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Das Internet ist böse: "CSI: Cyber" - Staffel 1 - Kritik

Stu

Von Stu in "CSI: Cyber" - Staffel 1 - Kritik

Das Internet ist böse: "CSI: Cyber" - Staffel 1 - Kritik Bildnachweis: © Universum

Dieses Jahr ging eine Ära zu Ende. Das klassische „CSI“ wurde nach 15 Staffeln abgesetzt. Es ist heutzutage fast schon schwer zu begreifen, aber die Serie aus dem Hause Jerry Bruckheimer (der Entdecker und Förderer von Tony Scott und Michael Bay) galt einmal als Beispiel für modernes Fernsehen. Als die ersten Folgen „CSI“ damals über die Bildschirm flimmerten, eröffnete die Serie eine völlig neue Sicht auf die Ermittlungsarbeit der Polizei. Die Forensiker, die meist nur unwichtige Parts in Krimiserien innehatten, wurden auf einmal zum Zentrum gemacht. Der altbekannte Kommissar ist es bei „CSI“, der nun plötzlich nur noch die zweite Geige spielte. Visuell aufgehübscht mit digitalen Tricks, extremen Zooms und detaillierten Perspektiven löste die Serie einen forensischen Boom aus, der zwar mit der Einstellung der Ur-Serie immer noch nicht vom Tisch ist, aber ganz eindeutig seine Glanzzeiten hinter sich hat.

Die Schöpfer von „CSI“ haben nun mit „CSI: Cyber“ einen vierten Ableger ihres Franchise ins Rennen um die Gunst der Zuschauer geschickt. Vorsichthalber erst einmal nur mit 13 statt den üblichen 24 Episoden pro Season. Wer vom forensischen Einheitsbrei der letzten Jahre die Nase voll hat und sich von „CSI: Cyber“ nun eine frische Ausrichtung erwartet, wird allerdings enttäuscht, denn im Grunde wurde die Mechanik der Serie einfach nur auf die vernetzte Welt übertragen. Was früher eine Blutspur war, ist hier ein digitaler Fingerabdruck. Diese Annektierung geht so konsequent von statten, dass es durchaus etwas Bewundernswertes besitzt. Diese Kaltschnäuzigkeit ist einfach faszinierend.

Das Problem: Das „CSI“-Konzept einfach auf eine andere Thematik zu übertragen ändert nichts an der Tatsache, dass jeder der ein oder zwei Episoden eines anderen „CSI“-Ablegers gesehen hat (oder eines der viele Epigone), im Nu versteht, wie die Serie funktioniert. Echte Überraschungen oder gar Wow-Momente sind so also nicht zu erwarten. Dafür schafft es die Serie den fast schon erheiterten Eindruck zu hinterlassen, dass die Macher das neue Medium Internet nicht sonderlich mögen. Das beginnt schon bei der Einleitung einer jeden Folge, die mit den bedrohlichen Worten schließt: „Das könnte auch Ihnen passieren.“. Für „CSI: Cyber“ ist das Internet nicht mehr als eine Ansammlung von Psychopathen. Ginge es nach der Serie würde wohl jeder dritte Moviebreak-User aus Profitgier Waffen an Kinder verkaufen oder alten Großmütterchen die Rente online vom Konto stibitzen.

Dieser blinde, fast schon fanatisch wirkende Fatalismus sorgt dann auch oftmals für unfreiwillige Komik. Alleine wie die Charaktere immer wieder vom bösartigen Deep Web sprechen kann für kurze Momente der Erheiterung sorgen, auch weil die Figuren der Serie so reißbrettartig angelehnt sind, dass man „CSI: Cyber“ nur schwerlich wirklich ernst nehmen kann. Es ist allerdings schon etwas traurig zu sehen, dass sich die noch recht frisch gekürte Oscar-Gewinnerin Patrica Arquette („Boyhood“) für die Hauptrolle hergegeben hat. Sie spielt Dr. Avery Ryan, eine Psychologin, deren Computer gehackt wurde. Alle ihre Patientendaten wurden daraufhin gestohlen und eine Patientin wurde sogar ermordet. Daraufhin ging Ryan zum FBI. Wieso sie dort aufgenommen wurde, ob sie früher schon EDV-Kenntnisse besaß die über Strg+Alt+Entf hinaus gingen und warum die gute Frau selbst bei Szenen, in denen sie eigentlich warmherzig und offen erscheinen soll, so wirkt, als ob sie ein Kühlschrank ohne bunte Magnete wäre, verrät diese Staffel nicht. Somit erinnert Dr. Ryan nicht an den „CSI“-Übervater, Gil Grissom (William Petersen), sondern eher an eine weibliche Form von Horatio Cane (David Caruso) aus „CSI: Miami“ – nur ohne Sonnenbrille und nervige Oneliner.

Zum Glück gibt es aber nicht nur die frostige Dr. Ryan, sondern auch Mitarbeiter die lachen dürfen, zumindest im Drehbuch. Wirkliche Empathie kommt aber nie zu Stande. Wie soll das auch funktionieren, wenn jede Figur von ihrer Entwicklung so vorhersehbar ist, wie das morgendliche Glockenspiel einer Kirche am Sonntag? Der dicke, bärtige Nerd mit der Brille ist genau so langweilig gezeichnet wie die hippe Hackerin oder der stilvoll gekleidete Neuzugang im Team (ein böser Hacker, der nun den Guten helfen muss), der zuerst keine rechte Lust hat mitzumachen, aber trotz aller Vorbehalte nach wenigen Minuten zum Inventar gehört und sollte es dennoch mal Probleme geben, dann wirken diese nicht natürlich, sondern aufgesetzt. Ja, bei „CSI: Cyber“ hört man allerorts das Rascheln der Drehbuchseiten.

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Die Blu-ray: Die Blu-ray aus dem Hause Universum (im Handel erhältlich) bietet ein sensationelles Bild und überaus überzeugenden Ton. In Sachen Bonusmaterial bietet die Heimkinoveröffentlichung eine reichhaltige Fülle von Audiokommentaren, Deleted Scenes und vielen Featurettes rund um die Serie. Wer Interesse an der Serie hat und auch etwas über ihre Entstehung erfahren will, wird also absolut nicht enttäuscht. Eine wirklich tolle Blu-ray!

Fazit: Trotz all dieser Kritikpunkte, macht „CSI: Cyber“ dennoch kurzzeitig Laune. Das liegt einfach daran, dass es teils einfach unterhaltsam ist, wie ein gestriges Konzept, mit altbackenden Figuren und Rahmenhandlungen auf Teufel komm raus versucht modern zu wirken. Aber egal wie viele supercoole Fremdwörter die Drehbücher auffahren und wie viele Effekteinstellungen es zu bewundern gibt, „CSI: Cyber“ bleibt konsequent altertümlich. Ein alter Wolf in einem hippen Schafspelz. Das hat was, allerdings nichts, was länger als zwei, drei Episoden lang hält.

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