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Tomofan

Kritik von Tomofan

Gesehen: Mai, 2018

Wenige Motive stehen dermaßen repräsentativ für Amerikas hässliche Fratze wie die hochstilisierte Vorstadt. Das blütenweiße Ideal, welches in Werbung, Filmen und anderen Massenmedien en masse propagiert wird, wurde in ähnlichen Unmengen bereits kritisiert, seziert und verteufelt. Ein Name, der wohl für immer und ewig mit diesem entlarvenden Blick hinter die piekfeinen Kulissen verbunden bleibt, dürfte "Todd Solondz" sein. Der umstrittene Regisseur scheint es sich zur Lebensaufgabe gemacht zu haben, mit messerscharfen Adlerblick hinter die Maskerade der suburbanen Welt zu blicken, um sie fein säuberlich zu filetieren. 

Sein bekanntester Film ist die 1998 erschienene Zerreißprobe Happiness sein, welche auf unvergleichbar unangenehme Weise in das Vorstadtglück von New Jersey eindringt. Bereits nach der ersten Sequenz müsste so ziemlich jedem Zuschauer klar sein, dass der Titel kaum ironischer sein könnte und das versprochene Glücksgefühl nur dann an die Oberfläche tritt, wenn einer der Charaktere den Bezug zur Realität verliert. In mehr oder weniger lose verbunden Episoden aufgeteilt, bietet Happiness fragmentarische Einblicke in das Leben der amerikanischen Mittelschicht und deckt dabei ein breites Spektrum unterschiedlichster Figuren ab, die sich nicht im geringsten davor scheuen, ihre moralisch-kruden Ansichten oder sexuellen Präferenzen vor der Linse zur Schau zu stellen. In gewisser Weise trifft sich hier der Exhibitionismus der Charaktere mit dem Voyeurismus des Zuschauers. Todd Solonz scheint den Zuschauer zu verstehen und reizt einige unerträgliche Szenen nahezu suspenseartig aus, um das Publikum in seinen eigenen Gedankengängen zu manipulieren. 

Das wirklich Perfide und Unerträgliche liegt in Happiness aber eher darin, dass er die Taten seiner Charaktere in keinster Weise durch einen dramaturgischen Aufbau relativiert. Stattdessen pfeffert Todd Solondz dem Zuschauer ein magenumdrehende Szene nach der anderen mit einer unsagbar diabolischen Beiläufigkeit entgegen. Die wohl einzige Konstante in diesem unbarmherzigen Querschnitt der Vorstadt ist das einlullende kitschige Gedudel, welches verzweifelt versucht, die Ideale des amerikanischen Selbstverständnisses aufrechtzuerhalten. 

Ob es nun das Lachen oder doch die eigene Kotze ist, die einem im Halse stecken bleibt, Todd Solondz ist ein Meister darin, seine Filme mit feinstem schwarzen Humor zu würzen.

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