Bildnachweis: © Netflix

Diskussion zum Sonntag: Wie sehr schadet Netflix dem Kino?

von Sebastian Groß

Der Jungdarsteller Abraham Attah gewann kürzlich bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig den Preis für den besten Nachwuchsdarsteller. Das kann man durchaus nutzen für Marketing, um noch mehr Leute in die Kinos zu locken und das Idris Elba ebenfalls im Kriegsdrama „Beasts of No Nation“ zu sehen ist und „True Detective“-Regisseur Cary Fukunaga das Ganze inszeniert hat, sollte eigentlich ebenfalls für einen gewissen Hype sorgen, der die Leute vor die Leinwand lockt.

Doch „Beasts os No Nation“ wird außerhalb der USA und Groß Britannien niemand dazu bewegen ein Ticket zu kaufen, denn nur in diesen zwei Ländern hat der Film einen Verleih gefunden. Der Grund: Der Film wurde vom Streamingdienst Netflix produziert und ist seit kurzem dort für seine Kunden – das sind nicht wenige – abrufbar. Netflix macht damit den ersten, großen Schritt dem  Kino den Kampf anzusagen. Amazon plant ebenfalls in Zukunft bis zu 16 Filme in Kinoqualität zu produzieren und auch Apple liebäugelt damit.

Ist doch super, möchte man meinen. Je mehr Filme desto besser, doch „Beasts of No Nation“ schmeckt nicht jedem. Warum der Film außerhalb der USA und dem Vereinigten Königreich keinen Verleih gefunden hat ist klar: seine duale Verbreitung missfällt den Kinobetreibern. Denn man muss nicht ins Kino gehen, um ihn zu schauen, sondern kann ihn – wenn man Netflix-Kunde ist – ganz bequem vom Smart-TV oder Laptop sehen. Das ist der Grund warum die größten Kinoketten der USA den Film nicht zeigen und zum Boykott aufrufen. Sie sehen die Zukunft des Kinos in Gefahr.

Doch haben sie mit dieser Befürchtung Recht? Vor allem weil Streamingdienste nicht die einzige Gefahr für das Kino sind. Das wäre z.B. das Verwertungsfenster von Filmen. Damit ist der Zeitraum zwischen den offiziellen Kinostart und der Heimkino-Veröffentlichung gemeint. Früher lagen mehrere Woche, ja sogar Monate dazwischen. Aktuell sind es, in den USA, maximal 90 Tage. Doch für die meisten sind es Netflix, Amazon und Konsorten, die dem Kino am meisten schaden.

Die Filmförderungsanstalt (FFA) gab dazu eine Studie heraus, die besagt, dass das Kino bis 2021 10% seiner Zuschauerschaft an Streamingdienste verlieren wird. Im Gegensatz werden Streaminganbieter bis 2019 um gigantische 253% gewachsen sein. Bedeutet das, dass das Kino eines Tages das absolute Auslaufmodell ist? Ein veraltetes Modell, was niemand mehr benötigt – ähnlich wie der VHS-Rekorder?

Man sollte dabei jedoch nicht vergessen, dass das Kino genau der Ort ist, in dem Bilder einfach am besten funktionieren. Filme wie „Interstellar“, „Mad Max: Fury Road“ oder „Der Herr der Ringe“ beweisen immer wieder aufs Neue, dass die große Leinwand Bilder einfach am besten transportiert. Kino ist eben mehr als bloß ein großer Fernseher ohne Fernbedienung. Kino ist schlicht und ergreifend für wohl jeden Cineasten der bestmögliche Weg einen Film zu sehen, man sollte vielleicht besser „erleben“ sagen. Dazu zählen aber nicht nur Blockbuster, sondern auch kleinere Filme. Es ist so wie es ist: Kino ist Film. Doch inwiefern verdrängt Netflix und Amazon mit ihren Filmproduktionen diese Wahrheit aus den Köpfen der Zuschauer?

Könnt ihr den Boykott der Kinobetreiber verstehen? Glaubt ihr dass das Kino langsam aber sicher sterben wird? Schaden Streaming-Dienste wirklich dem Kino? Sagt uns eure Meinung.

Diese Seite verwendet Cookies. Akzeptieren.