurde die Serie bereits in über 100 Länder verkauft und bereits mit diversen Preisen ausgezeichnet. Da ist es nicht verwunderlich, dass bereits eine zweite Staffel in Arbeit ist.

Die Marketing-Maschine läuft jedenfalls sehr erfolgreich, aber ist die Serie auch so gut wie uns dieselbige Glauben lassen möchte? Dies lässt sich nicht ganz einfach beantworten und hängt sehr stark von der persönlichen Erwartungshaltung ab. Wer auf hochwertig und spannend inszenierte Unterhaltung hofft, findet in den 8 Folgen vermutlich kurzweilige Unterhaltung. Wer eine historisch akkurat erzählte Geschichte erwartet, die alles aufgreift, was den Film schon gut machte, kann nur enttäuscht werden. Führt man sich bisher veröffentlichte Kritiken und Kommentare zur Sky-Serie zu Gemüte, fällt deutlich auf, dass die Serie im Vergleich zum Film unglaublich polarisiert.

Die Neuauflage von Das Boot wurde von einem deutsch-englischen Autorenteam entwickelt und – das kann man vorwegnehmen – deutlich an moderne Sehgewohnheiten angepasst. Das bedeutet, dass sich die Serie wenig Zeit für Charaktere und den Alltag auf dem U-Boot nimmt, sondern von Anfang bis Ende sehr durchkonstruiert wirkt. Es müssen einfach alle wichtigen Zutaten vorhanden sein: Es gibt eine Verschwörungsgeschichte, einen auf dem U-Boot eingeschleusten Spion, ambivalente Charaktere mit düsteren Geheimnissen, Cliffhanger am Ende jeder Folge sowie etwas nackte Haut und ausreichend Action. Inhalte aus den Romanvorlagen, auf die man sich im Vorspann bezieht, sind nur noch rudimentär vorhanden. Wobei man betonen muss, dass sich die Serie eindeutig nicht als direktes Remake, sondern eher als indirekte Fortsetzung sieht.
Image title                           Bildnachweis: Das Boot © Universum Film

Der vor allem durch Das finstere Tal bekannt gewordene österreichische Regisseur Andreas Prochaska möchte das bekannte Vorbild so wenig kopieren wie möglich. Die größte Neuerung ist, dass sich die damit neu eröffnende Geschichte nicht ausschließlich auf die U-Boot Besatzung fokussiert, sondern zu gleichen Teilen auch an Land spielt. Mit dem verbindenden Element, dass sich beide Geschichten rund um den französischen Ort La Rochelle drehen. 

Da vermutlich eher eine jüngere Zielgruppe anvisiert wurde, muss die Serie von der ersten Einstellung an packen. Und das gelingt ihr zunächst recht gut. Man wird Zeuge eines Angriffs auf ein deutsches U-Boot und ist mittendrin im Geschehen. Die Besatzung rennt nach einem Flugzeugangriff im schummrigen Licht durch enge Gänge und befindet sich auf Tauchgang, bis das U-Boot vom Radar eines britischen Zerstörers erfasst wird. Es herrscht absolute Stille, nur die Schiffsmotoren dröhnen und das Sonar erschallt. Wenig später explodieren Wasserbomben und das Schicksal der Mannschaft ist besiegelt.  Eine hevorragend inszenierte Eröffnungsszene, die auch als Hommage auf das Original verstanden werden kann. Die gezeigten Bilder erinnern ganz stark an Wolfgang Petersens Inszenierung.  Kameraführung, Sound, Spezialeffekte – alles ist hier auf beeindruckend hohem Niveau. Der Zuschauer muss mit zusehen, wie das U-Boot schwer getroffen sinkt und die gesamte Mannschaft jämmerlich ertrinken muss. Der Abgesang auf einen Mythos und somit ein guter und mutiger Anfang, der Lust auf mehr macht.

Danach ändern sich Tempo und Rhythmus merklich. Ein große Anzahl an Charakteren wird mehr schlecht das recht eingeführt. Während der ersten Hälfte der Staffel schafft man es trotz aller Dramatik nicht wirklich, einen Bezug und - was noch schlimmer wiegt - Sympathien für die Figuren aufzubauen. Vor allem die Mitglieder der französischen Résistance bestehen aus arroganten, schnöseligen und drogenabhängigen Menschen, die dazu nochauf Blutvergießen aus sind, so dass man keinerlei Interesse an ihrem Schicksal entwickelt. Die insgesamt zumindest auf dem Papier gut durchdachte Handlung kommt nur langsam in Fahrt und wirkt viel zu überladen und man hat oft das Gefühl, dass man unbedingt auch aktuelle politische Themen anschneiden muss. Verblendete Nazi-Anhänger, selbstverliebte Politiker, Kriegsfinanzierung, Homosexualität, Flüchtlinge, Drogenmissbrauch... Man bleibt ausschließlich durch Schauwerte und Effekte bei Laune. 

Ein klarer Negativpunkt ist auch, dass man als Zuschauer gerne durchgängig bei der Mannschaft im Boot bleiben möchte, denn die Darsteller machen einen guten Job und die Kulissen sind beeindruckend. Jedoch wird man immer wieder herausgerissen durch eine etwas hanebüchene Story rund um den blutigen Kampf der Résistance gegen die Nazi-Besatzung. Einen Kampf, den es so übrigens nie gab. Dass die Anführer des Widerstands mit zwei starken Frauenfiguren besetzt wurden, ist unserer Zeit geschuldet, aber durchaus löblich. Dass beide darüber hinaus eine lesbische Beziehung eingehen, ist dann wie oben bereits angerissen jedoch etwas zu viel des Guten.

Wer bis zur Staffelhälfte aufgrund oben genannter Gründe noch nicht abgeschaltet hat, wird jedoch mit einer starken zweiten Hälfte belohnt. Das Tempo zieht merklich an, Konflikte spitzen sich zu, die Spannung steigt und es passiert tatsächlich, dass man doch mit einigen Charakteren mitfiebert. Anflüge von Langeweile verfliegen dank eines besseren Erzählrhythmus, gut dosierten Actionszenen und vor allem auch an einem sehr starken Tom Wlaschiha (Game of Thrones), der einen unberechenbaren Charakter zum besten gibt und der jede Szene für sich einnimmt.

Image title                           Bildnachweis: Das Boot © Universum Film

Um nochmals auf die eingangs erwähnte Erwartungshaltung zurückzukommen: Die Hoffnung, dass das in der Serie gezeigte Spektakel tatsächlich so passiert sein könnte und sich die Macher hier um Realismus bemühen, sollte man definitiv begraben. Das liegt weniger an Ausstattung und Kulisse, denn hier war man durchaus um Authentizität bemüht (obwohl so manches Bordmitglied viel zu glattrasiert und sauber ist). Viel eher liegt es daran, was im Laufe der Handlung passiert: Besatzungsmitglieder, die eigenmächtig Entscheidungen treffen, eine offene Meuterei, ein verdeckter Mord an Deck, ein Gefangenenaustausch an Bord eines amerikanischen Zerstörers und ein damit eingeführter ominöser Finanzinvestor, der mit Kriegsanleihen reich wurde und in der kommenden Staffel wohl eine Hauptrolle einnehmen wird. Das sind Ereignisse, die man durchaus berechtigt als Quatsch abtun kann. Das hätte es damals so nie gegeben.

Fazit 

Die erste Staffel von Das Boot schafft es auch trotz dem großen Vorbild für sich alleine zu stehen.  Die Serie sieht verdammt gut aus, mit teils wahnsinnig gut gefilmten Kamerafahrten und tollen Actionszenen.  Die Handlung selbst folgt den üblichen Formeln des aktuell stark nachgefragten Genres "Thriller-Serie" und nimmt vor allem ab der Staffelhälfte ordentlich an Fahrt auf. Inhaltlich können sich die Macher jedoch nicht entscheiden, ob sie nun eher den U-Boot Krieg thematisieren wollen oder den Fokus lieber auf eine Agentengeschichte legen. Der ständige Wechsel zwischen beiden Welten zerstört teilweise die Atmosphäre und Spannung. Generell ist die Handlung auch zu vollgestopft mit Anspielungen auf aktuelle politische Themen. Da wäre es wünschenswert gewesen, man hätte etwa den Charakteren noch mehr Tiefe und Entwicklung zugestanden. Insgesamt bietet Das Boot jedoch gut gemachte und kurzweilige Unterhaltung - unter der Prämisse, dass die Macher hier ganz klar wenig Wert auf historische Authentizität, Realismus  und Logik legen und man demnach auch seinen eigenen Anspruch als Zuschauer darauf ausrichten sollte.

Technische Daten

Image title

Universum veröffentlichte Das Boot - Die komplette erste Staffel am 06. Dezember 2019 auf dem deutschen Heimkinomarkt. Die uns vorliegende Blu-Ray weiß technisch absolut zu überzeugen. In den vielen dunklen Szenen bleibt das Bild immer detail- und kontrastreich, der Sound ist dank Dolby Atmos herausragend. Es gibt hier übrigens eine deutsche und eine englische Tonspur. Wobei der englische Originalton deutlich authentischer ist, da hier oft ins Englische und Französische gewechselt wird.  Leider gibt es trotz der hochspannenden Thematik keinerlei Bonusmaterial. Dies ist wohl ausschließlich der separat erhältlichen Limited Special Edition vorbehalten.

Wird geladen...