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Malinche

Kritik von Malinche

Gesehen: Januar, 2010

Mut, Trotz, Exzentrik? Es mag viele Gründe geben, warum ein Regisseur sich im Zeitalter des 3D-Kinos und atemberaubender visueller Effekte für einen klassischen Stop-Motion-Film entscheidet. Wes Anderson hat es getan – und mit »Fantastic Mr. Fox« zwei Oscarnominierungen eingefahren. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Kinderbuch von Roald Dahl. Erzählt wird die Geschichte von Mr. Fox (George Clooney), einem gerissenen Fuchs, wie er im Buche steht. Nichts liebt er so sehr wie das nächtliche Plündern der benachbarten drei Farmen. Doch seiner Frau Felicity (Meryl Streep) zuliebe hat er diesen gefährlichen Beruf an den Nagel gehängt und ernährt seine Familie jetzt als Zeitungsreporter. Ganz kann er seine Abenteuerlust auf die Dauer aber nicht verleugnen, gemeinsam mit dem nervösen Opossum Kylie (Wallace Wolodarsky) macht er sich auf zu neuen Raubzügen. Und ahnt nicht, was er damit hinauf beschwört: Die drei Farmer Boggis, Bunce und Bean sinnen auf Rache und rücken dem Fuchsbau mit Baggern und Sprengstoff zu Leibe, der Haussegen bei Foxens hängt schief und auch die Tiere aus der Nachbarschaft sind mehr als pikiert, dass auch sie Opfer der menschlichen Zerstörungswut werden. Das Ganze ist Mr. Fox mehr als unangenehm. Aber er ist der fantastische Mr. Fox, und so hat er natürlich immer noch eine fantastische Idee … Es ist kein reiner Kinderfilm, den Wes Anderson da abgeliefert hat, und es ist weit mehr als ein cartoonartiges Kräftemessen zwischen Fuchs und Farmer. So simpel die Puppen aussehen, denen per Stop-Motion Leben eingehaucht wird, so liebevoll sind ihre Charaktere herausgearbeitet. Allen voran Mr. Fox, ein mitreißender Charmeur und Selbstdarsteller, der einfach nicht über seinen Schatten springen kann: Zu reizvoll ist das Verbotene, und sein Weg ist die Flucht nach vorne. Das macht »Fantastic Mr. Fox« letztendlich zu einer Geschichte über Identität und die Suche nach ihr. Nicht nur Mr. Fox stellt sich diesem Problem, auch sein Sohn Ash (Jason Schwartzmann) ist während des ganzen Films auf der Suche nach seiner persönlichen Stärke, nach einem Weg, den gerissenen und erfolgreichen Vater zu beeindrucken … und scheitert doch immer wieder vor dem Vergleich mit seinem viel zu perfekten Cousin Kristofferson (Eric Chase Anderson). Was sich in den vier Wänden der Familie Fox abspielt, ist stellenweise zutiefst menschlich – die Figuren wissen darum, tragen Kleidung und lesen Zeitung, doch ebenso wissen sie um ihre Kondition als wilde Tiere. Wie weit, wie lange kannst du dein eigenes Wesen verleugnen? Und wie erfolgreich kannst du damit sein? Das mag letztlich die Frage sein, die »Fantastic Mr. Fox« aufwirft. Visuell fällt der Film eben durch seine Machart aus der Reihe. Da sind die – in liebevoller Handarbeit hergestellten – Tierpuppen, da ist die Kulisse, warme Gelb- und Brauntöne herrschen vor, das macht eine freundliche, warme Atmosphäre. Auch wenn die Bewegungsabläufe der Figuren recht gelungen und natürlich wirken – das Szenenbild hat nie den Anspruch, die Illusion von Realität zu erwecken, mehr zu sein, als es ist. Und auch, wenn es so ein wenig dauert, bis man sich in die spezifische Mr. Fox-Optik eingesehen hat: Der Verzicht auf ausgefeilte Animationseffekte und Hintergründe tut der Story und den Charakteren gut. Man mag »Fantastic Mr. Fox« vorwerfen, mit der angewandten Produktionstechnik billig auszusehen. Was den Cast angeht, muss sich der Film aber jedenfalls nicht verstecken, schließlich leihen keine geringeren als George Clooney und Meryl Streep dem Ehepaar Fox ihre Stimmen, und auch der Rest des Casts kann sich sehen lassen – beziehungsweise hören. Teilweise turnten die Schauspieler selbst in Scheunen und auf Farmen herum, um einen möglichst authentischen Klang zu erzielen. Und das klingt gut so. Ein weiterer Pluspunkt ist die Musik, die zu Recht mit einer Oscarnominierung gewürdigt wurde. Mal sind die Rolling Stones, mal die Beach Boys zu hören, aber letztlich sind es die Themen von Alexandre Desplat, die dem Film ihren Stempel aufdrücken: verspielt, eingängig, bodenständig, ein bisschen wie Yann Tiersen mit Country-Einschlag. Erzähltechnisch fällt es »Fantastic Mr. Fox« anfangs schwer, in die Gänge zu kommen; nicht gleich wird klar, ob es jetzt die Geschichte eines stehlenden Fuchses ist, oder die Geschichte angreifender Farmer, oder die Geschichte eines Familienkonflikts. Da schlängelt die Story dahin wie Mr. Fox auf seinem geklauten Motorrad. Bis sie irgendwann Fahrt aufnimmt, der Zuschauer es sich im Beiwagen gemütlich macht und erkennt: Es geht um all das – und es kann funktionieren. Unterm Strich ist »Fantastic Mr. Fox« einfach anders. Er ist anders animiert. Er ist anders erzählt. Vielleicht werden ihn sogar Erwachsene mehr lieben als Kinder. Er hat eine eigenwillige Erzähldynamik, auf die man sich einlassen muss. Aber, um es abschließend mit den Worten von Felicity Fox zu sagen: »Wir sind anders. Wir alle sind es. Er ganz besonders. Aber das ist auch irgendwie fantastisch, nicht wahr?«

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