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Gertschi

Kritik von Gertschi

Schwarze Poesie mit reiner Liebe am Strich

Die Geschichte einer Liebe, in einem Milieu, wo sie niemand suchen, niemand vermuten würde: auf dem Strich. Dort, wo man Liebe als Nummern und in harter Währung zählt, kämpft der kleine, häßliche Ganove George (Bob Hoskins) für die schwarze Luxushure Simone (Cathy Tyson) romantisch wie ein edler Ritter seiner Königin. Weil er in sieben Jahren Haft seinen Gangsterboß nie verpfiffen hat, darf George als Chaffeur ein Callgirl von Fick zu Fick kutschieren. Und weil er sie wirklich liebt, irrt er in ihrem Auftrag auch durch die düsteren Neonhöhlen der Lustindustrie, wo unappetitlicher Kabinensex, desillusionierende Peep-Shows und drogendressierte Billignutten auf ihre Opfer warten: Dort wähnt Simone ihre 15jährige Freundin gefangen, wonach George jetzt suchen soll.

Und dort schlägt die bis dahin rührende, komisch groteske Ganovenballade unversehens in einen Alptraum um, in eine Höllenfahrt durch jene ekelhaften Abgründe, wo sich Sex und Kriminalität, Perversität und Geldgier unter dem Schutz bürgerlicher Doppelmoral profitabel verbinden. Es ist eine romantische Tragödie, die sich als Umweltthriller tarnt. Verkommenheit, krasse Klassenunterschiede, Reichtum, das Sexbusiness, Poesie, Freundschaft und ein London, wie es in keinem Reiseführer steht.

Neil Jordan, einer der Besten des britischen Erfolgskinos der 80er, wechselbadet mit seinem ebenso zärtlichen wie erschreckenden Thriller-Melodram, mit seinem nachtschattigen film noir - schlitternd zwischen liebevollem Märchen und abscheulicher Wirklichkeit - das Publikum in Amüsement und Schock: witzig, ironisch und sensibel. Schwarze Poesie, durch Zynismus hell erleuchtet, verführt zum schaudernden Blick in den Abgrund. Und daß Neil Jordan mit dieser kleinen Geschichte ein großer Film gelungen ist, läßt fürs Kino hoffen. Jordan setzt eben nicht auf große Palaver, nicht auf aufwendige Effekte, sein Kino ist weder das des technologischen Overkills noch das der psychologischen Ringkämpfe. Jordan setzt auf das, was die Liebhaber des Kinos an es bindet - auf Atmosphäre, Bilder und vor allem Figuren. London von unten, Innenansichten einer Metropole, deren Paläste und Plätze auf Postkarten gehören.

Jordans Kameramann Roger Pratt zeigt uns Bilder von miesen, kleinen Puffs in Soho, schmutzige Vorstadtstraßen, eine Autowerkstatt am Hafen als liebenswertes Refugium für einen vermeintlichen Spinner, der Kriminalromane liebt, Georges einziger Freund ist und dessen Abenteuer lakonisch mit seinen Büchern vergleicht.Wenn's  jedoch darauf ankommt, greift er ein. Der schwergewichtige Schauspieler Robbie Coltrane spielt diesen Freund. Und er ist einer jener unkonventionellen Helden des britischen Kinos, die niemals James Bond spielen könnten, aber dafür wieder Menschen auf die Leinwand bringen.

Man hat "Mona Lisa" mit Scorseses "Taxi Driver" verglichen oder mit Paul Schraders "Hardcore". Das Milieu, die Geschichten - es ähnelt sich, man fühlt sich erinnert. Und doch ist "Mona Lisa" etwas ganz anderes, etwas Neues. Nicht nur, weil der Film nicht in New York, sondern in der fürs Kino weit weniger erschlossenen englischen Metropole spielt, sondern weil die Story einen anderen Ausgangspunkt hat: "Mona Lisa" ist eine Liebesgeschichte, eine kleine, aber leidenschaftliche Liebesgeschichte.

Fazit: Traurig-dramatische Love Story im Thrillergewand, die nicht gutgehen kann. Eine der bewegendsten Romanzen des neueren Kinos. Sie lebt von der Faszination des menschlichen Begehrens und unkontrollierbaren Suche nach Zärtlichkeit und Liebe. New British Cinema von seiner besten Seite!

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