5.3

MB-Kritik

Eine Familie 2011

Drama – Denmark

5.3

Jesper Christensen
Lene Maria Christensen
Pilou Asbæk
Anne Louise Hassing
Line Kruse
Coco Hjardemaal
Gustav Fischer Kjærulff
Ursula Pie Aidt
Michelle Bjørn-Andersen
Peter Christoffersen
Jeppe Vig Find
Djamel Guedouanni
Thomas Hwan
Irene Jarnved
Karin Lisbeth Hjorth Jensen
Bo Lönsson

Inhalt

Ditte Rheinwald ist die Tochter des Bäckereibesitzers Rikard Rheinwald aus Kopenhagen. Die Bäckerei Rheinwald wurde einst vom deutschen Urgroßvater gegründet und jeweils an den ältesten Sohn übergeben. Sie ist ein Traditionsunternehmen und königlicher Hoflieferant. Rikard hat mit Ditte und Chrisser zwei erwachsenen Töchter aus erster Ehe und hat mit Sanne die noch minderjährigen Kinder Line und Vimmer. Rikard hat gerade erfolgreich........

Kritik

Die dänische Regisseurin Pernille Fischer Christensen zeigt in ihrem Figurenstück die reaktionären Machtstrukturen in einer äußerlich modern erscheinenden Familie am Arbeit. Doch die simple Geschichte vom Tod eines Patriarchen will weder hinterfragen, noch analysieren. Bestärken trifft es schon besser, aber vielleicht ist auch das zu viel interpretiert und es geht nur darum, irgendwie knapp 100 Minuten Laufzeit zu füllen. 

Für die Galeristin Ditte (Lene Maria Christensen) geht ein Traum in Erfüllung, als ihr die Leitung einer New Yorker Kunstgalerie übertragen wird. Ihr Vater Richard (Jesper Christensen), der gerade eine schwere Krebserkrankung überwunden hat, verachtet ihre Pläne. Dittes Freund Peter (Pilou Asbaek) ist ebenfalls wenig begeistert, da er daheim sein eigenes Atelier eröffnen will. Da wird bei Richard Gehirnkrebs diagnostiziert. Von seiner weit jüngeren zweiten Ehefrau Sanne (Anne Louise Hassing) erwartet er, dass sie ihn pflegt, von Ditte, dass sie die Familienbäckerei weiterführt. Während er selbst ein Höchstmaß an Empathie einfordert, ist Richard zu Mitgefühl unfähig. Die anderen bewertet er danach, was sie für ihn tun. Dittes Selbstaufgabe ist für ihn selbstverständlich. Nichtsdestotrotz definiert sich über die patriarchalische Familientradition, den Betrieb vom Vater an den Sohn zu vererben. „Mein Haus! Meine Bäckerei! Mein Geld!“, schreit er Sanne in einer Szene an. Dass er die Tradition nicht fortsetzen kann, weil sein einziger Sohn noch ein Kind ist, sorgt Richard mehr als die zerstörten Lebenspläne Dittes. Solch väterliches Machtgehabe betrachtet die Regisseurin als Fundament einer funktionierenden Familie. 

Ganz recht, das patriarchalische Regiment in dem Traditionsunternehmen wird als wohlweisliches Management betrachtet. Ditte sei die einzige Frau, die Richard je respektiert habe, sagt ihre leibliche Mutter, die nur als Stimme am Telefon auftaucht. Das soll dann ein Kompliment sein. Um Richard soll das Publikum in rührseligen Momenten trauern, aber sein Verhalten macht das ziemlich schwer. Er schlägt seine Kinder, terrorisiert seine Frau und hasst Donuts. „Was für eine armselige Entschuldigung für Feingebäck!“ In diesem Sinne könnte man über das oberflächliche Dramolett sagen: Was für eine armselige Entschuldigung für einen Film. Probleme werden angerissenen, nur, um dann mit Ausflüchten beiseite gelegt zu werden. Jeder Schicksalsschlag ist Mittel zum Zweck, um das Maximum an Melodramatik aus der Story zu melken und nebenbei reaktionäre Lektionen zu vermitteln. Dittes Schwangerschaft wirkt wie eine biologische Erinnerung daran, dass ihr Platz bei Mann und Kind sei. Dafür, dass sie sich anders entscheidet, erntet sie die üblichen Vorwürfe. Die naheliegende Frage, warum Peter nicht selbst seine Karriereperspektive aufgibt und ein Kind adoptiert, wenn er denn unbedingt Vater sein möchte, wird nie gestellt. 

So erscheint Peters Kinderwunsch nur vorgeschoben, um effektiv die beruflichen Optionen seiner Partnerin zu vereiteln. Dennoch zeigt ihn die Inszenierung als geeigneten Lebenspartner für ein Happy End. Die Männer in Dittes Leben wissen am besten, was gut für sie sei. Nun, da die dominierende Vaterfigur das Zeitliche segnet, ist zum Glück Peter da, um seine Führungsfunktion zu übernehmen.

Fazit

Unterschwellig bestärkt Christensen das Konzept widerspruchslos zu akzeptierender Autorität: von Eltern gegenüber Kindern, Männern gegenüber Frauen und der Gemeinschaft gegenüber dem Individuum. Die überzeugenden Darsteller kämpfen vergeblich gegen die schwache Dramaturgie des schleppenden Dramas. Besser hätte der Titel von Christensens erstem Spielfilm gepasst: Eine Seifenoper.

Autor: Lida Bach
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