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Recap: Game of Thrones 6.9: Battle of the Bastards

von Sandra Scholz

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Wir sind in der vorletzten Folge angekommen, und mittlerweile steht auch so ziemlich sicher fest, dass die beiden nächsten Staffeln a) das Finale bilden und b) jeweils nur sieben Folgen haben werden. Zeit also, schreiend im Kreis zu laufen. Aber bevor ihr losrennt quatschen wir noch ein bisschen über "Battle of the Bastards", Generationenprobleme, fähige und unfähige Herrscher und natürlich über Haustiere.

Aiaiaiai! © HBO

Wer eine reine Winterfell-Episode erwartet hat, ist vermutlich (so wie ich) vom Anfang gleich mal überrascht worden. In Meereen geht es nämlich kräftig zur Sache. Zwar ist Daenerys mitten in der Nacht zurück in ihre temporäre Heimat gekommen und trifft sich erst irgendwann tagsüber mit den Anführern der anderen Städte, aber so eine gefälschte Verhandlung um die Kapitulation muss ja glaubhaft inszeniert werden. Zuvor darf Tyrion ihr aber noch ins Gewissen reden. Es ist ziemlich faszinierend, denn sowohl ihr Weg der simplen, brutalen Gewalt als auch seine diplomatische Art sind, je nach Betrachtungswinkel, gescheitert. Vor den Toren der Stadt sterben reihenweise Unschuldige, wir begleiten Geschosse auf dem Flug zur Stadtmauer. Nein, erfolgreiche Politik trägt nicht solche Früchte. Doch Dany reißt die Verhandlungen geschickt herum und stellt fest, dass ihre Herrschaft gerade erst beginnt. Nun sind wir von ihr gewöhnt, dass sie gerne mal Sprüche klopft, doch in dieser Episode folgen Taten auf die Worte. Drogon legt einen eindrucksvollen Auftritt hin, während seine beiden entfesselten Geschwister aus ihrem Keller ausbrechen. Ein gehauchtes "Dracarys" später stehen Teile der gegnerischen Flotte in Flammen, während die Dothraki sich um die Angreifer vor der Stadt kümmern. Bereits hier lässt sich erahnen, wo das Budget in dieser Staffel anteilsmäßig hingeflossen ist, die drei Drachen richten jedenfalls in voller Pracht ein anständiges Feuerchen zurecht. Ich will mich sicher nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber ich würde sagen, Daenerys hat eine ziemlich unvergleichliche Armee zusammengestellt. Einer der Anführer aus den feindlichen Städten wird am Leben gelassen, der Rest findet dank Grey Worms schneller Klinge ein rasches Ende.

#powercouple ♥ © HBO

Yara und Theon haben derweil einen richtigen Sprint hingelegt und sind ebenfalls in Meereen aufgetaucht. Tyrion macht keinen Hehl daraus, dass er Theon nicht ausstehen kann, Dany und Yara wirken vom doch recht einseitigen Schlagabtausch beinahe amüsiert. Das Interesse der jungen Herrscherin wecken die beiden Greyjoys erst, als Yara das Gespräch an sich reißt. Erneut zeigt sich im Dialog der beiden, dass die Nachkommen sich durchaus bewusst sind, was für eine Welt ihre Eltern ihnen hinterlassen haben. Die Aussicht, gemeinsam eine bessere Welt hinterlassen zu können, lässt beide dann auch einen Pakt besiegeln. Falls, wie Yara betont, nebenbei noch ein oder zwei Onkel dabei draufgehen, umso besser. Eine spannende Allianz ist das jedenfalls, und ich bin mächtig gespannt, wie die beiden Ladies sich schlagen werden, wenn sie zurück nach Westeros gehen. Meine Stimme haben sie jedenfalls. Auch, weil es das momentane Konzept der Herrschaft in Westeros mal gehörig durchrütteln würde. Da sie keinen Erben haben wird, müsste nach ihrer Herrschaft eine andere Lösung gefunden werden. Man könnte ja, theoretisch zumindest, abstimmen. Und zum aktuellen Zeitpunkt ist ihr Anspruch auf den Thron vermutlich sogar gerechtfertigter als der aller anderen. Und auch ihre Herangehensweise hat sich geändert. Statt einfach alle zu kreuzigen, zu verbrennen oder sonst wie aus der Welt zu schaffen, setzt sie ihre Angriffe präziser und nimmt der bedrohlichen Schlange den Kopf. Man soll ja den Tag nicht vor dem Abend loben, aber vielleicht wäre sie doch keine so schlechte Option für den unbequemen Thron.

Bosslady ♥ © HBO

Nun kommen wir aber zum zentralen, epischen Zeug der neunten Folge: Winterfell! Tja, wo soll ich anfangen? Bei der genialen Inszenierung? Bei der unerträglichen Spannung? Bei der Tatsache dass uns vorher gesagt wird, wie die Schlacht ausgehen wird, und wir trotzdem mitfiebern? Oder vielleicht damit, dass die "Guten" endlich mal gewinnen? Auch wenn, theoretisch betrachtet, nun alle wieder da stehen, wo sie die Serie begonnen haben? Klar, mit deutlich mehr Wissen und Erfahrung, mit einer besseren Ausgangslage. Erwachsener, reifer. Doch der finale Schlag, um dorthin zu gelangen, der fiel wirklich grandios aus.


"Battle of the Bastards" geht dabei zunächst einen für die Serie ungewöhnlicheren Weg. Noch vor der Schlacht lernen wir, wer die Episode auf keinen Fall überleben wird: Ramsay, weil es jetzt auch einfach mal genug mit ihm ist. Und Rickon, weil er die größte Bedrohung für Ramsay ist. Der aus Ramsays Perspektive einzige noch lebende, legitime Sohn von Eddard Stark. Nun ist Rickon als Charakter niemals auch nur ansatzweise ausgeformt gewesen, sonst wäre sein Ableben wohl um einiges unerträglicher gewesen. Dass es ausgerechnet Sansa ist, die ihren kleinen Bruder noch vor Schlachtbeginn abschreibt, zeigt, wie sehr sie sich entwickelt hat, wie viel sie von Littlefinger und den anderen Mächtigen um sich herum gelernt hat.

"Prometheus by Bolton/Stark" © HBO

Ganz im Gegensatz zu Jon, der sich von Emotionen leiten lässt und so geradewegs in eine Falle rennt. Vorher finden natürlich noch die obligatorischen Gespräche aller wichtigen Figuren statt. Tormund und Davos dürfen sich unterhalten. Jon bittet Melisandre, ihn dieses Mal nicht zurückzuholen. Einen Wunsch, dem sie ihm nicht gewähren will. Sansa erklärt, dass sie sich umbringt, bevor sie Ramsay wieder in die Hände fällt. Und sie macht ihrem Missfallen laut, dass Jon sie kein einziges Mal zu Rate gezogen hat. Denn im Gegensatz zu ihm kennt sie Ramsay, sie weiß wie er tickt. Doch Jon unterschätzt seine Schwester. Sie sagt nichts über einen möglichen Eingriff der Knights of the Vale in die Schlacht. Vermutlich, weil sie selbst nicht sicher war, ob die tatsächlich ankommen würden. Sicherlich aber auch, weil Jon, hätte er davon gewusst, auf das Eintreffen gewartet hätte. Den Braten hätte selbst Ramsay gerochen, und die Schlacht wäre anders ausgegangen, weil auch er seine Männer zurückgehalten hätte. Sicher, so sind eine Menge Menschen gestorben, auf beiden Seiten. Aber diese Runde geht an #TeamStark.

Schlecht, ganz schlecht. © HBO

Das Gefecht selbst ist wundervoll inszeniert, ich bin mir ziemlich sicher dass es im Serien- und auch im Filmbereich nichts Vergleichbares gibt. Natürlich geht Ramsay nicht auf Jons Angebot eines Zweikampfes ein, stattdessen lockt er Jon in eine Falle. Es ist der schnellen Reaktion von Davos zu verdanken, dass im genau richtigen Moment beide Frontlinien um Jon herum aufeinanderprallen. Wir erleben den Kampf größtenteils aus seiner Sicht, und es ist herrlich chaotisch. Jon hat unverschämt viel Glück, hauptsächlich wird aber deutlich, dass in einem solchen Gemetzel einfach kaum jemand weiß, was er eigentlich macht. Und dann schafft Miguel Sapochnik es, dass wir doch Zweifel bekommen. Während sich die Sterbenden und die Toten am Rand des Schlachtfeldes, dort wo sie aufeinandergeprallt sind, stapeln, geht Jon zu Boden, wird in den Matsch getrampelt. Die Verwundeten stapeln sich über ihm, es wird dunkel, er kriegt keine Luft. Andernorts wird seine Armee von einem abartig fiesen Manöver seitens der Bolton-Armee eingekesselt. Es sieht nicht gut aus.

Und so ruiniert man sich den Tag. © HBO

Rettung kommt durch Littlefinger und die Knights of the Vale. Zum wiederholten Male wird eine Schlacht durch eine seitlich einreitende Kavallerie entschieden, aber egal. Es sieht episch aus. Tormund schafft es zwischenzeitlich noch, Lord Umber die Kehle durchzubeißen (ich liebe ihn dafür und ich werde ausrasten, sollte er jemals sterben). Und zum ersten Mal huscht der Zweifel über Ramsays Gesicht und er zieht sich in das Schloss zurück. Doch Jon und Tormund folgen ihm, und sie haben einen Vorteil namens Wun Wun dabei. Während Ramsay sich also sicher ist, dass er ewig hinter den Mauern der Festung aushalten kann, reißt Wun Wun das Tor einfach nieder. Die restlichen Soldaten sind schneller Geschichte, als sie gucken können. Ramsay tötet den Riesen (hab ich erwähnt, wie sehr ich ihn verabscheue?), und dann kommt es zum Showdown zwischen ihm und Jon.

Hach, ohne Worte. © HBO

Und glaubt mir, bei jedem Pfeil, der Jons Schild traf, bin ich heftig zusammengezuckt. "Hält der Schild stand? Mit wie viel Kraft schlägt ein solcher Pfeil ein? Hat Ramsay noch ein Ass im Ärmel?" Meine Gedanken rasten. Doch Ramsay hat kein Ass im Ärmel, stattdessen hat er recht schnell ein Schild im Gesicht kleben. Jon lässt seiner Wut freien Lauf und prügelt auf Ramsay ein, als gäbe es kein Morgen. Doch inmitten von all dem Dreck und dem Blut taucht Sansa auf: Schneeweiß, makellos. Und Jon merkt: Ramsay gehört nicht ihm. Der letzte Schlag gehört Sansa. Und sie zahlt Ramsay heim, was er ihr und unzähligen anderen angetan hat. Seine liebste Waffe, nämlich seine Hunde, werden zu seinem Untergang. Noch ein letzter, billiger Tiefschlag in Sansas Richtung, dann ist er Geschichte. Das, was fast alle von uns sehen wollten. Doch die Kamera fokussiert auf Sansa, wie sie im mittlerweile typischen "Stark-Kinder-entfernen sich siegessicher-vom-Ort-des-Geschehens" Gang von dannen zieht. Der leiseste Hauch eines Lächelns zieht über ihr Gesicht.


Nach wie vor gewinnen also, jedenfalls bis auf wenige Verluste, in dieser Staffel die "Guten". Mal sehen, wie lange dieser Siegeszug noch anhält. Kommende Woche dürfte es dann vor allem in Kings Landing spannend werden. Dort hat Cersei mittlerweile so ziemlich alle gegen sich, beinahe könnte man sie und ihren Zombiemountain auch schon zu den Guten zählen. Jedenfalls im Vergleich mit dieser Sekte, die wie eine Pest um sich greift. Es bleibt also spannend.


Notizen aus dem goldenen Buch

So wie Dany am Ende der dritten Staffel. © HBO

Bonusrunde weil wunderschön. © HBO

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