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"Greyzone: No Way Out" - Staffel 1 - Kritik

von Thomas Repenning

Es ist eigentlich unsagbar traurig, dass wir nach unzähligen Jahren des Terror-Genres (egal ob Film und Fernsehen) immer noch eine sehr starke Aktualität beim Weltgesehen besitzen und sich nichts gesellschaftlich geändert hat. Mehr noch: Die Technologisierung sowie die Veränderungen Europas liefern immer wieder neue Motive, um dem Genre Neues hinzuzufügen. Genau hier knüpft unterdessen die neue Thriller-Serie Greyzone: No Way Out an, die als Mischung aus brutalem Psychoterror à la Home Invasion gemischt mit Terror-Verfolgung wie in Homeland – nicht umsetzt wird die Serie der Regisseure Jesper Nielsen, Fredrik Edfeldt und Jörgen Bergmark als skandinavisches Homeland bezeichnet – ihre Figur Victoria Rahbek (Birgitte Hjort Sørensen) in ein bitteres moralisches Dilemma stürzt. Was folgt ist eine spannende Serie rund um Verantwortung, Gerechtigkeit und Freiheit. Jedoch gehört auch dies dazu: Greyzone ist in gewisser Weise sehr klassisches und bedient sich trotz Innovationen vieler Klischees um sein Ziel zu erreichen. Leider

Story

Als die schwedische Polizeibeamtin Eva (Tova Magnusson) einen verdächtiger Lastwagen aus Dänemark im Hafen von Gothenburg kontrolliert, macht sie eine schreckliche Entdeckung - einen voll einsatzfähigen Raketensprengkopf. Eine dänisch-schwedische Anti-Terror-Einheit unter der Leitung von Eva und dem dänischem PET-Offizier Jesper (Joachim Fjelstrup) wird einberufen, um das Motiv hinter dem Fund und die Gefahr eines möglichen Terroranschlags einzuschätzen. Während einer Geschäftsreise in Frankfurt trifft die Software-Ingenieurin Victoria (Birgitte Sørensen) auf den attraktiven und intelligenten Reporter Iayd (Ardalan Esmaili). Sie stimmt einem Interview zu, aber was eine harmlose Unterhaltung über ihre Arbeit sein sollte, wandelt sich zum Bedrohlichen, als Victoria und ihr Sohn Oskar als Geiseln in ihrem eigenen Haus genommen werden. Iyad legt seine Hintergründe offen: Er ist Teil einer Terrorzelle, die einen Angriff irgendwo in Skandinavien plant. Als Ingenieurin bei einem führenden Drohnenhersteller ist Victoria für Iyad und seine Komplizen ein wichtiges Puzzlestück, um ihren Angriff durchzuführen ...

Kritik

In erster Linie ist Greyzone wirklich ambitioniert: Während zu Beginn – recht differenziert – der Terror aufzieht und mit Victoria Rahbek (Birgitte Hjort Sørensen) eine völlig Unbeteiligte in einen Strudel aus Gewalt, Terror und Spionage gerät, folgt danach gut erzählter und pointierter Psychoterror gemischt mit vielen Szenen und Kulissenwechseln die immer wieder neue Drehorte offenbart. Der Home Invasion Aspekt ist dabei wohl der spannendste. Zwar routiniert erzählt, wird hier eines der Kernpunkte des Genres offenbart: Der überraschende Terror, zu jeder Zeit, überall und damit verbunden eine Angst, die vor allem irrationaler Natur ist – aber allgegenwärtig erscheint. Für so eine Herangehensweise bedarf es natürlich auch einer bedrückenden Stimmung sowie Darstellern, die jedwede Charakterisierung übertragen kann. Und hier kann Greyzone nicht immer gänzlich überzeugen. Selbst Birgitte Hjort Sørensen – die wirklich gut und engagiert spielt – schafft es nicht immer alle Facetten ihrer Figur nachvollziehbar auf den Zuschauer zu übertragen. Zu sehr setzt die Serie im Kern auf bekannte Motive und auch Klischees.

Dies wird schon im Aufbau deutlich: Natürlich wartet am Ende des glorreiche Happy End auf den Zuschauer, natürlich wird am Ende der Terror kurz vor knapp gestoppt. Eine richtige Aufarbeitung bleibt hier ebenso fern wie etwas wirklich Neues im Genre. Das ist schade, denn die Ausgangslage hätte dies durchaus möglich gemacht. Und auch die Inszenierung ist zwar ruhig, besonnen, spannend und gut, aber niemals wirklich herausragend. Solide wird eine Thriller-Serie erzählt, die Genre-Fans mitnimmt, aber eben nur kurzweilige Unterhaltung bietet. Und dennoch: Umso länger der Zuschauer den Ereignissen von Greyzone folgt, umso mehr wird man in die doch sehr komplexe Handlung gezogen. Hier wäre aber noch deutlich mehr möglich gewesen.

Fazit

Greyzone - seit dem 17.10.2018 dank Edel Germany GmbH im Handel - ist im Kern eine sehr ambitionierte Thriller-Terror-Serie, die gerade zu Beginn durch ihre überraschende Geiselsituation zu überzeugen weiß. Was folgt ist eine Tortur durch verschiedene Länder, eine intensive Frage rund um Freiheit und ein Kampf gegen den Terror, der zwar spannend und gut erzählt ist, aber auch oftmals klischeehaft und bekannt. Etwas mehr Mut und Kreativität hätte der Serie nicht geschadet. Dennoch bekommen hier Genre-Fans gute Unterhaltung geboten, die kurzweilig und unterhaltsam ist und zudem eine neue Perspektive auf Skandinavien eröffnet.

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