6.7

MB-Kritik

Flucht aus Sobibor 1987

Drama, Thriller, History, War – UK, Yugoslavia

6.7

Alan Arkin
Joanna Pacula
Rutger Hauer
Hartmut Becker
Jack Shepherd
Emil Wolk
Simon Gregor
Linal Haft
Jason Norman
Robert Gwilym
Eli Nathenson
Kurt Raab
Eric P. Caspar
Hugo Bower
Klaus Grünberg
Wolfgang Bathke

Inhalt

Die wahre Geschichte um die größte Flucht aus einem KZ, die sich im Jahr 1943 im polnischen Sobibor ereignete.

Kritik

Im ostpolnischen Sobibor errichtete das Dritte Reich eines seiner größten Konzentrationslager des Landes, in dem rund eine viertel Millionen Menschen den Tod fanden. Trotz dieser unfassbaren Gräueltaten steht der Name Sobibor auch stellvertretend für den größten, erfolgreichen Gefangenenausbruch aus einem deutschen KZ. Rund der Hälfte der zu dem Zeitpunkt 600 Insassen gelang es nach langer Vorbereitung am 14. Oktober 1943 die Stacheldrahtzäune des Lagers zu überwinden. Nicht alle überlebten die Flucht, dennoch ist dieses Ereignis beispiellos. Die britische TV-Produktion Flucht aus Sobibor widmete sich 1987 diesem geschichtsträchtigen Stoff, beruhend auf dem Tatsachen-Bericht von Richard Rashke.

Die Produktion unter der Regie des sowohl im Kino und TV erprobten wie erfolgreichen Jack Gold (Der Schrecken der Medusa; Der kleine Lord) konnte auf ein Drehbuch zurückgreifen, an dem zwei der damals überlebenden Flüchtlinge – Thomas Blatt und Stanislaw Szmajzner – aktiv mitwirkten und ihre Erlebnisse miteinfließen ließen. Final zu Papier gebracht wurde das Ganze schließlich von Reginald Rose, der 30 Jahre zuvor das brillante Skript von Die Zwölf Geschworenen verfasste, in der Folge aber hauptsächlich mit weniger spektakulären TV-Arbeiten sein Brot verdiente und wenn es mal auf die große Leinwand ging, kamen da eher fragwürdige Kriegs-Actioner wie Die Wildgänse kommen bei raus. Reißerisch und unsensible ist das Skript gottlob nicht geworden, wahrhafte Klasse, Finesse oder auch inszenatorische Tiefe sucht man bei diesem - gemessen am Thema – leicht verschenkt wirkenden TV-Epos leider auch vergebens.

Der Film wurde seinerzeit überwiegend positiv aufgenommen und stellenweise auch mit wichtigen Preisen ausgezeichnet. So ergatterte Rutger Hauer (Blade Runner) für seine Rolle einen Golden Globe. Der blonde Holländer greift jedoch erst nach gut der Hälfte der zweieinhalbstündigen Laufzeit in das Geschehen ein, die wichtigste Figur ist die von Leon Feldhendler (Alan Arkin, Edward mit den Scherenhänden), der von Beginn an im Geheimen an einem Fluchtplan werkelt, doch fehlt es ihm und seinen Mitverschwörern an der notwendigen Durchschlagskraft. Dieses ändert sich mit des kampferprobten, russischen Soldaten Sasha (Hauer), einem Mann der Tat, der dem bisher sehr theoretischen Plan die notwendigen Impulse gibt. Der Weg dorthin ist praktischer Dreiakter, der mitunter sogar so wirkt, als wäre er ursprünglich als dreiteilige Mini-Serie konzipiert gewesen. Oder sich zumindest die Option offenhält, entsprechend im Fernsehen ausgewertet zu werden. Unter dieser für einen geschlossenen Film etwas statischen Narration leidet das Gesamtwerk etwas, das größte Problem von Flucht nach Sobibor bleibt aber sein Hang zum wenig risikofreudigen Konsens.

Vom biederen Look, über die experimentierbefreite Inszenierung bis hin zum pauschalisierten Ablauf ist Flucht aus Sobibor leider nie mehr als grundsolider, darin aber auch gefangener Durchschnitt. Ein paar eindringliche Highlight-Sequenzen sollen das Publikum schockieren, der pathetische Score besonders tragische Momente untermauern, das final schon fast überfrachtete Erläutern der realen Schicksale bekommt gar einen leicht penetrant-nervigen Anstrich. Dennoch erfüllt der Film alles in allem seinen Zweck und ist (wohl) eine nur wenig überdramatisierte (oder gegebenenfalls auch verharmloste) Darstellung eines historisch wie menschlich bedeutsamen Ereignis, das in einem dem mehr angemessenen Ambiente sichtlich besser aufgehoben wäre.

Fazit

Passables KZ-Drama mit guten Darstellern und dem ehrlichen Bemühen um Authentizität und Aufklärung, das sich in seiner kreativen Gestaltung und letztlichen Umsetzung zu sehr wie Dienst nach Vorschrift anfühlt. Nicht ohne Wert, aber – in der Form - (film)historisch dann doch eher bedeutungslos.

Autor: Jacko Kunze
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