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Kuehne

Kritik von Kuehne

Der Namen James Wan dürfte mittlerweile Horrorfans in freudige Erwartung versetzen. Nicht nur hat er mit „Saw“, das erfolgreichste Horror-Franchise aller Zeiten erschaffen, sondern bescherte den Fans mit Low-Budget Produktionen wie „Insidious“ unangenehme Träume. 2013 konnte er mit „The Conjuring“ alle Erwartungen toppen und hat vielleicht den besten Horrorfilm 2013, für andere sogar den besten Horrorfilm der letzten Jahre gedreht. Mit viel Feingefühl für die passende Atmosphäre, hat Wan bei „The Conjuring“ alles richtig gemacht. Dies tat er bereits auch schon 2011 bei „Insidious“. Und „Insidious“ gelang etwas, was viele andere Horrorfilme nicht schaffen; er schockierte die Zuschauer. Aufgrund des finanziellen Erfolgs des ersten Teils war es nur eine Frage der Zeit, bis eine Fortsetzung erscheinen würde. Mit einer gewissen Skepsis wurde die Nachricht aufgefasst, dass es eine Fortsetzung geben wird. Das Lager der Fans spaltete sich. „Insidious“ war eine kleine Perle; innovativ, frisch und irgendwie anders. Daher ist für einige eine Fortsetzung ein Muss gewesen. Andere waren aber der Meinung, dass die Geschichte gar nicht fortzusetzen sei. Ganz davon zu schweigen, dass eine Fortsetzung absolut unnötig sei. Nichtsdestotrotz erschien „Insidious: Chapter 2“ und nach dem grandiosen „The Conjuring“ musste Wan einiges bieten. Hat er das geschafft oder verliert sich „Insidious: Chapter 2“ im Durchschnitt? Erwartet den Zuschauer eine innovative und frische Filmperle oder hätte man die Finger davon lassen sollen? Hier erfahrt ihr es. Dass „Insidious: Chapter 2“ das Genre nicht neu erfinden möchte wird relativ schnell klar. Nach einer kurzen Rückblende in die Kindheit von Josh weiß der Zuschauer in welche Richtung sich der Film bewegen wird. Hier wird mit so gut wie jedem Klischee gearbeitet, welche man im Kopf hat sobald man an Horrorfilme denkt. Doch dies muss nicht immer Negativ gewertet werden. Es wird mit etablierten und bewährten Mitteln gearbeitet, dies aber durchaus anständig. Man muss dem Film zu gute heißen, dass die Spannung schnell aufgebaut wird und dabei konstant oben bleibt. Dies sogar über die gesamte Spielfilmlänge von 104 Minuten. Und dies ist erstmals für einen Horrorfilm das Wichtigste. Es wird zu Beginn eine Atmosphäre kreiert, in der permanent alles möglich ist, weil diverse Grenzen des Horrorfilms gebrochen werden (vergleichbar wie bei Teil Eins) und der Zuschauer im Unklaren darüber gelassen wird worin genau das Unheil seine Ursache hat. Wie auch im ersten Teil wird man stellenweise in den Kinosessel gedrückt, da die Spukerscheinungen jeder Zeit erscheinen können und die Zuschauer erschrecken. Viele Schocksequenzen sind hier durchaus gelungen. Doch irgendwie will der Funke nicht richtig überspringen. Aller erinnert zu sehr an den ersten Teil. Der Zuschauer weiß, was ihn erwartet, wo er hinsehen muss und selbstverständlich wann die „unerwartenden“ Schockszenen kommen. Was beim ersten Teil neu und frisch war, wirkt hier wie lieblos ausgewärmt. Des Weiteren gibt es nicht diesen Regelbruch wie beim Vorgänger. Horroreffekte am Tag zu zeigen ist äußerst selten im Horrorgenre. Die Protagonisten sind so niemals in Sicherheit. Dies hat bei „Insidious“ wunderbar geklappt. Bei „Insidious: Chapter 2“ will Wan genau dies wiederholen, doch es funktioniert einfach nicht so gut. Dies liegt vermutlich am Setting. Das neue Haus ist nämlich schon eher dunkel und düster gehalten. Nur selten sind die Räume durch Tageslicht erhellt und daher entsteht eine dauerhaft bedrohliche Atmosphäre. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, doch die Überraschungsmomente aus dem Vorgänger können so nicht richtig zünden. Des Weiteren wird hier viel offensichtlicher mit dem Horror gearbeitet. Wo im ersten Teil noch subtil mit Schatten oder angedeutete Bewegungen den Puls nach oben trieben, wird hier weniger Wert auf den Aufbau einer solchen Szene gesetzt. Mit brachialer Gewalt werden die Horrorelemente auf die Leinwand geschmissen. Der Zuschauer erschrickt zwar immer noch doch das Gänsehautgefühl ist schnell verflogen. Im Mittelteil des Filmes wird jedes Klischee eingebaut, welches dem Drehbuchschreiber Leigh Whannell eingefallen ist. Ein altes Krankenhaus in dem es spukt, eine verwahrloste Villa wo es zu allem Überfluss ein Massengrab gibt und selbstverständlich ein herabfallender Kronleuchter. Alles irgendwie schon gesehen und irgendwie zu verbraucht. Der Negativhöhepunkt im Mittelteil ist das Einsetzen von Handkameraelementen, bekannt aus der „Paranormal Activity“ Reihe. Dies wirkt dermaßen deplatziert, dass der Zuschauer schon die Augen schließen will und zwar nicht aus Angst. Glücklicherweise hat Wan dies bemerkt und die Handkameraszenen auf ein relatives Minimum beschränkt, sodass man grade noch mit Leben kann. Vermutlich wollte Produzent Orin Peli (Produzent der „Paranormal Activity“ Reihe) unbedingt diese Sequenzen eingearbeitet haben, da diese ja Erfolgversprechend sind. Fairerweise muss man diesen Szenen zugutehalten, dass die Spannung tatsächlich erhalten bleibt. Leider wird versucht aus der Story mehr zu machen, als sie eigentlich hergibt. Den gleichen Fehler beging Wan schon im der ersten Auskopplung im letzten Drittel. Es werden skurrile Verbindungen zum ersten Teil hergestellt. Dies ist alles etwas zu viel, da der Zuschauer die eigentlichen Hintergründe nur erahnen kann. Hier wäre weniger mehr gewesen. Zwar gibt es eine nette Idee mit dem „Ewigreich“. Hier sollte nicht zu viel verraten werden nur so viel, dass einige Geschehnisse aus Teil Eins erklärt werden. Doch so nett diese Ideen auch sind umso enttäuschender ist die Tatsache, dass dies mit keinem Wort erklärt wird. Das Nichtwissen der Zuschauer führt unweigerlich zu Fragen nach dem Wieso und Warum. Die Antworten bleiben aus und hinterlassen einen faden Beigeschmack. Generell passt allerdings das „Ewigreich“ besser in die Geschichte von „Insidious: Chapter 2“ als noch in Teil Eins. Es wirkt weniger deplatziert und einige unheimliche Vorgänge innerhalb des Hauses werden dadurch sogar noch genauer erklärt und beleuchtet. Besonders das klischeebehaftete Klavierspielen, welches zu Beginn fasst peinlich wirkte, bekommt so einen „relativ“ logischen Hintergrund. Somit werden einige vorangegangene Fehler etwas ausgemerzt. An Spannung mangelt es nie, doch die Intensität fehlt. Alles wirkt wie Durchschnittsgrusel. Gut das Wan es geschafft hat, den kompletten Cast des ersten Teils zurück zu holen… Oder vielleicht auch nicht. Die schauspielerische Leistung ist nicht schlecht, sie ist unterirdisch. Man glaubt den Figuren kein Wort, was auch daran liegt, dass ihre Motive häufig vollkommen unlogisch sind und die Darsteller ihre Gesichter die meiste Zeit zu absurden Grimassen verziehen. Es wird von ihnen wohl auch nicht mehr verlangt, als permanente Angst und ein dauerhaften Schockzustand zu spielen. Zwar spielt die schauspielerische Leistung in Horrorfilmen eine eher untergeordnete Rolle, allerdings war hier eindeutig mehr zu erwarten. Die Schauspieler sind im Vergleich zu Teil Eins nicht wiederzuerkennen. Bei den großen Namen erwartet man eine solche Leistung gar nicht. Auch im Bereich Humor macht „Insidious: Chapter 2“ alles falsch. Die „Geisterjäger“, welche im ersten Teil die Situation durch kleine Seitenhiebe auflockerten, entwickeln sich hier zu einem Slapstick Duo der übelsten Sorte. So gut wie kein Spruch oder Witz zündet sondern wirkt deplatziert und peinlich. Die Effekte – wenn man sie denn so nennen möchte – sind miserabel. Sie wirken als hätte man irgendwo auf einer Amateurtheaterbühne eine Nebelmaschine geklaut und losgelegt. Auch das Maskenbild ist teilweise nicht viel besser, als es die durchschnittliche Mutter zu Karneval auch für ihre Kinder hinbekommt. Die Dämonen wirken so, als entsprängen sie nicht einem Horrorfilm, sondern einem Varieté. Trotz des höheren Budgets wurde hier zu viel gespart. Positiv zu vermerken ist allerdings, dass die Dämonen alle ein menschliches Aussehen haben und nicht wie Tiere oder Bestien wirken wie in Teil Eins. Der Schluss ist ein Hohn an alle Fans vom ersten Teil. Zwanghaft wird versucht eine Brücke für Teil 3 zu schlagen, wobei es jetzt schon den Anschein macht, als würde Familie Lambert dabei keine Rolle mehr spielen. Überflüssig, zusammenhangslos und zu erzwungen wirken die letzten 3 Minuten des Filmes und in dem Moment, als der Abspann ansetzt, fragt man sich nach dem Warum. Wer über diese Makel hinweg sehen kann und seinen Kopf gänzlich ausschaltet wird über 104 Minuten unterhalten. Es ist auch gut möglich, dass dieser Film einen besseren Stellenwert hätte, gebe es den grandiosen ersten Teil nicht. Vieles ist daraus leider schon bekannt und daher fehlt der „Wow – Effekt“. Spannung wird geboten und viele Schockmomente sitzen. Leider eben alles OK aber nicht herausragend. Fazit: Nach einem grandiosen ersten Teil versinkt „Insidious: Chapter 2“ nur im Durchschnitt. Zwar wird dem Zuschauer ein spannender Film präsentiert, welcher allerdings zu viele Makel beinhaltet. Wäre die Atmosphäre und Intensität dichter, könnte man gegebenenfalls darüber hinweg sehen, doch dies ist nicht möglich. Somit rutscht „Insidious: Chapter 2“ in den Einheitsbrei und es bleibt nur zu hoffen, dass die Produzenten davon absehen, einen Teil Drei zu produzieren. Dennoch: Auch wenn er über weite Teile wirklich schlecht ist, gelingt es dem Film seine Spannung aufrecht zu erhalten. Und das ist für einen Horrorfilm die mit Abstand zentralste Eigenschaft. Es gibt deutlich bessere Horrorfilme. Doch wenn man allerdings um einen Kinobesuch oder eine DVD-Sichtung nicht herumkommt, könnte es einen auch wirklich schlimmer treffen.

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