Sorgfältig gestaltet und formal präzise, stellt sich Leonardo di Costanzo bewusst gegen die Sensationslust typischer True-Crime-Stoffe. Zurückgenommene Musik, sonnige Ausleuchtung und warme Holzfarben setzen auf leise Trauer und vorsichtige Hoffnung. Statt Spannung durch Handlung zu erzeugen, zeichnet es das enge, beinahe erstickende Innenleben seiner Protagonistin. Deren Charakterisierung bleibt trotz Ronchis komplexer Darstellung gefangen in einander überlagernden männlichen Perspektiven. Hinter dem ausgestellten humanistischen Ansatz zeigen sich ein unangenehmes kunsthandwerkliches Kalkül und fragwürdige akademistische Konzepte moralischer Überlegenheit.