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Smooli

Kritik von Smooli

Gesehen: August, 2017

Das war tatsächlich aus reinem Zufall ein perfektes Double Feature. Bunuels „Das goldene Zeitalter“ (60 Minuten, von 1930, s/w, Tonfilm) und Dingenskirchens „Mr. Nobody“ (138 Minuten, von 2009, Farbe, Tonfilm). Ich probiere mal, beide Filme in einem Text zu bearbeiten. Und das vor allem mit Hinblick auf eine Eigenschaft. Bunuel schafft es in seinem ersten Langfilm, durch metaphorische Szenen, den Blick und Verstand des Zuschauers auf ein das ungezeigte große Ganze zu lenken. Van Dormael schafft es, durch die totale Verschachtelung seines Filmes den eigentlichen Inhalt des Werkes zu kaschieren und den Zuschauer allein auf weiter Flur stehen zu lassen. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn der Zuschauer, wie bei Bunuel, Denkstoff hätte, mit dem er die Leere füllen könnte. „Mr. Nobody“ tritt in die Leere ein, füllt sie mit einer Flut an Informationen, die sofort verpuffen, wenn die nächste Information kommt. Sobald der Abspann rollt, bleibt nichts mehr vom eigentlichen Film vorhanden. Welche der drei Frauen bekommt Nemo denn nun eigentlich? Das ist mir doch scheißegal. Zugegeben, visuell ist bei „Mr. Nobody“ einiges los und da beeindruckt der Film auch nach allen Regeln der Kunst. Problematisch wird es dann, wenn - erneut im Vergleich - Bunuel in seinen besten Zeiten das Bild mit seinem Inhalt im Superlativ verschmilzt und Van Dormael einfach nur geleckte Bilder hat. Inhaltlich kränkelt „Mr. Nobody“ daran, dass er eigentlich komplizierte philosophische Phänomene behandeln möchte - und dies mit Klischee-Szene um Klischee-Szene tut. Das ist dann schlicht und ergreifend schmerzhaft und spielt der mangelhaften Schauspielführung in die Karten, die vor keinem, außer vor Jared Leto, Halt zu machen scheint. Und während „Mr. Nobody“ auf knapp 140 Minuten nichts erzählt bekommt, bekriegt Bunuel in 60 Minuten die ganze christliche Welt, die Oberschicht, die Aristokratie, die Unmenschlichkeit der Religion und all die verklärten und sentimentalen Wimmerer. Und das tut der Spanier scheinbar nebenher - zwar mit innigster Wut und Frustration - aber auch mit wunderbarem Humor (Wilder guckt ab), Sinn für Ästhetik (Refn kopiert sogar) und der zwingenden Stringenz für sein Anliegen. Stringent ist bei „Mr. Nobody“ nichts, dafür wird ganz klug über die String-Theorie gefaselt. Intellektuelles Gelaber, das sich im Gleichzug mit billigsten 0815-Szenarien selbst ins Bein schießt. Deshalb kriegt der eine Film auch 7 Punkte (mit Zug nach oben) und der andere 4 (mit Zug nach unten).

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