5.3

MB-Kritik

Der Sex Pakt 2018

Comedy

5.3

Leslie Mann
John Cena
Miles Robbins
Sarayu Blue
Gary Cole
Gina Gershon
June Diane Raphael
Brian Shortall
Jill Jane Clements
Rhoda Griffis
BreeAnna Marie
John Merical
Mason Pike

Inhalt

Das "erste Mal" am Tag des Abschlussballs - drei Mädchen schließen einen Pakt, denn sie können "es" nicht erwarten. Doch leider haben sie die Rechnung ohne ihre überfürsorglichen Eltern gemacht. Die bekommen nämlich zufällig Wind davon und starten umgehend eine unbeholfene, überaus chaotische und absolut bizarre Nacht-und-Nebel-Aktion, um den Plan ihrer Kinder zu vereiteln.

Kritik

In ihrem Regiedebüt Der Sex Pakt zelebriert Kay Cannon, die als Drehbuchautorin bislang unter anderem alle drei Pitch Perfect-Filme geschrieben hat, die Prom Night als das, was sie in amerikanischen Filmen schon immer gewesen ist: Ein Mythos. Ein Symbol dafür, dass die High-School-Zeit nun endgültig vorüber ist und dem nächsten Schritt, der idealerweise aufs College führt, nichts mehr im Wege steht. Auch für die drei Mädels, um die sich Cannons Film dreht, soll der bevorstehende Abschlussball nicht weniger werden als eine Erinnerung fürs Leben, ein unvergesslicher Abend voller denkwürdiger Ereignisse, von dem sich auch noch Jahrzehnte später berichten lässt. Für Julie, Sam und Kayla bedeutet die Prom Night aber vor allem, dass sie ihre Jungfräulichkeit spätestens an diesem Abend endlich verlieren wollen. 

So deutet sich in Der Sex Pakt schon alleine aufgrund der Ausgangssituation ein vergnügliches Chaos an, denn ohne peinliche Situationen und ungeplante Überraschungen verlaufen der Weg zur Prom Night sowie der eigentliche Abend nie. Cannons Filmdebüt unterscheidet sich hierbei von den bekannten Komödien wie Superbad, die einer ganz ähnlichen Thematik folgen, indem diesmal keine hormongesteuerten Jungs im Mittelpunkt stehen, sondern junge Frauen, die schlicht und ergreifend auf ihr Recht bestehen wollen, Sex haben zu dürfen. Überdeutlich thematisiert Der Sex Pakt damit die gesellschaftliche Doppelmoral, bei der Jungs dafür gefeiert werden, wenn sie das erste Mal mit jemandem geschlafen haben, während die Mädchen wie durch einen Schutzreflex davor behütet werden sollen, ihre Jungfräulichkeit vorschnell einzubüßen.

Eine Begründung hierfür findet auch die Regisseurin des Films nicht. Stattdessen greift Cannon die Absurdität dieser Tatsache auf, indem sich die Eltern der drei besten Freundinnen im Gegensatz zu ihren heranwachsenden Kindern als die wahren Kinder entpuppen. Völlig überfordert mit der Tatsache, dass der eigene Nachwuchs womöglich mit einem Jungen ins Bett gehen könnte, setzen Julies Mutter Lisa, Kaylas Vater Mitchell und Sams Vater Hunter alles daran, um die drei Mädels von ihrem Vorhaben abzuhalten. Während die alleinerziehende Lisa hauptsächlich Angst davor hat, auch noch von ihrer Tochter alleingelassen zu werden, wenn diese aufs weit entfernte College geht, stellt sich der muskelbepackte Mitchell als ebenso überbesorgt wie sensibel heraus und bricht regelmäßig in Tränen aus, wenn es um seine Kayla geht. Hunter, der sich von Sams Mutter getrennt hat, nachdem er ihr angeblich fremdgegangen ist, wird von den beiden anderen Eltern eher unfreiwillig mitgeschleppt. Eigentlich weiß er nämlich schon lange, dass Sam nicht auf Jungs steht und in Wirklichkeit lesbisch ist.

Auch wenn die humorvollen Momente des Films nicht vor den drei besten Freundinnen Halt machen, sobald Alkohol ins Spiel kommt oder mit Drogen experimentiert wird, sind Julie, Sam und Kayla selten das Ziel der Gags, die von seichter Situationskomik bis hin zu derben Späßen unter die Gürtellinie reichen. In Der Sex Pakt sind die Teenagerinnen vielmehr diejenigen, die trotz vereinzelter Eskapaden konsequent auf ihr Ziel zusteuern und sich nicht von ihren Absichten abbringen lassen. Ganz anders verhält es sich da mit den Eltern der Mädchen, die durch ihre überstürzte, unüberlegte Art in ein schräges, unangenehmes oder wahnwitziges Ereignis nach dem anderen geraten. Dabei ist Cannons Film weitaus weniger anstößig und grenzüberschreitend geraten, als er es stellenweise offenbar gerne gewesen wäre. Szenen wie die, in der die Eltern zufällig den Nachrichtenverlauf der Mädels verfolgen und dabei nach und nach hinter die Bedeutung der unterschiedlichen, verwendeten Emojis kommen, sind jedoch ebenso unterhaltsam getimed wie das generelle Auftreten von John Cena (Sisters), der in seiner Rolle als Mitchell immer wieder ganze Szenen an sich reißt. 

Wie die massive Körperspannung des hünenhaften Muskelmanns regelmäßig unter dem verblüfften, überforderten oder verzweifelten Gemüt des Vaters begraben wird, ist mitunter tatsächlich pures Comedy-Gold, durch das sich der Ex-Wrestler endgültig als waschechter Komödienstar beweist. Neben diesen unterhaltsamen Momenten folgt Der Sex Pakt als Gesamtwerk jedoch zu sehr den ausgetretenen Erzählpfaden, die spätestens am Ende zu konventionellem Wohlgefallen und übersteigerter Harmoniebedürftigkeit führen. Als sympathische Variation altbekannter Genre-Elemente besitzt Cannons Film aber das nötige Herz, indem die Regisseurin bis zuletzt ganz bei den drei Teenagerinnen bleibt und ihren Figuren nie die Würde nimmt. Trotz Prom-Night-Chaos und Erwachsenen, die hier am stärksten der Hysterie verfallen, sind Julie, Sam und Kayla alles andere als unreifer Nachwuchs. Am Ende des Abschlussballs sind sie es, die ihre Eltern tröstern oder aufmuntern, während die jungen Frauen für den nächsten Abschnitt in ihrem Leben längst bereit sind.

Fazit

Kay Cannons "Der Sex Pakt" erfindet das Rad der amerikanischen Komödie gewiss nicht neu. Zu sehr verlässt sich die Geschichte über drei beste Freundinnen, die beschließen, beim Abschlussball ihre Jungfräulichkeit zu verlieren, auf altbekannte Erzählmuster und vorhersehbare Entwicklungen. Nichtsdestotrotz entpuppt sich die Komödie als kurzweilig unterhaltsamer, sympathischer Film, was auch an den Figuren der Eltern liegt. Die führt Cannon mit absurder Hysterie als unreife Kinder vor, während sich der eigentliche Nachwuchs als deutlich reifer herausstellt, als die sensiblen, überbesorgten Erwachsenen glauben wollen.

Autor: Patrick Reinbott
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