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Wunderlich

Kritik von Wunderlich

Gesehen: Januar, 2014

Diese Kritik enthält Spoiler.

Martin Scorsese gehört mit Sicherheit zu den Besten seines Faches. Dabei ist besonders die Bandbreites seines Könnens beachtlich. Egal ob feines Biopic wie Aviator, klassische Thriller wie Casino oder Good Fellas oder zuletzt der märchenhaftschöne Hugo Capret – Scorsese kann so ziemlich alles inszenieren. Dass er dabei erst 2007 für Departed den lange überfälligen Regieoscar erhielt und dies nicht mal für seinen besten Film stört dabei nun wenig. Mit The Wolf of Wall Street drehte nun Scorsese erneut ein Biopic, diesmal jedoch über den pompös berauschenden Aufstieg und Fall eines Börsenmaklers. Allerdings ist dabei nicht klar in welche Richtung Scorsese nun geht. Denn der Film punktet diesmal mit enorm lustigen und unterhaltsamen Sequenzen, anderseits auch mit schauderhaften Abgründen die selbst in Horrorfilmen gut aufgehoben werden. Jedoch inszeniert Scorsese den knapp dreistündigen Film als hypnotisierende Bilderschau mit herausragenden Schauspielern. Sein bester Film ist dem Altmeister jedoch auch dieses Mal nicht geglückt. Aufstieg und Fall mit Drogen und Sex The Wolf of Wall Street ist nach fast schon klassischem Muster erzählt. Es gibt den typischen Ich-Erzähler, der auch mehrfach die vierte Wand durchbricht, der uns seinen raketenhaften Aufstieg und seinen ebenso bitteren Fall miterleben lässt. Der Film ist dabei jedoch nicht so vorhersehbar wie man zunächst glauben mag. Dies hängt jedoch weniger mit dem ausgefuchsten Drehbuch als viel mehr damit zusammen, dass die eigentlich Geschichte erst im dritten Akt stattfindet. Erst mit dem charmant unterkühlten Kyle Chandler als FBI-Agent entfalten sich die Konflikte. Vorher gibt es Sex, Geld, Drogen und eine Orgie nach der nächsten. Scorsese inszeniert das Leben von Jordan Belfort als eine einzige wilde Sexparty mit lauter Musik und skurrilen Einfällen. Sofern auch nur ein Kern dessen stimmt, was uns dort auf der Leinwand präsentiert wird, ist dies bereits schon eine beängstigende Vorstellung. In den ersten Akten des Films trumpft Scorsese jedoch mit einer Bilderflut nach der nächsten auf. Hier entfaltet der Film seine volle Wirkung und rockt so ziemlich alles in den Boden, was sich ihm in den Weg stellt. Handwerklich sind dabei besonders die Übergänge von Bild und Ton sowie dessen Komposition zu beachten, die Scorsese meisterhaft beherrscht. Hin und wieder haben sich jedoch auch Längen eingeschlichen. Über die komplette Distanz gesehen ist The Wolf of Wall Street doch etwas zu lang geraten und der eine oder andere Drogen- und Sextrip hätte besser zu Gunsten von Kompaktheit aufgegeben werden sollen. Für sich genommen ist jedoch Stelle exzellent und hat ihren eigenen Charme. Zwischen Sympathien und Abneigung Obwohl diese zahlreichen dekadenten Partys allesamt hervorragend gespielt und inszeniert sind, wird der Film erst zum Ende hin überdurchschnittlich gut. Hier finden sich zum einen die vielleicht lustigste Szene der letzten Jahre, wenn DiCaprio als Jordan Belfort verzweifelt versucht in ein Auto einzusteigen, und zum anderen der dramatische Kern der Handlung. Erst hier blüht auch DiCaprio richtig auf und zeigt sein ganzes Können. Bereits vorher wusste er mit traumtänzerischer Eleganz und purem Wahnsinn zu überzeugen, aber erst der ergreifende Zusammenbruch macht seine Darbietung erst zu einem Klassiker. Zudem ist die bemerkenswerte Gradwanderung zwischen den Sympathien und der totalen Abneigung die man zu Jordan Belfort miterlebt ebenso mitreißend wie faszinierend gespielt. Interessanterweise beherrscht es DiCaprio ebenfalls gut, sich zurückzunehmen und seinen kuriosen Nebendarstellern das Feld zu überlassen. Etwa der abgedrehte Matthew MacConauhey der zu Beginn eine tolle Show abliefert, Cristin Milioti als leidenschaftliche Ehefrau oder Rob Reiner, der als cholerischer Vater mehr als nur einen Lacher stehlen kann. Leider verschwinden diese Figuren auch oft sehr schnell aus der Geschichte und sind für ein paar kurze Momente gut. Lediglich Jonah Hill und Margot Robbie wird mehr Platz eingeräumt, denn beide jedoch auch hervorragend nutzen und so DiCaprio auch richtig fordern. Hill ist dabei mehr für die kuriosen und komischen Moment zu haben und Robbie sowohl für den nötigen Sexappell als auch für den emotionalen Kern. Leider geschieht die fanatische Zuwendung zu den Kindern von Belfort etwas zu schnell und unglaubwürdig. Hier greift jedoch erneut DiCaprios mitreißende Darstellung, die dies locker überspielt. Die Show des Leonardo DiCaprio Letztendlich ist The Wolf of Wall Street nicht der beste Film von Martin Scorsese geworden. Besonders die ersten eineinhalb Stunden ist zwar unterhaltsam aber auch mit viel Füllmaterial ausgestattet. Erst in der letzten Stunde und mit der eigentlichen Handlung kommt der Film wirklich ins Rollen und kann voll Punkten. Das soll jedoch nicht verdecken, dass es zu jedem Zeitpunkt die große Show des Leonardo DiCaprio ist, der mit beherztem Schauspiel auf dramatischer und komödiantischer Ebene überzeugt als auch mit feinem Gespür für Zurückhaltung. Möglicherweise ist es sogar die beste DiCaprio Darbietung die es je in einem Scorsese Film gab. Darüber hinaus ist der Film ein wahres Füllhorn und brillanten Einzelszenen und Sequenzen und als bombastische Party inszeniert. Hinter all den zahlreichen Lachern und Kuriositäten verbirgt sich jedoch ein wahrhaft gruseliger Kern, der dem Zuschauer mehr als einmal einen kalten Schauer über den Rücken laufen lässt.

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