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Stu

Kritik von Stu

Der Mexikaner Guillermo DelToro ist bekannt für seinen eigenwilligen, phantastischen Stil. Egal ob Monster-Horror („Mimik“), Vampir-Action („Blade 2“), schauriges Märchen („Pans Labyrinth“) oder höllischer Superheld („Hellboy“), allen seinen Filmen gab er eine ganz eigene, individuelle Handschrift, doch auch wenn er gerne und oft dem Spektakel frönte, das Gefühl einen Blockbuster aus der Traumfabrik zu sehen, stellte sich – gottseidank – nie wirklich ein. Doch nun mit „Pacific Rim“ darf sich DelToro nach dem Ausstieg aus dem Mammut-Projekt „The Hobbit“ auch einmal an großen CGI-Effekten, millionenteuren Chaos und großen Pathos versuchen und um eines bereits jetzt klar zu machen, „Pacific Rim“ ist großes, nicht sonderlich cleveres Popcorn-Kino, welches unter der Führung eines anderen Regisseur gewiss zum Scheitern verurteilt wäre, doch DelToro gelingt es spielend aus dem gigantomanischen Kampf Riesenroboter gegen Monsterkollos den bis jetzt besten Blockbuster des Jahres zu machen und das schönste daran, der Film trägt eine individuelle Handschrift. Die eines Kindes. "Pacific Rim“ macht bereits von Beginn an klar, dass die Realität, die zuletzt vom bräsigen „Man of Steel“ verbittert als Aufhänger genutzt wurde, hier Pause hat. Hochhausgroße Kreaturen aus einem Dimensionsportal am Grunde des Ozeans? Ja, das ist unreifer Blödsinn und dieser wird ohne ironische Seitenhiebe genutzt. Fantasy ist Trumpf! DelToro vertraut zum einen auf die Einfachheit der Handlung und lässt diese den Film bestimmen, wobei die eigentliche Antriebskraft von „Pacific Rim“ der infantile Spaß am Spektakel ist. Es scheint fast so als ob hier die Imaginationen eines Kindes auf der Leinwand zu bestaunen sind. DelToro malt mit satten Farben und errichtet mit technisierten Bauklötzen ein Grundgerüst simpelster Prämisse, welches dafür eine Faszination inne hat, die sonst eben nur Kinder haben. Das kann man lächerlich, enttäuschend oder einfältig finden, aber eben auch mitreißend und anziehend. Wenn sich die massiven Maschinen den gnadenlosen Kaiju in den Weg stellen, dann entfacht DelToro einen krawalligen Zauber aus Zerstörung und Technik, Physis und Staunen. Dem gegenüber steht allerdings eine Dramaturgie die all zu leicht ins Schleudern kommt. Wenn die Jaeger-Mechs eine effektive Waffe erst dann einsetzen, wenn es gerade spannungstechnisch passt oder warum einige der Milliarden teuren Weltenretter Rettungskapseln haben und andere wieder nicht wirkt gewiss mehr als nur einmal seltsam und steif konzipiert, aber die Welt um diese Makel bleibt dennoch pulsierend, ein lebendiger Ort direkt aus der Phantasie eines Achtjährigen, der mit einem Lego-Baukasten sein eigenes Reich, sein eigenes Abenteuer entwirft und nachspielt. Dieser Achtjährige ist Guillermo DelToro. Die Frage die sich stellt ist, ob man bereit dafür ist sein eigenes, inneres Kind zu wecken. Einen Versuch sollte es aber wert sein. Zugegeben, dieses Kind spart nicht mit Pathos, dafür aber mit Patriotismus. „Pacific Rim“ sind Nationen genauso schnurz wie Realismus. Erfrischend. Genau wie das detailverliebte Design. Obwohl die Schlacht Mensch gegen Monster ein einziger CGI-Rausch aus den Hochleistungsrechnern der SFX-Firmen ist, wirkt es dennoch greifbar, auch wenn ein Jaeger mit einem Öltanker als Waffe einem Kaijun den Scheitel zieht. DelToro gelingt es nämlich die Größe und Masse der kämpfenden Kontrahenten jederzeit so herrlich übertrieben und dennoch verständlich darzustellen, das „Transformers“-Spezi Michael Bay von ihm lernen sollte. Wirken bei Bay die Scharmützel eher artifiziell und mickrig, trotz der Größe der kämpfenden Partein, protzt „Pacific Rim“ mit wahrem, herrlich übertriebener, technisierter Hypersomie, der sich auch in der Kampfgeschwindigkeit der Jaeger zeigt. Schnelle Aktionen und flinke Bewegungen gibt es hier nicht. Wenn eine Stahlfaust mit der Größe eines Tagebaubaggers auf die Panzerung eines Kaijun trifft, dann ist das langsam aber auch unglaublich wuchtig und gibt den Kämpfen sogar etwas, was bis jetzt im Blockbusterjahr 2013 deutlich zu kurz kam: Spannung und Intensität. Das Gefühl, dass es hier wirklich um etwas geht ist jederzeit spürbar. Dem Gegenüber steht das Design. Trotz seines modernisierten, digitalen Kerns wirkt „Pacific Rim“, genau wie der Jaeger mit dem Held Raleigh (Charlie Hunnam, „Sons of Anarchy“, „Cold Blood“) unterwegs ist, eher analog. Guillermo DelToro setzt viel auf Feinheiten und es gelingt ihm sogar eine Art Cyperpunk-Ästhetik herzustellen. High-Tech-Uhren im Radiowecker-Look oder Anzüge die aussehen wie eine Mischung aus Astronaut und schwarzer Ritter mögen für den einen gewiss befremdlich wirken, es ist aber auch ein Zeichen für die Detailliebe und –Versessenheit des Produktion. Schade, dass dieser Aufwand nicht für den 3D-Effekt genutzt wurde. DelToro, der „Pacific Rim“ ursprünglich im klassischen 2D-Gewand präsentieren wollte, musste sich doch Warner Bros. beugen und so erstrahlt die infantile Robo-gegen-Ungeheuer-Welt in ödem, konvertierten wenig dreidimensionalen Bildern. Ähnlich wie bei „Star Trek Into Darkness“ wissen die ersten Minuten zu Gefallen, doch danach ist das Gimmick nicht mehr als kaltschnäuzige Geldmacherei. Ein krasses, kapitales Kontrastprogramm zur Leidenschaftlichkeit von „Pacific Rim“. „Pacific Rim“ ist ein Film, der den geneigten Zuschauer wieder zum Kind werden lässt. Großes Spektakel in einer realitätsfremden Welt, voller krachender Action und Faszination aus Gigantomanie und Phantasie. Dumm? Ja, sehr sogar, aber eben auch mit einem ganz besonders Gefühl versehen. Ein Gefühl, dass hier kein Marketingstratege oder Erfolg-nach-Plan-Regisseur am Werk war, sondern ein gewisser Guillermo DelToro, der in diesem mauen Blockbuster-Sommer Hollywood etwas wunderschönes zurückbrachte: den Mut Träume auf die Leinwand zu bannen, auch wenn dieser Traum letztlich nur großer Krawall ist und aus dem Kopf des achtjährigen Jungen kommt, den DelToro in sich trägt. So gesehen ist „Pacific Rim“ eine Liebeserklärung an das Kind im Manne. Wunderschön.

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