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Flimmerkiste: JFK - Tatort Dallas

von Sascha Wuttke

Wenn sich Stones Politthriller dem Thema hingibt, ist Garrison und sein Ermittlungsstab im Fokus der Erzählung, und hier geht es visuell klassisch und behände zu Werke. Das Letterboxbild sorgt zwar für cineastisches Feeling, ist farblich anregend gestaltet worden und verwendet sogar ein wenig den Weichzeichnereffekt, aber sonst gibt es rein gar nichts, das man als beeindruckend im Gedächtnis behalten würde.

Erst wenn die Aufarbeitung des Mordes einsetzt, wandelt sich der Film von der grauen Maus zum pompösen Pfau. Plötzlich gewinnt der Film an Dynamik. Nun werden zackige Schnitte gesetzt, Flashblenden, gewagte Kameraeinstellungen, gemixt mit Archivbildern und explodieren zu einer wahren Bilderflut, denen man selbst beim zehnten Mal Anschauen Details entlocken kann. Oft werden dabei die Darsteller zum Erzähler im Off umfunktioniert. Dadurch erhalten die Szenenabläufe etwas Hypnotisches, bei denen man jedoch lieber versucht sein sollte, konzentriert dem Inhalt zu folgen als sich von ihnen treiben zu lassen - und das ist auch nicht die Absicht des Films, einfach nur mit technischen Kapriolen zu beeindrucken. Oliver Stone nutzt die Stilistik schlichtweg dafür, dem Thema die Trockenheit zu entziehen.

Wer sich gerne Dokus anschaut, weiß sehr wohl, dass die Aneinanderreihung von Fakten gegen Ende nicht gerade den Grad des Interesses fördert, und irgendwann ist man pappsatt. Stone nutzte die cineastischen Mittel, um eben dies zu verhindern. Klar sind drei (oder auch vier) Stunden eine Menge Zeug, das es zu verdauen gilt, aber wer sich auf den Film hat einlassen können, wird ihn mit Sicherheit noch mehrmals betrachten wollen, weil man eben nicht alles in sich aufsaugen konnte. Die Cuts sorgen dafür, dass sich die Aufnahmefähigkeit des Gehirns eines Menschen an bewusste Grenzen stößt, und wer sich nicht nur unterbewusst damit abgeben will, sollte eben noch mehrmals drei bis vier Stunden investieren.

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